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Freut euch des Lebens!"
Guter Rath.
Mein Freund! bist Denker oder Dichter Du,
Tonsetzer und ein Deutscher noch dazu,
Dann gcht'ö Dir sicher nicht am besten;
Jndcß es kann Dich Manches trösten.
Ruhmreiche Zukunft oder Liebe jetzt,
Das ist's, was andern Tand ersetzt;
Nur merke dieses: Lieben magst Du immer,
Eh' aber Du zur Heirath Dich erschwingst,
Bedenke wohl, wie Du eiu Frauenzimmer
In Deinem Stüblein unterbringst.
(5nt [Tu«.
Muthmaßlichc Erklärung der Inschriften in Nr. 980
dieser Blätter.
O die guta Lädali sen jo a nimme do. Soll do net
a G'witter neifohr, aß die ganze Stadt hi weret?
Daö Thor da soll a no fort, aß imme a bißla was
kost a. Und an die Insel — i sag' es — komma sie a no.
„Freut euch des Lebens!"
Fern von der Kameraden ruhender Schaar,
Steht auf einsamer Fcldwacht der Hnszar,
Und dennoch ist er so einsam nicht,
Denn mit seinem Roste er leise spricht.
Er spricht von der Hcimath am Donaustrand,
Vom schönen, einzigen Ungarland,
Von der alten Mutter so fromm und gut,
Die neben dem Vater im Grabe ruht,
Und von der schmucken, braunäugigen Braut,
Auf deren Schwüre so fest er gebaut,
Die treulos, als einst zu Felde er ging,
Auf immer an ein-en Andern sich hing. —
Und während sein Aug' in die Ferne schweift,
Ein bitteres Weh sein Herz ergreift,
Daß er auf Erden jetzt ganz allein,
Sollte so fern von der Heimath sein.
Das Thier, als verstünd' es den Klagclaut,
Es wendet den Kopf und wiehert laut,
Als wollt' es erinnern an frühere Zeit,
Da sie sich getummelt auf heimischer Haid',
Als Freunde getheilet den Mangel, die Noth,
Die guten Tage, das letzte Stück Brod,
Als wollt' es ihm sagen: „Vergesse Dein Weh',
So lange ich treu an der Seite Dir steh'."
Der Reiter dem Thiere die Mähne streicht:
„Es ist ja kein Mensch, der an Treue Dir gleicht,
So sei Du mir Alles, Braut, Bruder und Freund!"
Er neiget sich nieder zum Roste und weint! —
Es dämmert der Morgen, die Schlacht beginnt,
Die Huszaren fliegen wie Sturmeswind,
Es tödtct des Feindes sich'rcs Geschoß,
Manch' tapferen Reiter, manch' edles Roß.
Als wieder gekommen die finstere Nacht,
Steht ein Anderer auf der einsamen Wacht,
Die jüngst sich geklaget einander ihr Weh,
Sie liegen dort beide verwundet im Schnee.
An jener Thüre ein Leiermann sicht,
Gar fleißig und rührig die Orgel er dreht,
Wie dankbar steckt er die Gaben ein,
Der Lei ermann mit dem hölzernen Bein,
Wehmüthig dreht er und ohne Rast,
Die Miene zu dem Liede nicht paßt,
Freut euch des Lebens!"
Guter Rath.
Mein Freund! bist Denker oder Dichter Du,
Tonsetzer und ein Deutscher noch dazu,
Dann gcht'ö Dir sicher nicht am besten;
Jndcß es kann Dich Manches trösten.
Ruhmreiche Zukunft oder Liebe jetzt,
Das ist's, was andern Tand ersetzt;
Nur merke dieses: Lieben magst Du immer,
Eh' aber Du zur Heirath Dich erschwingst,
Bedenke wohl, wie Du eiu Frauenzimmer
In Deinem Stüblein unterbringst.
(5nt [Tu«.
Muthmaßlichc Erklärung der Inschriften in Nr. 980
dieser Blätter.
O die guta Lädali sen jo a nimme do. Soll do net
a G'witter neifohr, aß die ganze Stadt hi weret?
Daö Thor da soll a no fort, aß imme a bißla was
kost a. Und an die Insel — i sag' es — komma sie a no.
„Freut euch des Lebens!"
Fern von der Kameraden ruhender Schaar,
Steht auf einsamer Fcldwacht der Hnszar,
Und dennoch ist er so einsam nicht,
Denn mit seinem Roste er leise spricht.
Er spricht von der Hcimath am Donaustrand,
Vom schönen, einzigen Ungarland,
Von der alten Mutter so fromm und gut,
Die neben dem Vater im Grabe ruht,
Und von der schmucken, braunäugigen Braut,
Auf deren Schwüre so fest er gebaut,
Die treulos, als einst zu Felde er ging,
Auf immer an ein-en Andern sich hing. —
Und während sein Aug' in die Ferne schweift,
Ein bitteres Weh sein Herz ergreift,
Daß er auf Erden jetzt ganz allein,
Sollte so fern von der Heimath sein.
Das Thier, als verstünd' es den Klagclaut,
Es wendet den Kopf und wiehert laut,
Als wollt' es erinnern an frühere Zeit,
Da sie sich getummelt auf heimischer Haid',
Als Freunde getheilet den Mangel, die Noth,
Die guten Tage, das letzte Stück Brod,
Als wollt' es ihm sagen: „Vergesse Dein Weh',
So lange ich treu an der Seite Dir steh'."
Der Reiter dem Thiere die Mähne streicht:
„Es ist ja kein Mensch, der an Treue Dir gleicht,
So sei Du mir Alles, Braut, Bruder und Freund!"
Er neiget sich nieder zum Roste und weint! —
Es dämmert der Morgen, die Schlacht beginnt,
Die Huszaren fliegen wie Sturmeswind,
Es tödtct des Feindes sich'rcs Geschoß,
Manch' tapferen Reiter, manch' edles Roß.
Als wieder gekommen die finstere Nacht,
Steht ein Anderer auf der einsamen Wacht,
Die jüngst sich geklaget einander ihr Weh,
Sie liegen dort beide verwundet im Schnee.
An jener Thüre ein Leiermann sicht,
Gar fleißig und rührig die Orgel er dreht,
Wie dankbar steckt er die Gaben ein,
Der Lei ermann mit dem hölzernen Bein,
Wehmüthig dreht er und ohne Rast,
Die Miene zu dem Liede nicht paßt,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Guter Rath" "Freut euch des Lebens!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 982, S. 140
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg