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(Broteste Ornamentßitße

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„Kanbetabergrotesten" ta[[en [id? in 5er Buchittußration menige 3ahre [pdter
überall im Horben feßßetten. Sie bedeuten etmas Unerhörtes, einen Bruch
mit ber Dergangenheit. 3h^ Statit i]t nur Schein, bie teiner rationalen Betrach-
tung ßanbhätU. (Bejucßt mirb ab[o!ute Phanta]tit, Rufbau auf bem leeren
Raum unb eine gütte ber IHotioe, als ob man teine Ruhe ßum (Ertennen ber
irrationalen 3u[ammenhänge Ia{}en mollte. Troß oder Der[i(ßerung oom
Gegenteil iß oon Rnfang bie tünßterßcße Heufchöpfung mit beharrticßem
Streben am H)ert bie antiten Rnregungen mit originaiem (Beiß umßuformen
unb meiterßubitben, [eßr im (Begen[aß ßum europäischen Horben, ber mit
gläubiger Eingabe bie[e pubtitationen als echte Rntite aufnahm. 3oan Rnbrea
(tätig 1475—1505), Hicoleto Ro[ep ba HIobena (tätig 1500—1540) unb Rntonio
ba Brescia (1505—1519) führen in (Dberitalien, bie beiben letzteren finben ben
Rn[dßuß an bie römifcße (Broteste. Den tgöhepuntt oietfättigen Künßterbe-
mühens um bie (Broteste [tettt bas H)ert eines Unbetannten bar, bas man
bisher bem (Enea Dico ßu[(ßrieb'^. (Es }inb ßroei turß nach 1530 er[d?ienene
(Brotestfotgen unter bem Titel: Leviores et extemporaneae picturae, quas
Grotteschas vuigo vocant. Sie mürben [cßon 1541 burch Tß. Bartacßi mit
b)ilfe [eines Stüters Tnea Dico topiert unb burd? Ducerceau bem Horben über-
mittelt. 3h^ erläuternber Titel gibt über ben Hamen, H)e[en, Ur[prung unb
Hnmenbung ber (Brotesten in ber Rntite Rustunft unb behauptet bie antiti[che
treue Hliebergabe ber IHotioe. t)ier i[t ber (Brotestengei[t als reines Traum-
leben ohne Rüd[icht auf irbi[che (Be[eße, [a fa[t nod; über altes phanta[ti[ch Kläg-
liche hinaus ßur tünßleri[tßen Darßellung getommen. Das Phantaßi[<ß-Spiele-
ri[<ße unb Unernße, bas t)anblungsgelabene ooller BemegungsiIIu[ion er[cheint
in bühnenmäßigem Rufbau als IDanbmaterei. Ruf bie[er Bühne irrt bas Rüge
über enbtos flüchtige (Erlernungen. Die grotesten güllungen, faß in ihrem
ßierlicßen Bau unb ihrem teitonßcß unmöglitßen, turneri[chen Spielereien an
bie Tßinoßerien bes Rototo erinnernb, [inb oon tibettenartigen fauni[chen
Sebemejen in pitanteßen Tätigteiten beoöltert. Rn bie[en ihrem (Beiß nach
baroden (Erfinbungen ßat }i<ß ber junge (Enea Dico (geb. um 1523—1567 ß)
gejcßutt, in barode gorm umgego[[en hat ße 1607 ber Rugsburger Sucas Kilian
([. Rbb.). Ruch ^nr Kurfürß (Dtt-t)einrich haben bie berühmten (Brotestent-
mürfe bes Unbetannten für Rusmatung bes Heidelberger Scßlo}[es oorgelegen^.
(Enea Dico beßeicßnet [ich, n)ie )o oiele [einer Hatßfolger, als (Erfinder; bas iß
jebocß nur mit ber [eßr großen Tin[cßräntung richtig, baß er bie ißm oon oieten
Seiten ßuftießenben (Erfinbungen anberer für ben prattßcßen (Bebraucß ber
beioratioen Künßler bearbeitet h^rausgab. Durchaus abhängig oon ben [d?on
berührten (Broßmeißern italieni[<ßer Detoration im allgemeinen, mißen mir,
baß (Enea Dico [peßiell nach Dortagen Perin bet Dagas (1499—1547), bes gram
cesco Satoiati (um 1530—50) unb bes geborenen „(Brotestenmaters" Tßri-

' R. Beniner, S. 139.
2 p. ße^en, Ornamentftid? 1920, S. 29, Rbb. — R. Berliner, Ornamentale Dorlageblätter 1926, S. 130,
142, Oafet 100.
^ Kuppqtid?mappe Ott petnrid?s ber peibelberger Unin.=Bibl. Rr. 366, f. 51.
 
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