Die Sprache der Frauen.
181
Die zarten Jungfrau',, und die Frauen;
Die konnten kann, de» Sinnen trauen,
Wie sie, die so viel sagen wollten,
Gar nicht verstanden werden sollten.
Sie meinten immer, 's müss' gelingen.
Wie Trost, so Klagen anzubringen;
Das aber war doch stets vergebens
Und trotz der Blühe großen Strebens
Verstand doch Keiner mehr, als das:
Sie möchten fragen: wie und was — ?
All Andres aber blieb verborgen, —
Nun denk' sich Einer, welche Soorgen!!
Da Alles nun vergebens war,
So lösten sie in Schmerz ihr Haar
Zu dunklen und zu goldnen Fluchen
Und dranf, in wahrer Sehnsucht Gluthen,
Hinknieten sie, vereint, zur Erde
Mit innig flehender Geberde
Und riefen, Jed' in ihrer Sprach:
„O gieb uns eine Sprache — ach!"
Und dieses Ach, das riefen sie
Mit so viel wahrer Sympathie,
Wenn auch nicht großer Harmonie,
Daß Gott sich dachte: „Wahrlich, die
Vergeh'» mir All' zu frühen Leichen —
Da muß ich wohl ein Trostwort reichen."
Und lächelte zu ihrem Schmerz
Indem, tieflauschend allerwärts,
Der Engel Schaar in großer Pracht
Mit goldnen Flügeln ihn umdacht' —
Und neigte sich hinab und sprach:
„Wohl, Euren Bitten geb' ich nach,
Ich will Euch von der Qual befreien,
Und allen eine Sprache leihen.
Zwar meinen Willen kann nichts brechen,
Wollt Ihr mit Eurem Munde sprechen,
So sucht Euch einen Part zu finden.
Ich kann Euch selbst nicht mehr entbinden!
Doch Euer Aug', das kummervoll
Mich anfleht, daß ich helfen soll,
Dieß Auge sei so reich gesegnet.
Als Böses Eu'rem Mund begegnet!
Wo Ihr auch weilt und wo Ihr seid,
Und war' die Erde zwiefach weit,
Dieß Auge soll die Sprache reden,
Die tief ergreife einen Jeden,
Daß schnell, so wie es freundlich winkt,
Ter Mensch des Himmels Wonne trinkt,
Und, wo der Blick zum Unmuth wankt,
Der Männer Herz im Grund' erkrankt. —
9hm sucht, — es wird durch meinen Mund
Euch guter Trost in dieser Stund.
Es fehlt gewiß an Einem nicht,
Ter in der rechten Sprache spricht. —
Mit Eurer Sprache doch — seid spärlich,
Drn keine ist, wie sie, gefährlich.
Und braucht sie nicht zu Qual und Plagen,
Die Männer sind genug geschlagen!
Die Sprache nur verkehrt ich ihnen,
Das ist so viel, als sie verdienen —
Doch Ihr könnt selbst den Sinn verrücken — —
Das war zu viel in allen Stücken!"
Ar. Trautmann.
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Die zarten Jungfrau',, und die Frauen;
Die konnten kann, de» Sinnen trauen,
Wie sie, die so viel sagen wollten,
Gar nicht verstanden werden sollten.
Sie meinten immer, 's müss' gelingen.
Wie Trost, so Klagen anzubringen;
Das aber war doch stets vergebens
Und trotz der Blühe großen Strebens
Verstand doch Keiner mehr, als das:
Sie möchten fragen: wie und was — ?
All Andres aber blieb verborgen, —
Nun denk' sich Einer, welche Soorgen!!
Da Alles nun vergebens war,
So lösten sie in Schmerz ihr Haar
Zu dunklen und zu goldnen Fluchen
Und dranf, in wahrer Sehnsucht Gluthen,
Hinknieten sie, vereint, zur Erde
Mit innig flehender Geberde
Und riefen, Jed' in ihrer Sprach:
„O gieb uns eine Sprache — ach!"
Und dieses Ach, das riefen sie
Mit so viel wahrer Sympathie,
Wenn auch nicht großer Harmonie,
Daß Gott sich dachte: „Wahrlich, die
Vergeh'» mir All' zu frühen Leichen —
Da muß ich wohl ein Trostwort reichen."
Und lächelte zu ihrem Schmerz
Indem, tieflauschend allerwärts,
Der Engel Schaar in großer Pracht
Mit goldnen Flügeln ihn umdacht' —
Und neigte sich hinab und sprach:
„Wohl, Euren Bitten geb' ich nach,
Ich will Euch von der Qual befreien,
Und allen eine Sprache leihen.
Zwar meinen Willen kann nichts brechen,
Wollt Ihr mit Eurem Munde sprechen,
So sucht Euch einen Part zu finden.
Ich kann Euch selbst nicht mehr entbinden!
Doch Euer Aug', das kummervoll
Mich anfleht, daß ich helfen soll,
Dieß Auge sei so reich gesegnet.
Als Böses Eu'rem Mund begegnet!
Wo Ihr auch weilt und wo Ihr seid,
Und war' die Erde zwiefach weit,
Dieß Auge soll die Sprache reden,
Die tief ergreife einen Jeden,
Daß schnell, so wie es freundlich winkt,
Ter Mensch des Himmels Wonne trinkt,
Und, wo der Blick zum Unmuth wankt,
Der Männer Herz im Grund' erkrankt. —
9hm sucht, — es wird durch meinen Mund
Euch guter Trost in dieser Stund.
Es fehlt gewiß an Einem nicht,
Ter in der rechten Sprache spricht. —
Mit Eurer Sprache doch — seid spärlich,
Drn keine ist, wie sie, gefährlich.
Und braucht sie nicht zu Qual und Plagen,
Die Männer sind genug geschlagen!
Die Sprache nur verkehrt ich ihnen,
Das ist so viel, als sie verdienen —
Doch Ihr könnt selbst den Sinn verrücken — —
Das war zu viel in allen Stücken!"
Ar. Trautmann.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Sprache der Frauen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 95, S. 181
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg