Fliegende Blätter (44.1866 (Nr. 1069-1094))

Sekr etair: „Dein Dienstbuch möchte Dir wohl wenig
zur Empfehlung gereichen, es stehen ja in diesem Jahre
Atteste von 13 Herrschaften darin?" — Dienstmädchen:
„Ja, sehen Sie, Herr Coinmissair, will denn nicht jede Herr-
schaft auch einmal ein ordentliches Dienstmädchen haben?"

Selbstkenntniß.

Lebensskizze.

Regensbnrg heißet die Stadt, in der ich geboren bin worden;
Achtzehn hundert und zwei und fünfzig nennt sich das Jahr.
MeineEltern — mein Bater warRegimentsquartiermeifter —
(Jetzt ist er leider schon tobt, aber die Mutter lebt noch)
Haben wich sorgfältig erzogen und in's Institut hier
Zu meiner Freude gebracht — ach wie schön ist es da!

Lit e ra ln r.

Schiller les' ich so gern, auch von Klopfstock viele Gedichte —
Freilich die meisten sind für uns Mädchen zu schwer.

Aber die Phantasie bleibt doch unübertrefflich in allen,

Und Bewundern — sagt Jean Paul — ist mehr als Verstehn.

Freu ndschaft.

„Schön ist, Mutter Najur, Deiner Erfindung Pracht" heißt es
In einem schönen Gedicht, das wir auswendig gelernt.

Aber noch schöner scheint mir, als alle Natur und Erfindung,
Freundschaft, du himmlisches Gut, dein mildleuchtender Strahl!
Ach, zwei Herzen, in Freundschaft verbunden, gleichen zivei

Rosen,

Die an dem nämlichen Stock hold für einander erblüh'n!

Spaziergang im Frühling.

Wenn der Frühling kommt, ach, ivie schön ist's spazieren

zu gehen!

Fort ist der garstige Schnee, lieblich duftet die Flur.

Sanft dnrchsäuselt der Zephir die Blnincn, die überall blühen,
Und ans dem schnecloscn Weg geht cs sich nochmal so gut.
Freundlich strahlt die Sonne, doch nicht so heiß wie im Sommer,
Wo Einem oft ihre Gluth lästig tvird, weil sie zu stark.
Darum sei Frühling gegrüßt, du herrlichste Zeit des Jahres!
„Sie spielen wohl gar nicht, Herr Baron?" Uch, wie jubelt mein Herz jedesmal, wenn du erscheinst!

„Ei, ob ich spiele! ich gehe keinen Abend ohne meinen ' _

i Schaskops zu Bette!" ___