Räthin Huber zufällig mit der Gattin eines Violinisten aus
dem Theaterorchcstcr zusammen und cs entspinnt sich folgen-
des Gespräch:
Räthin: „Nun, liebe Frau Gwihhcim, was sagt Ihr
Mann zu der neuen Oper, ist die Musik leicht oder schwer?"
Frau G.: „Nicht so schwer, als im Tannhäuser, Frau
Räthin, denn wenn mein Mann da mitspielt, muß er sich
immer die wollene Unterjacke auszichen."
Plaudereien.
Der Zauberspiegcl.
Erste Scene. — Im Wirthshanse.
Schuldirektor: „Warum, schöne Frau Wirthin, heute
so schlecht gelaunt?"
Wirthin: „Ja schau'ns, Herr Direktor, ich Hab' aber
auch'n Grund dazu, deuken's Ihnen nur, meine Herrn, ver-
gangene Nacht hab'n mir so a paar Spitzbub'n alle Erdäpfel
von mein' Acker g'stohl'u; wiffen's, meine Herrn, an die Erd-
! äpfel liegt nit grad' gar so viel, aber den Spitzbub'n von
! Nachbarn möcht' ich kennen, damit ich mich für d'Zukunft
zu richten weiß!"
Schuldirektor: „Ja, machen Sie nur die Anzeige,
Frau Wirthin, das Gericht wird Ihnen den Dieb schon
zeigen."
Wirthin: „Ah, gehen's, Herr Direktor, die
Laufereien, die man da hat."
Krciskommissär: „Ich weiß Jemand, der
Ihnen helfen kann, wenn Sie den Weg nach Stcin-
thal nicht scheuen, dann gehen Sie nur zum Herrn
Pfarrer Höhn, der hat einen Zauberspiegcl, wenn
Sie in den hineinsehen, werden Sie den Dieb er-
blicken, nur müssen Sie ihn schön bitten, damit er
Ihnen den Spiegel zeigt, er wird nicht wollen, ich
weiß cs zum Voraus, lassen Sic sich aber ja nicht
abweisen, das rathc ich Ihnen."
Wirthin: „Oh! ich versteh' schon, ich Hab'
so morgen in Stcinthal zu thun, da geh' ich gleich
zum Herrn Pfarrer, von dem Hab' ich eh' schon gar
wunderliche Sachen g'hört. Im Schenkzimmcr wird
klopft, i muß schon nachschau'n."
Kreiskommissär: „Seit drei Monaten ist
Höhn nicht herübepgekommen; wie ich hörte, hat er
sich den Wissenschaften an den Hals geworfen. Nun,
er wird sich morgen ein Bischen ärgern und dabei
an mich denken."
Zweite Scene. (Pfarrers Studierzimmer mit einer
Bibliothek, physikalische Instrumente rc., an einem
Tische steht der Herr Pfarrer mit der Photographie
des Commiffärs, worüber er ein eben so großes
Vcrgrößcrunsglas hält. Die Wirthin schlägt die
Hände verwundert zusammen, währenddem der Pfarrer
schlau lächelt.)
Wirthin: „Ah Spektakel! na, das möcht'doch
Niemand glauben, den kann man nit a mal an-
zeigcn, und wie er sich verstellt hat."
Dritte Scene. — Im Wirthshanse.
Krciskommissär: „Nun, Frau Wirthin, Sic waren
also beim Herrn Pfarrer und hat er Ihnen den Spiegel
gezeigt?"
Wirthin: „Freilich, ich Hab' den Dieb deutlich g'seh'n."
Krciskommissär: „Ah! Sie spaßen wohl?"
Wirthin: „Ich bin heut' gar nit g'spaßig aufg'lcgt,
ich muß Ihnen schon rundweg sagen, Herr Krciskommissär,
das hätt' ich nit denkt, daß so a vornehmer und a reicher
Herr, wie Sic sind, auf's Erdäpfelstehl'n ausgehcn thät!"
Der Verlassene.
Diese trocknen Blumen, dich vergilbte Band
Winken mir wie Boten aus gelobtem Land;
Und die Blumen duften, und das Band erglänzt,
Eng den Leib umschlingend, den die Blüthe kränzt.
Und zwei süße Lippen drückten sich auf meinen Mund,
Ich nahm Band und Blumen — Zeugen für den Bund;
Legt' in meine Kasse sic als liebsten Schatz,
Gab am Boden ihnen dort den Ehrenplatz.
Ha, es war ein Leben, stürmisch, wonnevoll,
Ach, das Alles muß verfallen des Vergehens Zoll;
Fauni war kein Engel, als die Kasse leer
Blieb drinn Band und Stengel ^ock> zu ihr dürft ich
nicht mehr.
dem Theaterorchcstcr zusammen und cs entspinnt sich folgen-
des Gespräch:
Räthin: „Nun, liebe Frau Gwihhcim, was sagt Ihr
Mann zu der neuen Oper, ist die Musik leicht oder schwer?"
Frau G.: „Nicht so schwer, als im Tannhäuser, Frau
Räthin, denn wenn mein Mann da mitspielt, muß er sich
immer die wollene Unterjacke auszichen."
Plaudereien.
Der Zauberspiegcl.
Erste Scene. — Im Wirthshanse.
Schuldirektor: „Warum, schöne Frau Wirthin, heute
so schlecht gelaunt?"
Wirthin: „Ja schau'ns, Herr Direktor, ich Hab' aber
auch'n Grund dazu, deuken's Ihnen nur, meine Herrn, ver-
gangene Nacht hab'n mir so a paar Spitzbub'n alle Erdäpfel
von mein' Acker g'stohl'u; wiffen's, meine Herrn, an die Erd-
! äpfel liegt nit grad' gar so viel, aber den Spitzbub'n von
! Nachbarn möcht' ich kennen, damit ich mich für d'Zukunft
zu richten weiß!"
Schuldirektor: „Ja, machen Sie nur die Anzeige,
Frau Wirthin, das Gericht wird Ihnen den Dieb schon
zeigen."
Wirthin: „Ah, gehen's, Herr Direktor, die
Laufereien, die man da hat."
Krciskommissär: „Ich weiß Jemand, der
Ihnen helfen kann, wenn Sie den Weg nach Stcin-
thal nicht scheuen, dann gehen Sie nur zum Herrn
Pfarrer Höhn, der hat einen Zauberspiegcl, wenn
Sie in den hineinsehen, werden Sie den Dieb er-
blicken, nur müssen Sie ihn schön bitten, damit er
Ihnen den Spiegel zeigt, er wird nicht wollen, ich
weiß cs zum Voraus, lassen Sic sich aber ja nicht
abweisen, das rathc ich Ihnen."
Wirthin: „Oh! ich versteh' schon, ich Hab'
so morgen in Stcinthal zu thun, da geh' ich gleich
zum Herrn Pfarrer, von dem Hab' ich eh' schon gar
wunderliche Sachen g'hört. Im Schenkzimmcr wird
klopft, i muß schon nachschau'n."
Kreiskommissär: „Seit drei Monaten ist
Höhn nicht herübepgekommen; wie ich hörte, hat er
sich den Wissenschaften an den Hals geworfen. Nun,
er wird sich morgen ein Bischen ärgern und dabei
an mich denken."
Zweite Scene. (Pfarrers Studierzimmer mit einer
Bibliothek, physikalische Instrumente rc., an einem
Tische steht der Herr Pfarrer mit der Photographie
des Commiffärs, worüber er ein eben so großes
Vcrgrößcrunsglas hält. Die Wirthin schlägt die
Hände verwundert zusammen, währenddem der Pfarrer
schlau lächelt.)
Wirthin: „Ah Spektakel! na, das möcht'doch
Niemand glauben, den kann man nit a mal an-
zeigcn, und wie er sich verstellt hat."
Dritte Scene. — Im Wirthshanse.
Krciskommissär: „Nun, Frau Wirthin, Sic waren
also beim Herrn Pfarrer und hat er Ihnen den Spiegel
gezeigt?"
Wirthin: „Freilich, ich Hab' den Dieb deutlich g'seh'n."
Krciskommissär: „Ah! Sie spaßen wohl?"
Wirthin: „Ich bin heut' gar nit g'spaßig aufg'lcgt,
ich muß Ihnen schon rundweg sagen, Herr Krciskommissär,
das hätt' ich nit denkt, daß so a vornehmer und a reicher
Herr, wie Sic sind, auf's Erdäpfelstehl'n ausgehcn thät!"
Der Verlassene.
Diese trocknen Blumen, dich vergilbte Band
Winken mir wie Boten aus gelobtem Land;
Und die Blumen duften, und das Band erglänzt,
Eng den Leib umschlingend, den die Blüthe kränzt.
Und zwei süße Lippen drückten sich auf meinen Mund,
Ich nahm Band und Blumen — Zeugen für den Bund;
Legt' in meine Kasse sic als liebsten Schatz,
Gab am Boden ihnen dort den Ehrenplatz.
Ha, es war ein Leben, stürmisch, wonnevoll,
Ach, das Alles muß verfallen des Vergehens Zoll;
Fauni war kein Engel, als die Kasse leer
Blieb drinn Band und Stengel ^ock> zu ihr dürft ich
nicht mehr.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Plaudereien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Wagner, Richard / Lohengrin
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 789, S. 54
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg