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!
Des Herrn Professor vr. Bastinak Erlebnisse ic.
Der Herr Professor ersetzt den Verlust seiner Mütze durch einen kunstvoll zusammengehefteten Bogen Papier und fischt mit
Energie weiter.
(Schluß folgt.)
Geschichtelcher vom Herr Maier, wie er se als seine Werthshausfreind verzählt.
(Schluß.)
Ich bin kee Proletarier, sag ich, ich bin Naturforscher und
Musikant, sag ich, wann ich for die Stund nor 5 kr. krieg,
so verdien' ich mer genug, daß ich nit zu proletire brauch.
Ich bin aach kee Wühler, Hab ich gesagt, ich bin e freier
Staatsbürger, sag ich, unn war immer for de gemäßigte
Rückschritt; wanns gar zu schnell rückwärts geht, kann ich
aach nit davor, ich kanns nit ufhalte.
Ebe so wenig bin ich e Tumultuant, sag ich, denn wenn
I ich den Herre Gensdarm blutig geschlage Hab, so is des nor
in der Zerstreuung geschehe. Ich wollt'm nor e Maulschelle
gebe, und habe nimmer dran gedenkt, daß ich die Mineralien
in der Hand Hab. Uebrigens is es nor sei' Schuld, sag ich,
denn wenn er sieht, daß die Leut mit Steener schmeiße, da
hält' er ebe nit hingehe solle. Und die paar Zähn' die ich
unversehens eingeschlage Hab, die Ware so schon angefresse,
sag ich, daß sie mer die nit etwa for gute anrechne.
Ueberhaupt, Hab ich gesagt, hoffe ich, die HerrnBerschworne
were dem Herrn Staatsanwalt nit alles glaabe, was er Ihne
von mir secht; dann der is dafor bezahlt, daß er die Leut recht
schlecht macht. Unn jetzt gehe Sie in Gottesname nei, sage
ich, und berathe Sie Sich, aber nit gar zu lange, dann ich Hab
schon e ferchterliche Dorscht. Nu und so habe sie mich denn
mit vierzehn Tage geschärfte Arrest verknurrt, weil sie geglaubt
! habe, ich wär besoffe, und folglich nit ganz zurechnungsfähig
gewese, Wege die acht Schoppe do; die habe nit gedenkt, daß
ich noch achte hätt' vertrage könne.
Die verzehn Tag Arrest bei Wasser und Brod, des war
mer nu zu viel und zu wenig; das heeßt, die verzehn Tag
wäre mer zu viel, und Wasser und Brod lvar mer Widder
zu wenig; aber wie ich Hab protestiren wolle, do secht mei
Vertheidiger: „Laß gut sein, lieber Freund, und danke Gott,
daß de so gut dervun gekumme bist," und so Hab ich denn
mein Straf ausgehalte, so unschuldig als ich war, und bin
dernach gleich von Frankfurt weg nach Münche.
HI.
Die Geschicht von der Phrenologie, dem mathematische
Problem und dem elektrische Telegraphe.
In Münche habb ich ach ferchterlich Pech gehat, ich loschir
mit in em von de beschte Hotels beim Stiffelwert in der
Sendlinger Schtroos. Die Gesellschaft war ganz extraordiner:
lauter Leut' vum gelehrte Fach. Da war en Ausläufer vun
der Hofbibliothek, der Oberheizer vun der Akademie, der Haus-
knecht aus der Hofapotheke; und nacher zwee Diplomate wäre
aach derbei, nämlich die zwee Kutscher vum östreichische und vum
preußische Gesandte. Jetzt die zwee habe eegentlich de ganze
Spaß verdorbe. Die habe natürlich gleich mit ihrer dumme J
Politik angefange, und sind Ihne so arg hinnerenander gekumme, j
daß ich gedenkt Hab, ich müßte doch intervenire; aber prost die
Mahlzeit, da hätte Sie sehe solle, wie die zwee Großmächte gleich
wieder zusammengeholfe habe, und habe mich nausgeschmieße,
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Des Herrn Professor vr. Bastinak Erlebnisse ic.
Der Herr Professor ersetzt den Verlust seiner Mütze durch einen kunstvoll zusammengehefteten Bogen Papier und fischt mit
Energie weiter.
(Schluß folgt.)
Geschichtelcher vom Herr Maier, wie er se als seine Werthshausfreind verzählt.
(Schluß.)
Ich bin kee Proletarier, sag ich, ich bin Naturforscher und
Musikant, sag ich, wann ich for die Stund nor 5 kr. krieg,
so verdien' ich mer genug, daß ich nit zu proletire brauch.
Ich bin aach kee Wühler, Hab ich gesagt, ich bin e freier
Staatsbürger, sag ich, unn war immer for de gemäßigte
Rückschritt; wanns gar zu schnell rückwärts geht, kann ich
aach nit davor, ich kanns nit ufhalte.
Ebe so wenig bin ich e Tumultuant, sag ich, denn wenn
I ich den Herre Gensdarm blutig geschlage Hab, so is des nor
in der Zerstreuung geschehe. Ich wollt'm nor e Maulschelle
gebe, und habe nimmer dran gedenkt, daß ich die Mineralien
in der Hand Hab. Uebrigens is es nor sei' Schuld, sag ich,
denn wenn er sieht, daß die Leut mit Steener schmeiße, da
hält' er ebe nit hingehe solle. Und die paar Zähn' die ich
unversehens eingeschlage Hab, die Ware so schon angefresse,
sag ich, daß sie mer die nit etwa for gute anrechne.
Ueberhaupt, Hab ich gesagt, hoffe ich, die HerrnBerschworne
were dem Herrn Staatsanwalt nit alles glaabe, was er Ihne
von mir secht; dann der is dafor bezahlt, daß er die Leut recht
schlecht macht. Unn jetzt gehe Sie in Gottesname nei, sage
ich, und berathe Sie Sich, aber nit gar zu lange, dann ich Hab
schon e ferchterliche Dorscht. Nu und so habe sie mich denn
mit vierzehn Tage geschärfte Arrest verknurrt, weil sie geglaubt
! habe, ich wär besoffe, und folglich nit ganz zurechnungsfähig
gewese, Wege die acht Schoppe do; die habe nit gedenkt, daß
ich noch achte hätt' vertrage könne.
Die verzehn Tag Arrest bei Wasser und Brod, des war
mer nu zu viel und zu wenig; das heeßt, die verzehn Tag
wäre mer zu viel, und Wasser und Brod lvar mer Widder
zu wenig; aber wie ich Hab protestiren wolle, do secht mei
Vertheidiger: „Laß gut sein, lieber Freund, und danke Gott,
daß de so gut dervun gekumme bist," und so Hab ich denn
mein Straf ausgehalte, so unschuldig als ich war, und bin
dernach gleich von Frankfurt weg nach Münche.
HI.
Die Geschicht von der Phrenologie, dem mathematische
Problem und dem elektrische Telegraphe.
In Münche habb ich ach ferchterlich Pech gehat, ich loschir
mit in em von de beschte Hotels beim Stiffelwert in der
Sendlinger Schtroos. Die Gesellschaft war ganz extraordiner:
lauter Leut' vum gelehrte Fach. Da war en Ausläufer vun
der Hofbibliothek, der Oberheizer vun der Akademie, der Haus-
knecht aus der Hofapotheke; und nacher zwee Diplomate wäre
aach derbei, nämlich die zwee Kutscher vum östreichische und vum
preußische Gesandte. Jetzt die zwee habe eegentlich de ganze
Spaß verdorbe. Die habe natürlich gleich mit ihrer dumme J
Politik angefange, und sind Ihne so arg hinnerenander gekumme, j
daß ich gedenkt Hab, ich müßte doch intervenire; aber prost die
Mahlzeit, da hätte Sie sehe solle, wie die zwee Großmächte gleich
wieder zusammengeholfe habe, und habe mich nausgeschmieße,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Herrn Professor Dr. Bastinak Erlebnisse auf einer Angelfischerei-Parthie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 373, S. 102
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg