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Landesstelle Baden
des Reichssinisteriums für
Volksaufklärung und Propaganda

den 7. August 1937.
Ritterstr, 22.

An alle Museen, Galerien und Sammlungen im Gau Baden!

Der Präsident der Reichskanmer der bildenden Künste,
Akademie-Professor Adolf Ziegler, ist vom Führer
beauftragt worden, aus allen'im Reichs-, Länder- und
Kommunal besitz befindlichen Museen, Galerien und Stamm-
lungen noch vorhandene? Produkte der Verfallszeit zu be-
schlagnahmen.
Im Zuge dieser Beauftragung gibt der Herr Reichs-
minister für Volks auf klärung und Propaganda,. Br. Goebbels, --
die Anweisung, daß eine .Veränderung der Bestände an Kunst-
werken durch Kauf, Tausch oder Rückgabe von Leihgaben bis
auf weiteres nicht stattfinden darf. Gedruckte und geschrie-
bene Kataloge und Eingangs- bezw, Ankaufsbücher sind, soweit
in ihnen Werke - seit 1910 entstanden - enthalten sind, für
den Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste bei
den Museen bereit zu halten, ebenso die dazugehörigen
Korrespondenzen, Abrechnungen und sonstigen Unterlagen.



Dok. 29 Rundschreiben der Landesstelle Baden des Reichsministeriums für
Volksaufklärung und Propaganda, 7. August 1937
(Städtische Kunsthalle Mannheim)

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©erlin, beit 31. SRoi 1938.

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Dok. 30 Reichsgesetzblatt 1938, Teil 1, Nr. 88, S. 61 If.
(GLA 235/40412)

die Daten nur für einen Teil der Städte zur Verfügung stehen (vgl. Kapitel 10.2), läßt sich der Zeitraum nicht
exakt bestimmen. Eine erste Bilanz legte Ziegler dem Propagandaminister am 30. September 1937 vor. Der
notierte tags darauf: »Gestern: [...] Ziegler macht einen Bericht über seine Beschlagnahmereise. Er hat sich über-
all durchgesetzt«8. Noch am 3. Dezember 1937 schrieb Ziegler an Darre: »Da ich jetzt den großen Sonderauftrag
des Führers, die deutschen Museen zu bereinigen, in nächster Zeit zum Abschluß zu bringen hoffe [...]«?. Hatte
die erste, unter großem Zeitdruck stehende Aktion einer flüchtigen Durchsicht zum Zwecke der Requirierung
von Exponaten für die Münchner Femeschau gedient, so ging es nun um die systematische und flächendek-
kende Liquidierung der Moderne. Dabei blieben auch solche Museen nicht verschont, deren Sammlungsbestand
praktisch keine oder nur wenige Werke der Avantgarde enthielt.
Einige der Ausschußmitglieder waren bereits Teilnehmer der ersten Kommission gewesen; neben Adolf Ziegler
waren dies Walter Hoffmann und Hellmut Sachs. Berufen wurden darüber hinaus der Photograph Heinrich
Hoffmann [?], der Direktor der Städtischen Galerie München und neuernannte Abteilungsleiter im Goebbels-
Ministerium Franz Hofmann, der Nürnberger Museumsleiter und Landesleiter der Reichskammer der bildenden
Künste in Franken Emil Stahl, die Berliner Kunstmaler Gustav Adolf Engelhardt und Guido Joseph Kem sowie
der Berliner Kunsthändler und Referent der Reichskammer der bildenden Künste Carl Meder. Diese Herren wur-
den jeweils von örtlichen Vertretern der Landesleitungen der Reichskulturkammer (z. B. in Bayern E. Jäger; vgl.
Dok. 23) oder der Reichskammer der bildenden Künste (z. B. für Halle-Merseburg Herr Stintz, für Westfalen-
8 Zitiert nach Fröhlich 1987a, Teil 1, Bd. 3, S. 285.
9 Zitiert nach Wulf 1983a, S. 153.
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