I 14 Der Vetter in der Residenz.
Müller zu Maier: „So, Herr Maier! Sie reisen in
die Residenz. Da Hab' ich auch einen Vetter, den Staatsrath
von Breithaupt. Wenn Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn."
Maier zu Müller: „Denken Sie nur! Ich Hab' in
der Residenz Ihren Herrn Vetter gesehen, den Herrn Staats-
rath. Er muß Sie aber gar nicht kennen, denn er hat gleich
gestanden, daß er Ihr Vetter sei und das vor einer ganzen
Gesellschaft und sich Ihrer gar nicht geschämt."
Populärwissenschaftlicher Vortrag aus dem Gebiete der
höheren Botanik von Professor Populorum.
Der Drang, meinen ungebildeten Zeitgenossen auch eine ge-
drängte Schilderung der zwar organischen aber nichtsdestoweniger
| unfüssigen Welt zu liefern, ist in mir erwacht. Popularität,
obgleich das sichtliche Streben des letzten Zehents nnscrs Jahrhun-
derts, scheint sich dennoch weit schwerer mit der Botanik zu
I vermischen als mit den vierfüßigen, flugmäßigen und amphi-
j Lolischcn Individualitäten, denn es gehört schrcckbar viel Geist
dazu, sich die Namen jener Mafsa von Pflanzen zu merken,
welche sich dem Auge des Beschauenden durch ihre grünliche
Farbe bemerkbar machen. „Aber", sagt man, „frisch
gewagt ist halb gewonnen!" dcrohalben ich in Kürze
die langwierigen Systeme Linnse's, Bufson'S, Victor Hugv's,
Ltto Ule's, Carl Müller's otoetLrorum umstoße und zu
Gunsten der reiferen Jugend, braver Landbewohner, eines
hohen Adels und verehrungswürdigcn Publikums eine leicht-
faßlichere Einthcilung niederschreibe. Also:
Populärwissenschaftlicher Vortrag aus dem Gebiete
der höheren Botanik von Prof. Bopuloruin.
Nicht Alles was grün ist, geehrtes Mno titulo Publi-
kum, gehört zur Botanik, obgleich das Grünzeug in dieser
Wissenschaft vorherrscht; herentgegcn aber kann man mit
Sicherheit sich dem Glauben hingeben, daß Alles, was einen
Stengel sammt Blatteln und Blättchen hat, zu unserer Wissen-
schaft gerechnet zu werden verdient, z. B Limonienkräutel.
Danncnhero können wir sagen: Die Pflanzen, jene durch-
schnittlich grünlichorganisirten Geschöpfe werden eingetheilt in
Pappelbäume, Birnbäume, Palmen eteoterg.
Die Palmen wachsen aber nur in Gegenden, wo gar
nichts wächst, z. B. in Afrika. Sie werden sehr hoch,
, damit die wüthenden Thiere, wie z. B. Löwen, Tiger,
| Hyänen und Dromcdärc ja keine Datteln herunterbeißen
j können, wcßhalb sich oft ganze Schaarcn jener böswil-
ligen Raubthiere aus Zorn um solche Palmen stellen und
sie wuthschuaubeud anblicken sollen, was besonders für einzeln
wandelnde Neger gefährlich werden kann. In Europa giebt
es aber desto mehr Bäume; diese werden aber nicht so hoch,
weil wegen des rauheren Klima's keine Datteln, sondern
höchstens Zwetschken, Aepfel, Nüsse und Kirschen darauf
wachsen, welche man ohnehin zu verschiedenen, aber billigen
Preisen überall zu kaufen kriegt, und auch die wilden Thiere
bereits vor Jahrhunderten so sehr zerschossen wurden, daß
man weit und breit eigentlich gar keine echten mehr findet,
höchstens zorngierige Hausthicrc wie z. B. bissige Hunde,
kratzende Katzen und kalekutische Zornhühuer, welchen die rothe
Farbe eine böls noire ist.
Unter den europäischen Bäumen giebt es auch Schlag-
bäume und Purzelbäume. Diese hcrcntgegcn gehören aber
Müller zu Maier: „So, Herr Maier! Sie reisen in
die Residenz. Da Hab' ich auch einen Vetter, den Staatsrath
von Breithaupt. Wenn Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn."
Maier zu Müller: „Denken Sie nur! Ich Hab' in
der Residenz Ihren Herrn Vetter gesehen, den Herrn Staats-
rath. Er muß Sie aber gar nicht kennen, denn er hat gleich
gestanden, daß er Ihr Vetter sei und das vor einer ganzen
Gesellschaft und sich Ihrer gar nicht geschämt."
Populärwissenschaftlicher Vortrag aus dem Gebiete der
höheren Botanik von Professor Populorum.
Der Drang, meinen ungebildeten Zeitgenossen auch eine ge-
drängte Schilderung der zwar organischen aber nichtsdestoweniger
| unfüssigen Welt zu liefern, ist in mir erwacht. Popularität,
obgleich das sichtliche Streben des letzten Zehents nnscrs Jahrhun-
derts, scheint sich dennoch weit schwerer mit der Botanik zu
I vermischen als mit den vierfüßigen, flugmäßigen und amphi-
j Lolischcn Individualitäten, denn es gehört schrcckbar viel Geist
dazu, sich die Namen jener Mafsa von Pflanzen zu merken,
welche sich dem Auge des Beschauenden durch ihre grünliche
Farbe bemerkbar machen. „Aber", sagt man, „frisch
gewagt ist halb gewonnen!" dcrohalben ich in Kürze
die langwierigen Systeme Linnse's, Bufson'S, Victor Hugv's,
Ltto Ule's, Carl Müller's otoetLrorum umstoße und zu
Gunsten der reiferen Jugend, braver Landbewohner, eines
hohen Adels und verehrungswürdigcn Publikums eine leicht-
faßlichere Einthcilung niederschreibe. Also:
Populärwissenschaftlicher Vortrag aus dem Gebiete
der höheren Botanik von Prof. Bopuloruin.
Nicht Alles was grün ist, geehrtes Mno titulo Publi-
kum, gehört zur Botanik, obgleich das Grünzeug in dieser
Wissenschaft vorherrscht; herentgegcn aber kann man mit
Sicherheit sich dem Glauben hingeben, daß Alles, was einen
Stengel sammt Blatteln und Blättchen hat, zu unserer Wissen-
schaft gerechnet zu werden verdient, z. B Limonienkräutel.
Danncnhero können wir sagen: Die Pflanzen, jene durch-
schnittlich grünlichorganisirten Geschöpfe werden eingetheilt in
Pappelbäume, Birnbäume, Palmen eteoterg.
Die Palmen wachsen aber nur in Gegenden, wo gar
nichts wächst, z. B. in Afrika. Sie werden sehr hoch,
, damit die wüthenden Thiere, wie z. B. Löwen, Tiger,
| Hyänen und Dromcdärc ja keine Datteln herunterbeißen
j können, wcßhalb sich oft ganze Schaarcn jener böswil-
ligen Raubthiere aus Zorn um solche Palmen stellen und
sie wuthschuaubeud anblicken sollen, was besonders für einzeln
wandelnde Neger gefährlich werden kann. In Europa giebt
es aber desto mehr Bäume; diese werden aber nicht so hoch,
weil wegen des rauheren Klima's keine Datteln, sondern
höchstens Zwetschken, Aepfel, Nüsse und Kirschen darauf
wachsen, welche man ohnehin zu verschiedenen, aber billigen
Preisen überall zu kaufen kriegt, und auch die wilden Thiere
bereits vor Jahrhunderten so sehr zerschossen wurden, daß
man weit und breit eigentlich gar keine echten mehr findet,
höchstens zorngierige Hausthicrc wie z. B. bissige Hunde,
kratzende Katzen und kalekutische Zornhühuer, welchen die rothe
Farbe eine böls noire ist.
Unter den europäischen Bäumen giebt es auch Schlag-
bäume und Purzelbäume. Diese hcrcntgegcn gehören aber
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Vetter in der Residenz"
"Populärwissenschaftlicher Vortrag aus dem Gebiete der höheren Botanik von Professor Populorum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)