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174 Plaudereien.

Manch' ein amtlicher Polarbär
Bitterbös zu Hause sitzt,

Wo er zankt mit Frau und Kindern,

Und sein Aug' vor Aergcr blitzt. —

Aber in die Kneipe kommt er
Wie ein lust'ger Frühlingsspatz,

Alles ist dort „recht und herrlich", —

Und die Kellnerin „ein Schatz"-

Ist der Braten noch so zähe,

Und das Bier vom Wasser licht,

Schwört er doch: „Solch Abendessen
Kriegt man halt zu Hause nicht!" —

Heim kehrt er zu später Stunde
Als ein and'rcr heik'rer Mann,

Und fängt.erst beim Frühstück Morgens
Wiederum zu brummen an! —

Darum hoch! die Kneipe lebe! —

Ist sie doch ein prächt'ger Ort,

Böse Laune, Groll und Kummer,

Alles, Alles nimmt sie fort;

Und auch von Euch Frau'n ist keine
Ob der Kneipe mehr erboßt,

Daß der Mann tagtäglich hingeht,

Ist so Mancher einz'ger Trost! — M. Schnabel.

Plaudereien.

(Auf dem Dampfschiff.) Führer: „Und nun seh'n
Sic, mein wcrthcster Herr, hier oben, wo das Geländer ist
und die Fahne steht, seh'n Se's? da — da oben, das ist
die Bastei." — B erliner: „Karline, hicher, so komm' doch!
hier ist die Bastei!" — Karoline: „O Iott! das ist 'mal
hoch und schön! o Iott doch!" — Berliner: „Ja, Jejcnd
haben sie viel hierherum, das ist wahr, aber der Kaffee ist
schlecht." — Führer: „Ja, wertester Herr, die Gegend ist
sehrc schön, und 's kommen auch sehr viele her und sei'n im-
mer sehr zufrieden dcrmitte. Und hier, werth'ster Herr, da ist
das PorträLudwig des Sechzehnten." — Berliner: „Wo?"
— Führer: „Seh'n Se da den Felsen d'riben." — Ber-
lin er: „Wahrhaftig ja, uf Ehre! jans wie'n Icsicht! Karline,
so jeh doch man »ich immer weg, siehste, das dort ist Ludwig
des Sechzehnten Porträt! Sichst de man den jroßcn Felsen da j
mit de Nase, jrad wie'n Icsicht. Seit wenn heißt denn der Felsen
so?" — Führer: „Ach, mein werth'ster Herr, schon schre
lange! das mögen wohl viele hundert Jahre her sein, daß er
so heißt." _

(Der neue Heinrich.) In dem Hause des Kaufmanns
Asmus war es Sitte, daß der Lehrling, welchen Namen er
auch führte, stets Heinrich gerufen wurde. Am ersten April
trat statt des abgchendcn, zum Jüngling gereiften Lehrlings
ein anderer kaum dem Knabenalter entwachsener Bursche ein.
„Luischen, bitte Heinrich zu Tische," sagte Madame Asmus
zu ihrem fünfsährigen Töchterchen, die von dem geschehenen
Wechsel nichts wußte. Luischen ging, öffnete die Thür des
Comptoirs und rief: „Heinrich!" — Der Bursche trat vor.
„Heinrich, Sic möchten — Gott! Heinrich, wie haben Sie
sich verändert!"

Vertrauliches Gespräch.

„Kamerad, is bei Euch auch so, daß Ihr nie a Geld
habt?"

„Da hast recht, Frcundl, wir machen's wie unser Minister,
mir sind alleweil gleich fertig dermit!"

Briefkasten.

M. C. in Dessau. Es ist eine traurige Erfahrung, daß
bereits mehrere Ihrer mit den glänzendsten Aussichten begon-
nenen Actienunternchmungcn von so traurigen Erfolgen ge-
krönt worden sind. Sic verlangen nun von uns, daß wir
Ihnen eine leicht ausführbare Idee zu einem neuen lukrativen Eta-
blissement geben sollen. Wir befassen uns freilich mit derartigen
Projekten nur höchst ungern und ist cs in der That auch
schwer, gerade für Ihren Wohnort etwas noch nie Dagcwcscnes,
Gewinnbringendes zu schaffen. Wie wäre cs denn, wenn Sic
auf Actien eine Zucht- und Corrcktionsanstalt für
leichtsinnige Spekulanten gründeten? Nach allen bisheri-
gen Erfahrungen müßte dieses Unternehmen dort glänzend
rcussiren.

0. von v. in Breslau. Wenn Ihr Söhnchcn nun durch-
aus weder mit Strenge noch mit Güte dahin zu bringen ist,
das schändliche Lügen sich abzugcwöhnen, so lassen Sie ihn vor
Allem brav Französisch lernen und schicken Sie ihn dann nach
Paris in die Lehre zu einem Staatsmann oder Diplomaten.

Karl 1?. in Wien. So viel uns bekannt ist, bestand
blos im Morgcnlande früher die Strafe: den Bäckern, welche
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vertrauliches Gespräch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Minister
Soldat <Motiv>
Vergleich
Geld
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 804, S. 174

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