Fliegende Blätter (48.1868 (Nr. 1173-1198))

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S tudcntcnlirb.

Heute seh'n und sich verlieben,

Morgen ein Billct geschrieben,

In der Kirche Rcndez-vouS,
Uebermorgcn Du und Du.

Auf dem nächsten Balle wird
Man den Eltern vvrgeführt,

Darf mit ihr zum Tanze treten.
Gleich wird um die Gunst gebeten,
Die Familie zu besuchen;

Unterhält mit vielem Glück
Den Papa von Politik;

Mit poetischen Versuchen,
Schinelzenden Klavierpieccn
Tochter, Mama und Niecen.

Sitzt vertraulich dann beim Thee,
Während draußen dichter Schnee
Sich auf Dach und Straßen legt.
Wenn die Schcidcstunde schlägt,

Einen Händedruck und Blick —

An der Stiege — welch' ein Glück!
Manchmal einen flücht'gen Kuß. —
In der Jahre schnellem Fluß
Kommt'S Examen, ach! herbei,

AuS ist'S mit der Poesci.

Nun beginnt die Unterhaltung
Mit Pandekten, Staatsverwaltung,
Und der Herr Civilprozesse
Schmeckt wie bitt're Brunncnkresse,

Kirchenrecht und Criminal,
Strafprozeß und Cameral,

Medizin, Philosophie,

Und wohl auch Theologie. —

Ist man dann mit bleichen Lippen
Mühsam durch die bösen Klippen
Ohn' Gefährde durchbugsirt,

Wird zur Praxis abmarschirt.

An der ersten Liebe Traum
Denkt der Praktikante kaum,

Grübelt über Aktenstücken,

Daß die Referate glücken;

Herr Caplan hält Musterredcn,
Predigt gern von Fasten, Beten;

Und der Sohn der Hygiene
Vaccinirt und bricht die Zähne.

Und der Jugend schönste Blüthen
Grüßen nur wie holde Mythen
In die Gegenwart herein.

Mälig bleichen jene Bilder —

Doch ein and' rcS senkt sich milder
In deS Herzenö leeren Schrein.

Neues Kompliment.

Dame: „Nun Kleiner! WaS würdest Du sagen, wenn
ich Dir einen Kreuzer schenkte?" — Knabe: „Daß Sie
ein recht schöner, alter Backfisch sind."