Zwiegespräch in München
55
Orlando di Lasso: „Ei, ei, würdiger Herr Collega, was machen Sie heute für sonderbare Künste? Sie, sonst
ein so gesetzter Mann!"
Meister Gluck: „Ruhig, lieber Freund! Wenn heut' zu Tag', wo Alles verkehrt und verdreht wird, ein alter Meister
nochmals so zu Ehren kommt, wie ick in dieser guten Stadt, so darf er wohl auch das Unterste zu oberst kehren in der
Freude seines alten Herzen."
* Plaudereien.
(Heterogene Ansichten.) Amtmann: „Moperl!"
— Gerichtsdicncr: „Herr Amtmann befehlen?" — Amt-
mann: „Holcn's mir '»mal den Assessor Bummcldörfer 'rüber,
ich hätt' was mit ihm zu sprechen." — Gerichtsdicncr:
„Halten zu Gnaden, Herr Amtmann, der Herr Assessor Bummcl-
dörfcr haben bei cingebrochencr Dämmerung das Bureau ver-
lassen." — Amtmann: „Potz Element und alle Wetter!
Ist der Faullenzcr schon wieder fort und hat einen manns-
hohen Haufen Rctardate dalicgen?! Noch nicht ganz fünf Uhr!
Weiß denn der Mensch nichts vom Lichtarbeiten? — Wenn
nur der Welts-Streuner endlich einmal eine Beförderung er-
hielte! Da lob' ich mir den Schanzcnbacher, der hält seine
Bureaustunden ein und arbeitet täglich aus. Aber wart'nur!!"
Gerichtsdicncr: „Gut'n Abend, gnädige Frau!" —
Amtmännin: „Guten Abend, Mopcrl, was soll's?" —
Gerichtsdicncr: „Der Herr Assessor Schanzcnbacher lassen
gehorsamst um ein Burcaulicht bitten." — Amtmännin:
„Was? Schon wieder ein Licht! Meint den» der Sckanzcn-
bachcr, wir finde» die Lichter auf der Straße? Ist der Tag
nicht lang genug zum Arbeiten? Was hat er jetzt Abends
! noch zu kritzeln? und ficht man doch 's ganze Jahr keinen
! Akt auf seinem Tisch liegen! Wenn nur der Welts-Hocker
> bald eine Beförderung bekäme! Da lob' ich mir den Bummel-
dörfer, der verlangt 's ganze Jahr kein Licht und hat die
Akten fuderweise in seinem Bureau liegen. Aber wart' nur!"
(Interessantes musikalisches Ereigniß.) „Sic,
habcn's gehört, was unscrm Contrabassistcn Rumpelhuber im
letzten Konzert passirt ist?" — „Nun?" — „Zum Schlüsse
war die OmoU-Symfonic, da haben die Bäße im Trio das
Scherzo höllisch zu fegen; nun legt sich unser Rumpelhuber '
in's Zeug, daß nur Alles staubt; das Scherzo geht dann in's
Finale über, wo's g'rade auch nicht Feierabend gibt, kurz, er i
spürt, daß er immer enger und enger die Intervalle nehmen 1
und sonderbarer Weise sich immer mehr und mehr bücken !
muß, um nicht zu hoch zu greifen. Wie die Symfonie zu
Ende war, sah er freilich den Grund davon, er hatte im 1
Eifer den Contrabaß bis zur Bratsche zusammengegcigt."
(Schwärzer als schwarz.) „O Vater, ich habe so '
eben den schwärzesten Neger gesehen, den es auf der Welt !
geben kann. Er war schwärzer als schwarz." — „So?" ent- !
gegnetc der Vater lächelnd, „wie schwarz war er denn da j
eigentlich?" — „Er war so schwarz, daß — daß ich glaube,
man hätte ihm mit einer Kohle ein weißes Kreuz auf die
Stirne machen können."
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Orlando di Lasso: „Ei, ei, würdiger Herr Collega, was machen Sie heute für sonderbare Künste? Sie, sonst
ein so gesetzter Mann!"
Meister Gluck: „Ruhig, lieber Freund! Wenn heut' zu Tag', wo Alles verkehrt und verdreht wird, ein alter Meister
nochmals so zu Ehren kommt, wie ick in dieser guten Stadt, so darf er wohl auch das Unterste zu oberst kehren in der
Freude seines alten Herzen."
* Plaudereien.
(Heterogene Ansichten.) Amtmann: „Moperl!"
— Gerichtsdicncr: „Herr Amtmann befehlen?" — Amt-
mann: „Holcn's mir '»mal den Assessor Bummcldörfer 'rüber,
ich hätt' was mit ihm zu sprechen." — Gerichtsdicncr:
„Halten zu Gnaden, Herr Amtmann, der Herr Assessor Bummcl-
dörfcr haben bei cingebrochencr Dämmerung das Bureau ver-
lassen." — Amtmann: „Potz Element und alle Wetter!
Ist der Faullenzcr schon wieder fort und hat einen manns-
hohen Haufen Rctardate dalicgen?! Noch nicht ganz fünf Uhr!
Weiß denn der Mensch nichts vom Lichtarbeiten? — Wenn
nur der Welts-Streuner endlich einmal eine Beförderung er-
hielte! Da lob' ich mir den Schanzcnbacher, der hält seine
Bureaustunden ein und arbeitet täglich aus. Aber wart'nur!!"
Gerichtsdicncr: „Gut'n Abend, gnädige Frau!" —
Amtmännin: „Guten Abend, Mopcrl, was soll's?" —
Gerichtsdicncr: „Der Herr Assessor Schanzcnbacher lassen
gehorsamst um ein Burcaulicht bitten." — Amtmännin:
„Was? Schon wieder ein Licht! Meint den» der Sckanzcn-
bachcr, wir finde» die Lichter auf der Straße? Ist der Tag
nicht lang genug zum Arbeiten? Was hat er jetzt Abends
! noch zu kritzeln? und ficht man doch 's ganze Jahr keinen
! Akt auf seinem Tisch liegen! Wenn nur der Welts-Hocker
> bald eine Beförderung bekäme! Da lob' ich mir den Bummel-
dörfer, der verlangt 's ganze Jahr kein Licht und hat die
Akten fuderweise in seinem Bureau liegen. Aber wart' nur!"
(Interessantes musikalisches Ereigniß.) „Sic,
habcn's gehört, was unscrm Contrabassistcn Rumpelhuber im
letzten Konzert passirt ist?" — „Nun?" — „Zum Schlüsse
war die OmoU-Symfonic, da haben die Bäße im Trio das
Scherzo höllisch zu fegen; nun legt sich unser Rumpelhuber '
in's Zeug, daß nur Alles staubt; das Scherzo geht dann in's
Finale über, wo's g'rade auch nicht Feierabend gibt, kurz, er i
spürt, daß er immer enger und enger die Intervalle nehmen 1
und sonderbarer Weise sich immer mehr und mehr bücken !
muß, um nicht zu hoch zu greifen. Wie die Symfonie zu
Ende war, sah er freilich den Grund davon, er hatte im 1
Eifer den Contrabaß bis zur Bratsche zusammengegcigt."
(Schwärzer als schwarz.) „O Vater, ich habe so '
eben den schwärzesten Neger gesehen, den es auf der Welt !
geben kann. Er war schwärzer als schwarz." — „So?" ent- !
gegnetc der Vater lächelnd, „wie schwarz war er denn da j
eigentlich?" — „Er war so schwarz, daß — daß ich glaube,
man hätte ihm mit einer Kohle ein weißes Kreuz auf die
Stirne machen können."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zwiegespräch in München"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
München / Promenadenplatz
Kopfstand <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 789, S. 55
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg