Der Gewissenhafte.
Postillons-Klage.
Was macht' ich da für schöne Reise»,
Was blies ich da für munt're Weisen,
Und alle Mädchen nah und fern,
Wie hatten die den Schwager gern.
Was gab cs da für süßes Küssen,
Es mag's der liebe Himmel wissen!
Wo Sang und Tanz, war ich dabei —
Die Zeiten leider sind vorbei.
Bei der Generalversammlung der Aktionäre einer Eisen-
bahn wurde der Beschluß gefaßt, den Gehalt des General-
Sekretärs von 1600 auf 2500 fl. zu erhöhen. Zwei Aktionäre
theilteu dem Letzteren diese angenehme Nachricht mit und
statteten ihm zugleich den Dank der Versammlung für sein
bisheriges Wirken ab.
„Meine Herren," entgegnete der Glückliche, „ich vcr-
mag cs kaum auszudrücken, wie sehr mich dieser neue Beweis
der Großmuth und Anerkennung von Seite der löblichen
Versammlung ergreift. Nur die Besorgniß, durch eine Wei- !
gerung den Schein des Undankes ans mich zu laden, bewegt
mich, diese Gnade der löblichen Versammlung anznnehmen.
Mögen Sie aber überzeugt sei», daß ich stets nur darnach
strebe, den Vortheil unserer Unternehmung zu befördern, und
daß ich sehr gut erkenne, welches Opfer den Herren Aktionären
durch diese großmüthige Vermehrung meines Salairs auferlegt
wird. Dieser Ausfall muß gedeckt werden und ich bin daher bereit,
meinen gestrigen Antrag, die Gehalte der subalternen Beamten
um je 25 fl. jährlich zu erhöhen, wieder znrückzunehmcn."
Triftiger Grund.
Was war das einmal für ein Leben,
Es konnte gar nichts Schön'res geben,
Zu Rosse hoch, wie auf dem Thron
Saß ich der schmucke Postillon.
Die Mädchen nimmer nach mir fragen;
Ich sitze nun auf meinem Wagen,
Und bring' und hole dann und wann
Die Briefe zu und von der Bahn.
Bureau-Chef: „Aber, Krautkopf, was fällt Ihnen ein,
daß Sic auf einmal Ihre Pension nehmen wollen?" — Kanzellist:
„Aus Gesundheitsrücksichten, Herr Direktor!" — Chef: „Wie so,
aus Gesundheitsrücksichten? Sie sind ja viel jünger und frischer noch als
ich!" _ Kanzellist: „Ja, sehen Sie, Herr Direktor, das ist so: Ich
kann vor zwölf Uhr nicht fort vom Bureau und komm ich nach
Zwölf in ein Wirthshaus, so gibt's allemal kein Schweinernes mit
Kraut mehr, und darüber ärger' ich mich immer so, daß mich's
bald s' Leben kosten wird, wenn's so fort geht. D'rum muß ich ent-
weder vor Zwölf vom Bureau fort oder ganz fort bleiben, denn
Schweinernes mit Kraut muß ich haben."
Der einz'gen Gretcl noch von Allen,
Der hatte ich bis petzt gefallen,
Jetzt liebt auch sic mich nimmermehr,
Sic schwärmt für einen Conductcur.
Der Dampf hat mir das angerichtet,
Ich Hab' auf Alles schon verzichtet,
Die Eisenbahn, die ist mein Zorn —
Jetzt blas' ich Trübsal auf dem Horn!
Philipp Haas.
Postillons-Klage.
Was macht' ich da für schöne Reise»,
Was blies ich da für munt're Weisen,
Und alle Mädchen nah und fern,
Wie hatten die den Schwager gern.
Was gab cs da für süßes Küssen,
Es mag's der liebe Himmel wissen!
Wo Sang und Tanz, war ich dabei —
Die Zeiten leider sind vorbei.
Bei der Generalversammlung der Aktionäre einer Eisen-
bahn wurde der Beschluß gefaßt, den Gehalt des General-
Sekretärs von 1600 auf 2500 fl. zu erhöhen. Zwei Aktionäre
theilteu dem Letzteren diese angenehme Nachricht mit und
statteten ihm zugleich den Dank der Versammlung für sein
bisheriges Wirken ab.
„Meine Herren," entgegnete der Glückliche, „ich vcr-
mag cs kaum auszudrücken, wie sehr mich dieser neue Beweis
der Großmuth und Anerkennung von Seite der löblichen
Versammlung ergreift. Nur die Besorgniß, durch eine Wei- !
gerung den Schein des Undankes ans mich zu laden, bewegt
mich, diese Gnade der löblichen Versammlung anznnehmen.
Mögen Sie aber überzeugt sei», daß ich stets nur darnach
strebe, den Vortheil unserer Unternehmung zu befördern, und
daß ich sehr gut erkenne, welches Opfer den Herren Aktionären
durch diese großmüthige Vermehrung meines Salairs auferlegt
wird. Dieser Ausfall muß gedeckt werden und ich bin daher bereit,
meinen gestrigen Antrag, die Gehalte der subalternen Beamten
um je 25 fl. jährlich zu erhöhen, wieder znrückzunehmcn."
Triftiger Grund.
Was war das einmal für ein Leben,
Es konnte gar nichts Schön'res geben,
Zu Rosse hoch, wie auf dem Thron
Saß ich der schmucke Postillon.
Die Mädchen nimmer nach mir fragen;
Ich sitze nun auf meinem Wagen,
Und bring' und hole dann und wann
Die Briefe zu und von der Bahn.
Bureau-Chef: „Aber, Krautkopf, was fällt Ihnen ein,
daß Sic auf einmal Ihre Pension nehmen wollen?" — Kanzellist:
„Aus Gesundheitsrücksichten, Herr Direktor!" — Chef: „Wie so,
aus Gesundheitsrücksichten? Sie sind ja viel jünger und frischer noch als
ich!" _ Kanzellist: „Ja, sehen Sie, Herr Direktor, das ist so: Ich
kann vor zwölf Uhr nicht fort vom Bureau und komm ich nach
Zwölf in ein Wirthshaus, so gibt's allemal kein Schweinernes mit
Kraut mehr, und darüber ärger' ich mich immer so, daß mich's
bald s' Leben kosten wird, wenn's so fort geht. D'rum muß ich ent-
weder vor Zwölf vom Bureau fort oder ganz fort bleiben, denn
Schweinernes mit Kraut muß ich haben."
Der einz'gen Gretcl noch von Allen,
Der hatte ich bis petzt gefallen,
Jetzt liebt auch sic mich nimmermehr,
Sic schwärmt für einen Conductcur.
Der Dampf hat mir das angerichtet,
Ich Hab' auf Alles schon verzichtet,
Die Eisenbahn, die ist mein Zorn —
Jetzt blas' ich Trübsal auf dem Horn!
Philipp Haas.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Triftiger Grund" "Postillons-Klage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Conducteur <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 965, S. 7
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg