Es mögen wohl an die dreißig Jahre sein, daß in
Schwabing bei München ein Oekonom, sogenannter Milch-
mann, wirthschaftete, welcher unter seinen sechs Kindern
einen frischen, pausbackigen Jungen hatte, der in dem an-
gränzenden Stadttheile unter dem Namen „der kleine Hanns" |
wohl bekannt und gut gelitten war; derselbe hatte nämlich :
damals im elterlichen Hause die Stelle des sogenannten
Milchführers zu versehen und da sah man ihn »denn jeden
Tag und bei jedem Wetter mit seinem kleinen Pferde, so- j
genannten Mooskopf, lustig durch die Ludwigsstraßc trotten. '
Vielen Münchenern mag noch der lebhafte „kleine Hanns"
mit seiner roth gestreiften Zipfelhaube im Gedächtnisse sein! !
Seine Eltern besaßen gerade genügend Glücksgüter, um
ihren Kindern eine angemessene Erziehung angedeihen lassen
zu können; dieselben mußten sich allen ihren Kräften an- !
passenden Arbeiten in Stall und Feld unterziehen, der kleine !
Hanns namentlich gab sich seinen Obliegenheiten mit Lust
und Eifer hin; besuchte er auch nie eine andere Bildungs-
Anstalt, als die Dorfschule seiner Heimath, so las er doch
gerne in dem offenen Buche der Natur, stundenlang konnte
er wie träumend bei seinen Kühen auf der Weide verweilen, j
im Stalle die Thiere, die Aeußerung ihrer Instinkte jc.
beobachten; dabei wurde er zur Sparsamkeit, Nüchternheit, zu
allem Guten angehalten.
Diese einfache, jedoch gediegene Erziehung wurde und blieb
die feste Grundlage seiner späteren Entwicklung. Seine braven
Eltern sind längst geschieden, aus dem „kleinen Hanns" jedoch
ist mittlerweile ein großer Mann geworden, er ist gegenwärtig ;
Als er'S zum letzten Mal geschaut,
Setzt er sich hin und weinet laut.
Doch kurz ist die Rast, zum emsigen Lauf
Treibt alsbald ihn der Hunger auf,
Und „Freut euch dcö Lebens!" an jedem Stein
Spielt der Leiermann mit dem hölzernen Bein.
Frau; Neuis.
Ein Erziehungs-Resultat. 141
Es spielet die Leier an jedem Ort:
„Freut euch des Lebens!" ruhlos fort.
Da wird mit einmal sein Lied übertönt,
Ein Fuhrmann ist's, der ihn verhöhnt,
Er peitscht sein armes, lahmes Thier,
Und hält bei dem Spiclmann an der Thür.
Der betrachtet das Roß lang, unverwandt,
Er hat ja in ihm den Freund erkannt,
Er ruft es beim Namen, und wieder schaut
DaS Roß ihn an und wiehert laut,
Dann senkt es den Kopf so traurig und still,
Es mußte ertragen der Leiden gar viel,
Und Leiden, die früher es niemals gekannt,
Auf weiter Pußta im Ungarland.
Der Spielmann den Arm um den Hals ihm legt,
Das Herz ist ihm so schwer bewegt,
Wer hätte ein solches Ende gedacht,
In jener letzten schönen Nacht!
Der Fuhrmann lachend mit rohem Hieb,
Das Roß nun rasch von dannen trieb,
Der lahme Huszar schaut lang ihm nach,
Das Herz ihm fast vor Wehmuth brach;
Schwabing bei München ein Oekonom, sogenannter Milch-
mann, wirthschaftete, welcher unter seinen sechs Kindern
einen frischen, pausbackigen Jungen hatte, der in dem an-
gränzenden Stadttheile unter dem Namen „der kleine Hanns" |
wohl bekannt und gut gelitten war; derselbe hatte nämlich :
damals im elterlichen Hause die Stelle des sogenannten
Milchführers zu versehen und da sah man ihn »denn jeden
Tag und bei jedem Wetter mit seinem kleinen Pferde, so- j
genannten Mooskopf, lustig durch die Ludwigsstraßc trotten. '
Vielen Münchenern mag noch der lebhafte „kleine Hanns"
mit seiner roth gestreiften Zipfelhaube im Gedächtnisse sein! !
Seine Eltern besaßen gerade genügend Glücksgüter, um
ihren Kindern eine angemessene Erziehung angedeihen lassen
zu können; dieselben mußten sich allen ihren Kräften an- !
passenden Arbeiten in Stall und Feld unterziehen, der kleine !
Hanns namentlich gab sich seinen Obliegenheiten mit Lust
und Eifer hin; besuchte er auch nie eine andere Bildungs-
Anstalt, als die Dorfschule seiner Heimath, so las er doch
gerne in dem offenen Buche der Natur, stundenlang konnte
er wie träumend bei seinen Kühen auf der Weide verweilen, j
im Stalle die Thiere, die Aeußerung ihrer Instinkte jc.
beobachten; dabei wurde er zur Sparsamkeit, Nüchternheit, zu
allem Guten angehalten.
Diese einfache, jedoch gediegene Erziehung wurde und blieb
die feste Grundlage seiner späteren Entwicklung. Seine braven
Eltern sind längst geschieden, aus dem „kleinen Hanns" jedoch
ist mittlerweile ein großer Mann geworden, er ist gegenwärtig ;
Als er'S zum letzten Mal geschaut,
Setzt er sich hin und weinet laut.
Doch kurz ist die Rast, zum emsigen Lauf
Treibt alsbald ihn der Hunger auf,
Und „Freut euch dcö Lebens!" an jedem Stein
Spielt der Leiermann mit dem hölzernen Bein.
Frau; Neuis.
Ein Erziehungs-Resultat. 141
Es spielet die Leier an jedem Ort:
„Freut euch des Lebens!" ruhlos fort.
Da wird mit einmal sein Lied übertönt,
Ein Fuhrmann ist's, der ihn verhöhnt,
Er peitscht sein armes, lahmes Thier,
Und hält bei dem Spiclmann an der Thür.
Der betrachtet das Roß lang, unverwandt,
Er hat ja in ihm den Freund erkannt,
Er ruft es beim Namen, und wieder schaut
DaS Roß ihn an und wiehert laut,
Dann senkt es den Kopf so traurig und still,
Es mußte ertragen der Leiden gar viel,
Und Leiden, die früher es niemals gekannt,
Auf weiter Pußta im Ungarland.
Der Spielmann den Arm um den Hals ihm legt,
Das Herz ist ihm so schwer bewegt,
Wer hätte ein solches Ende gedacht,
In jener letzten schönen Nacht!
Der Fuhrmann lachend mit rohem Hieb,
Das Roß nun rasch von dannen trieb,
Der lahme Huszar schaut lang ihm nach,
Das Herz ihm fast vor Wehmuth brach;
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Freut euch des Lebens!" "Ein Erziehungs-Resultat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kinderreichtum <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 982, S. 141
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg