Fliegende Blätter (48.1868 (Nr. 1173-1198))

Wandlungen.

Daö war — man in echt' es glauben kaum —
Eiiist das Studentelein.

Ein Bursch ward aus dem Bürschchen jetzt,

Er trat in'ö Leben ein.

Heut' weist er wohl kein Zeugniß aus,

Will kein Viaticum —

Heut' sitzt er hinterm Ofen nicht,

Wie damals still und stumm.

Und als es „zwei" schlägt auf der Uhr,

Liegt er noch nicht im Traum —

Da küßt er noch die Kellnerin
Und schlürft der Reben Schaum.

III.

Und wieder bin iiach langer Frist —
Der Wirth ist grau und alt,

Und nahe schon dein kühlen Grab, —
Zur Schenke ich gewallt.

Da ist kein lustig Leben mehr
Und traurig pickt die Uhr,

Von Gästen heut' ein kleiner Kreis
Sitzt in der Ecke nur.

Unheimlich rauscht das Kartenblatt,

Und selten tönt ein Wort —

Und sieh — im langen schwarzen Rock
Sitzt unser — Studio dort.

Heut' braucht er kein Viaticum,

Heut' will er keinen Kuß,

Heut' trinkt er mir und spielt dazu,

Weil er's so treiben muß.

Das ist des Lebens Wechselspiel,

Uiistät uiid ohne Ruh;

Denn wie in dieser Schenke hier,

Geht in der Welt es zu! — A. K,

Das Thierischc im Menschen.

Bevor der erste Mensch erschaffen,

War schon der Thiere Reich bestellt,

Es gab schon Ochsen, Esel, Affen,

Auch Hunde hatten schon gebellt.

Und eh' die Sündfluth eingetreten,
Ward Noah auferlcgt die Pflicht,

Von jedem Thier ein Paar zu retten,
Daß ihr Geschlecht auSstcrbe nicht.

Und wie im traulichen Verbände
Die Menschheit lebte mit dem Vieh,

Ohn' Unterschied von Rang und Stande,
Daö zeigt schon die Mythologie.

So hat denn bis zu dieser Stunde
Sich die Gemeinschaft fortgepflanzt,

Das zeigt sich an dem treuen Hunde
Am Bären auch, der vor uns tanzt.

Doch hänget auch im Gegensätze
Dem Menschen viel vom Thiere an: