Fünf Spottvögel.
131
Tpottvogel 5.
Jüngst im Hain sah ich ein Mädchen,
Ach so hold und engelschön,
Und es trieb mich immer wieder,
Ihr in's blaue Aug zu sehn.
Sorglos wollt ich inich ihr nahen,
Doch mit vorwurfsvollem Blick,
Mit dem edlen Stolz der Tugend,
Wies den Kühnen sie zurück.
„Zürne nicht!" so sprach ich leise,
„Holdes Himmelsangesicht,
Sieh, es strahlt so lieblich helle
Durch die Nacht des Mondes Licht.
„Du vergibst?" — So ruft' ich fteudig,
„Mir, dem Kühnen, frei und keck!"
Hold schlug sie die Augen nieder,
Lispelt sanft: „O, genges weck!!*)
Leo».
Und er gönnt mir, daß ich schaue
In sein Antlitz mild und rein,
Blickt so freundlich auf mich nieder,
Sanft und hell im Aetherschein.
Und in Deinem schönen Auge
Schwimmt des Mondes lieblich Bild, —
O, so sei wie er so freundlich,
Sei wie er so sanft und mild."
Und ich wagt's mich Ihr zu nahen,
Faßte schüchtern ihre Hand,
Sanft fühlt ich den Druck erwidert,
Daß mir Erd und Himmel schwand!
Geschichten, wie man sie sich in Thüringen
erzählt.
Unterhaltung sweier Nachbarn.
A. Sagen se mal, Herr Gevatter, was schreit denn Ihr
Hund su erbärmlich?
B. Ja erscht wars ä Schpitz, und da wultch en Mups
d'raus mache, und da hah ich'n nunne die Ohren abgeschnieten.
A. Aber du lieber Jott, der Hund drillt ja schun iwer
ferzen Tage esu.
B. Ja mer will sen Vieh jo och kene Schmerze zufiege,
und da hoh ich'n die Ohren nich uf emol wullt abschneide, da
hoh ich alle Tage nur ä Striefchen rab gemacht.
>
!
•) „O, genges weck!" Nürnberger Lokalansdruck, für: O,
gehen Sie weg.
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Tpottvogel 5.
Jüngst im Hain sah ich ein Mädchen,
Ach so hold und engelschön,
Und es trieb mich immer wieder,
Ihr in's blaue Aug zu sehn.
Sorglos wollt ich inich ihr nahen,
Doch mit vorwurfsvollem Blick,
Mit dem edlen Stolz der Tugend,
Wies den Kühnen sie zurück.
„Zürne nicht!" so sprach ich leise,
„Holdes Himmelsangesicht,
Sieh, es strahlt so lieblich helle
Durch die Nacht des Mondes Licht.
„Du vergibst?" — So ruft' ich fteudig,
„Mir, dem Kühnen, frei und keck!"
Hold schlug sie die Augen nieder,
Lispelt sanft: „O, genges weck!!*)
Leo».
Und er gönnt mir, daß ich schaue
In sein Antlitz mild und rein,
Blickt so freundlich auf mich nieder,
Sanft und hell im Aetherschein.
Und in Deinem schönen Auge
Schwimmt des Mondes lieblich Bild, —
O, so sei wie er so freundlich,
Sei wie er so sanft und mild."
Und ich wagt's mich Ihr zu nahen,
Faßte schüchtern ihre Hand,
Sanft fühlt ich den Druck erwidert,
Daß mir Erd und Himmel schwand!
Geschichten, wie man sie sich in Thüringen
erzählt.
Unterhaltung sweier Nachbarn.
A. Sagen se mal, Herr Gevatter, was schreit denn Ihr
Hund su erbärmlich?
B. Ja erscht wars ä Schpitz, und da wultch en Mups
d'raus mache, und da hah ich'n nunne die Ohren abgeschnieten.
A. Aber du lieber Jott, der Hund drillt ja schun iwer
ferzen Tage esu.
B. Ja mer will sen Vieh jo och kene Schmerze zufiege,
und da hoh ich'n die Ohren nich uf emol wullt abschneide, da
hoh ich alle Tage nur ä Striefchen rab gemacht.
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•) „O, genges weck!" Nürnberger Lokalansdruck, für: O,
gehen Sie weg.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fünf Spottvögel" "Geschichten, wie man sie sich in Thüringen erzählt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 89, S. 131
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg