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Vor 1800

mit Nächstem Ihr Teeret als Hofbanquier auszufertigen,
aber — fügte er zögernd hinzu — es wird leider nöthig
sein, daß Sie zu größerer Wahrung Ihrer Interessen mir
noch einmal 10,000 Sestertia für Herrn Sergius über-
geben; er braucht sic unverzüglich."

Als Baron Quintns Cäcilins seine Rede begann, hatte
Schmnlius' Gesicht geglänzt, wie die Erde, wenn die däm-
mernde Eos am Himmel anfsteigt. Aber der Glanz war
wie der Blitz verschwunden, als er von abermaligen 10,000
Sesterzien hörte. Scheu zog er sich nach seinem Kassaschrank
zurück, als wollte er ihn mit seinen ausgespreizten Fingern
bei etwaigen Angriffen sicher stellen.

„Gott, du gerechter!" rief er, „Herr Baron, ivas denken
Sic? Glauben Sie, ich hätte Geld wie Heu und Ihr Freund
könnte sich stellen vor die Krippe und könnte fressen meine
Dukaten, so ivie cs ihm behagt? Habe ich Ihnen nicht
schon mitgegeben baare 60,000 Sestertia und all' das schöne
Gold für einen lumpigen Titel, den ich gern hätte ivegen
Rebekka, meiner Tochter? Nein, Herr Baron, ich gebe nichts
mehr, denn ich weiß, daß ich iverde geführt an der Nase
herum. Lieber will ich bleiben, ivas ich gewesen bin all'
mein Lebtag!"

Während dieser Rede stand der Lieutenant ruhig und
kalt, wie die Statue des seligen Julius Cäsar drüben ans
dem Forum, ans seinen Schleppsäbcl gelehnt und den Schnurr-
bart drehend. Er kannte seinen Mann. Er wußte, daß
Schmnlius viel zu reich war, um nicht abermals einen Ader-
laß von 10,000 Sesterzien vertragen zu können, und, daß
er viel zu viel Eitelkeit besaß, nm nicht fortgesetzt mit allen
Segeln ans den Hofbanquier loszusteuern. Aber immerhin
war Vorsicht nöthig, um denselben nochmals anzuseilen.

Wenn es nämlich ein Trost ist, zu wissen, daß andre
Menschenseelen von denselben Schicksalsschlägcn getroffen wer-
den, wie wir, so mag der geneigte Leser, soweit er Garde-
lieutenant ist und Schulden hat, sich mit Baron Quintns

Jahren. 179

Cäcilins trösten. Dieser hatte sehr viele Schulden und
der Goethe'sche Vers

„Widersacher, Weiber, Schulden
Ach! kein Ritter ivird sie los"
galt für ihn in vollem Maß. Er ivar gntmüthig, aber
leichtsinnig, schrieb qner, daß es eine Art hatte und kam
dadurch zeitweise recht in Verlegenheit. ES >var nur gut,
daß es Narren gab, tvie unser Freund Schmnlius, die ihm
Geld anvertrauten, um das Rad der Fortuna wieder frisch
zu schmieren. Statt zu dem beabsichtigten Ziveck wurden
aber diese Gelder viel passender im Jockeiclnb, bei Sport
und Steeplechase, im Amphitheater und bei moussirendem
Chier verjubelt. Sr. Majestät Privatsecretär sah keinen
rothen Heller davon. Da der Baron der Hauptbegünstigte
Rebekkas ivar und ihr die Hosbälle in Rom möglichst glän-
zend ansmalte, so hatte er in ihr einen Bundesgenossen, der
dem alten Schmnlins über die letzten Bedenken der Spar-
samkeit stets weghalf.

Also geschah es auch heute. Rebekka, die den schönen
Lieutenant hatte das Haus betreten sehen, kam in das Evmp-
toir und es Ivar nun rasch der Augenblick erschienen, wo
Schmnlius, schweren Herzens, den Kassaschrank nnfschloß und
dem Baron abermals 10,000 Sesterzien aufzählte. Dieser
schied, nachdem er die Kassenscheine eingesteckt, mit der frohen
Hoffnung, Fräulein Rebekka und Herrn Schmnlins heute !
Abend auf der afrikanischen Nacht im Casino wiederzusehen.

II.

Welche meiner schönen Leserinnen gedächte nicht mit
Wonne jener Sommerabende, wo man im köstlichsten Mond-
schein Natur, daneben aber auch Wein mit kalter oder warmer
Küche kneipt? In den schattigen Laubgängen hängen bunte
Lampen und ein sanfter Luftzug bringt die Töne rauschender
Musik gemildert zu unserni Ohr. Solche italienische Nächte,
wo wir der Natur durch Kunst und Tonkunst unter die
Arme zu greifen bemüht sind, gab es auch in Pompeji, da
aber dort die italienischen Nächte etwas allnächtliches (nm
nicht zu sagen alltägliches) sind, so nannte man sie, indem
man die Benennung ans dem Süden holte, afrikanische
Nächte. Sie gaben die Möglichkeit für den Adel und den
höheren Bürgerstand, sich im Sommer ungestört sehen zu
können. „Le costume de bal est de rigueur“ stand dann
allemal im Pompejanischcn Wochenblatt. Die Civilstaats-
diencr kamen in feiner weißseidener toga praetexta, Lackstiefeln
und weißer Halsbinde, die Officiere in Gala, die Damen
in purpurnen, weißen und meergrünen wallenden Seiden-
kleidern und Blumen im Haar.

Eine solche afrikanische Nacht war im Wochenblatt für
diesen Abend angezeigt worden. Alles strömte hinaus und
Schmnlins durste daher mit Rebekka nicht fehlen. Wußte
diese doch, daß ihr Verehrer, der Gardclicntenant, auch kom-
men werde.

(Schluß folgt.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vor 1800 Jahren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Steub, Fritz
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fremdbild
Kreditgeber
Junger Mann <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Offizier
Sitzen <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Juden

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1091, S. 179

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