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Briefe aus St. Petersburg von Rentier Dionysius Bitterle aus Munderkingen an der Donau

an seinen Vetter im Schwabenland.

'(Fortsetzung.)

Geehrtester Herr Rotzwcnik!

In meinem letzten Briefe bin ich g'rad so vor Kronstadt
stehe gebliebe, wie meinthalbwegenmeiner anno dazumal die
Engelländer.

In' natura ist aber unser Maikäfer durch die ganze russi-
sche Flotte durchg'schlupft und stolz stand Herr Bitterle aus
Munderkingen auf dem Hinterdeck und athmete in vollen Zügen
die Petersburger Luft ein, die mau meinthalbwegenmeiner in
drei Schichten eintheilen kann.

Oben — das reinste Odemillionenflöhr,
mitten — Schnaps,
unten — Juchten.

Wenn sich nun diese drei Lüfter vermeugeliren, was ge-
wöhnlich durch einen starken Wind geschieht, so gibt das meint-
halbwegenmeiner denjenigen Aroma, von welchem man sagt:
„'s riecht russisch".

O, geehrtester Herr Rotzwcnik, was für eine Stadt ist
das Petersburg! Davon haben wir ja im Schwabcnland gar
keinen Begriff. Mittendurch fließt die Newa, und dieser ganze
mächtige Strom ist meinthalbwegenmeiner mit Granitguader-
steine eing'faßt, welches im Russischen „Pristan" heißt. Und
dann dich Gefahre und dieß Leben, ich sag' Ihnen, ich Hab'
nur gucke müsse.

Wie ich nun so meinthalbwegenmeiner mit Frau und
Kinder an's Land steigen wollte, so kam gleich ein freundlicher
Herr her, und fragte ans „Petersburgisch":

„Darf ich vielleicht so frei sein und Sie in einen Gast-
hof oder „sonst wo nich is" hinführen?".

Nun wissetse, Herr Rotzwenik, da Hab' ich mich nir schlecht
g'wundert, daß ich das Petersburg'sche los habe.

„Ja," sag ich zu meiner Frau, „das Petersburgisch klingt
ja meinthalbwegenmeiner wie deutsch, nur ein bislc spitziger,
nit ganz so hübsch wie man in Munderkingen schwätzt," aber
natürlich Hab' ich mir, als gebildeter Mann, nichts merken
lasse, und Hab' mein Bedauern über das Petersburgisch blos
durch ein sanftes Achselzucke ausdrückt.

„Hochznverehrendcr Herr," sagt' ich und Hab' dabei eben-
falls cn spitziges Maul g'macht, „wenn Sie uns, „wo nich'
is'" hinzuführen beliebten, wäre es mir wohl lieber, denn wo
anders soll es sehr thcucr sein, wie ich gehört haben könnte."

Als ich zur großen Verwunderung meiner Frau diesen
diplomatischen Redesatz geendet hatte, will ich mein' Koffer und

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Briefe aus St. Petersburg von Rentier Dionysius Bitterle aus Munderkingen an der Donau an seinen Vetter im Schwabenland"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stiefel
Personifikation
Landstreicher <Motiv>
Luft <Motiv>
Parfüm
Blume <Motiv>
Branntwein
Geruch
Karikatur
Leder
Bart <Motiv>
Reisebericht
Satirische Zeitschrift
Schwaben
Russland

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 845, S. 81
 
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