Fliegende Blätter (48.1868 (Nr. 1173-1198))

124 Nach dem Wahlkampfe.

„Herr Doktor! Wir haben als Gegner während der
Wahlagitationen uns manch' bitteres Wort gesagt. Lassen
Sic uns jetzt Frieden schließen." — „Einverstanden; geben
wir einen Versöhnungsschmaus!" — „Recht, aber Schweine-
knöchel und Sauerkraut muß dabei sein." — „Nichts da-
wider , wollcn's gleich auf nächsten Freitag bestellen." —
„Bedau're sehr, da habe ich Fasttag, lieber am Samstag." —
„Da kann Ich nicht wegen dcö Schabbes."

Amerikanisch.

Der Frieder hat einmal an einem Sonntag von Ncw-
Uork nach Gishküll reisen sollen und hat kein Geld gehabt,
um die Fahrtare auf dem Dampfboot, die zwei Dollar aus-
machte, bezahlen zu können. Das hat aber den Frieder wenig
bekümmert; er hat sich auf daö Dampfboot begeben und hat
gedacht: „Kommt Zeit, kommt Rath." Wie nun das Dampf-
boot abgefahren war, ist ein Herr mit einem Teller in
der Hand herumgegangen und hat das Passagiergeld eingcsam-
melt. Endlich ist er auch zum Frieder gekommen und hat ge-
sagt: „Zwei Dollar, mein Herr, wenn's gefällig ist." Der
Frieder aber hat ihn angeglotzt, als ob er ihn gar nicht be-
griffe, und hat ihm dabei den Dampf seiner Pfeife in's Ge-
sicht geblasen. Da schreit der Herr unwillig zum zweiten Male:
„Zwei Dollar, wenn's gefällig ist," und die Passagiere sam-
meln sich allgemach neugierig um die Zwei. Diesen Augen-
blick hat der Frieder abgewartet. Ruhig greift er in den

Amerikanisch.

Teller, den ihm der Herr noch immer hinhält, hinein, nimmt
ein Zweidollarstück heraus und steckt es wohlgefällig schmun-

zelnd in die Tasche mit den Worten: „Nun, wenn Sie s
durchaus haben wollen, so muß ich's eben aunchmen. Und
dabei blieb es unter donnerndem Bravo der Passagiere.