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106 Neue Reisen des wohla

daß er anstatt die Fligel wenigstens noch ein Hemde an hatte,
j Ich wüste gar nicht, was ich denken sollte und dachte schon, sie
hätten mir vielleicht meinen Fritzen verwechselt, wie solches
I oste mit die Weisen- und Pfündelkinder gemacht wird.

Aber auf einmal spricht Fritze ungefehr so zu mir: Gelibter
Vater u.s.w.! Indem da Du mich hast vor den Kaufmanns-
stand bestimmt, so sagtest Du, daß man sich müßte frihzeitlich
an die Handlung gewehnen. Nun traf ich auf die Straße
einen Mann, welcher mir so lange zugeredet hat, bis ich ihn
, mein Hawit vor ein Goldstücke verkauft habe, wofür ich könnte
morgen dreie dafür kaufen, wie er sagte, was hier in die
dunkle Hausthüre geschehen ist.

Ich war als wie aus die Wolken hinaus gefallen, wie ich
dieses hörte und nahm also Fritzen gleich in Emfang, indem
ich ihn auf einen Stuhl legte und vor diese Dummheit, welches
eine Spitzbiberei war, meinen Bambos zu fihlcn gab.
Der Schneider, welcher noch Augenzeige bei dieser heislichen
Zehne war, war gans gerihrt dariber, daß Fritze wenigstens
wiedergekominen war. Die Threnen liefen ihn immer über die
Backen hinunter und er thecklamerirte dazu das Schlußlied aus
Müllern seine Schulden:

Und die Dreie ist doch kein Lehrerwahn,

Denn in die Aermel liegen fick beide
Und weinen vor schmerzlicher Freide.

Damit konnte er jedoch nur Fritzen meinen, welcher freilich
weinte und heilte. Dieses war jedoch nur der erste Schreck, denn
als ich mir nun den Dukaden besah, welchen der falsche Betricher
meinen Sohn eingehendigt hatte, bemerkte ich, daß dieses kein
Dukaden nicht, sondern nur eine gans ortinehre Sbielmarke war,
i das Duzend vor einen Sechser. Auf diese Endcckung widmete
j ich Fritzen die zweite verbesterte Auslage von Keilen, denn ich
war sehr withend und hette können zu einem Selbstmerder an
ihm werden, wenn mich nicht der sendimentalische Schneider
noch zu rechter Zeit mit einige Ferse in die Arme gefallen
wcre, um den Blutbad ein Ende zu machen.

Am andern Morgen war ich etwas beruhigter und kaufte
> bei einen fertigen Kleidermageziehnhendler ein ganses Kostihm

ngesehenen Bürgers rc.

vor Fritzen vor zwei Dhaler Kuhrand, welches man doch denken !
sollte daß dieses müste gestohlen sein.

Ich hatte aber noch nicht die Absicht fahren gelasten, Fritzen
einen Kaufmann werden zulasten, indem daß er Dalend zum
Handel cichentlich gezeigt, obgleich er dumm gehandelt
hatte. Alleine aber Handel bleibt Handel.

Wir setzten nun unsre Wandrungen auf die Meste fort, wo
nun auch der große Blatz zu bemerken ist mit die Sehenswirdig-
keiten. Dieses soll ziemlich grade so sein wie in die Tirkei,
indem hier ein Schkandaal ist, als were der Teifel los, liebe
Anverwandte u. s. w. Hier kann nämlich Einer vor Musik,
Kahrosellers, Bratwirstchen, blinde Musikanten, Schmutz,
Aebfelweiber und vieles andre gar nicht zu Worte kommen,
doch giebt es dort viel zu sehn.

So sind zum Beispiel Maschienirien da, in welcher Einer
seine zukinftige Geübte sehen kann. Diese besteht nämlich in
einen Blächtobf (das Heist die Maschienc, nicht etwa die Geliebte!)
in welcher eine Oeffnung ist, wo man hineinsieht. Ich stagte
den Besitzer, welcher in einer alten Frau und einen Kinde be-
stand, ob ich denn auch meine verstorbene Frau dadrinne
sehn könnte, und da dieses vor zwei Neigroschen auch möglich
war, so endschlos ich mich, diese Summe zu risikiren. Hierauf
legte ich also mein rechtes Auge an das Loch in den Blächtobf, |
hielt das linkse zu und sah jedoch noch nichts nicht. Allein aber
nun blies das Kind in das Kohlenfeier, welches unter den Bläch-
tobf stand, daß mir davon der Rauch in die Auchen die Threnen
zusammenzog, wobei es auf einmal helle in den Tobfe wurde
und ich in den endfernten Hindergrunde destelben eine Figuhr
erscheinen sah, welche grade so aussah wie ein Bild aus ein
Modeschurnal. In denselben Momende schob aber auch die Frau
schon wieder die Klappe an den Blächtobf zu, womit es wieder
finster wurde. Wie sie mich nun fragte, ob es meine frühere
Gattin gewesen wäre und wie ich daran zu zweifeln mir gestattete,
da wurde die Alte noch grob und sagte: das müste sie doch am
besten wissen, daß sie es gewesen were und mir ständen ja »och
jetzt die Threnen der Rihrung in die Augen (welches jedoch nur
von den Rauche war!) Ich gab mich also zufrieden, weil schon
wieder ein junger Mensch in den Tobs gucken wollte, um seine
Zukinftige darin zu endecken. Sie machten es mit ihn grade
als wie mit mir, und schoben ihn sehr rasch die Klappe vor die
Nase zu. Da ich mich über diese sonderbare Erfindung dennoch
unterrichten wollte, so fragte ich heimlich den Jingling, was er
in den Tobs gesehn hette, woraus er mir beschrieb, daß es auch
so eine Madam aus Baumgertners kohlerirtes Mode-
schurnal gewesen were, wohingegen er bis jetzt noch keine Ge-
übte nicht hette und also diese dadrin Gesehene seiner Zuünftigen
ähnlich sehen sollte. — Aber da fihltc ich hingegen dennoch Mit-
lcidigkeit mit den Jingling und flisterte ihm in das Ohr: „Un-
schuldiger, bclhcerter Freind, wenn die Sache so ist, daß der
Alten ibr Blächtobf kein Ligner nicht ist und wenn dieses dadrin
vorhin wirklich meine verstorbene Gemahlin gewesen ist und wenn
Ihre Zuünftige meiner Einstigen wirklich so sehr ähnlich sieht,
so thun Sie sich den einzichen Gefallen und gehen Sie Ihrer
Zukinttigen so viel wie möglich aus den Wege, denn Sie kennen
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna bei Dresden."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Junge <Motiv>
Halskrause <Motiv>
Kostüm
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 374, S. 106

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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