20
Des Proletariers Tochter.
Hat mir den Wahn der Teufel vorgegankelt?
Auf einmal schrie's verzweifelnd mir im Ohre:
Das ist das Kind, das einst dein Knie geschaukelt!
Als ob sie die Gedanken mir errathe,
Sprach sic: „Ich kannt' Euch gleich an jener Narbe
Auf Eurer Stirne; ja, ich bin Agathe."
„Wie aber konntest Du, verlor'nes Kind,
So in des Lasters Abgrund ganz versinke».
Schlugst Du der Mutter Lehren in den Wind?
Galt Nichts Dir Deines Vaters frommes Streben,
Sein edles Beispiel, hat es nicht gezeigt
Die Wege Dir zum tugendhaften Leben?"
Da sprach ihr Mund mit eisig kaltem Ton,
Der fast das Herzblut mir erstarren machte.
Er klang wie der Verzweiflung letzter Hohn:
„Der Vater starb, die Mutter war so krank,
Wir hatten Hunger und kein Brod im Hanse,
Da griff ich nach dem Strohhalm und versank."
Vom Auge langsam ihre Thränen rannen.
Mich aber hielt's nicht länger, ihr gen'über,
Den Tod im Herzen stürzte ich von dannen.
Das Mädchen, das von draußen ich erblickt,
Saß neben mir so bleich, so welk, so todt,
Wie eine Blume, die der Pflug geknickt.
Ich sah sie wieder: in der Leichenkammer
Zu München war's, auf dem Secirtisch ruhte
Ihr schönes Haupt aus von des Lebens Jammer.
Als
Da
Ich
ich ihr so in's starrre Auge sah,
zuckt' es plötzlich glühend mir im Herzen,
wußte »immer, was um mich geschah.
Als ich hineintrat, ivard sie aufgedeckt.
Und schmunzelnd sprach der schmierige Prosektor:
„Wir haben heut' ein reizendes Subjekt."
X... Reppler.
Des Proletariers Tochter.
Hat mir den Wahn der Teufel vorgegankelt?
Auf einmal schrie's verzweifelnd mir im Ohre:
Das ist das Kind, das einst dein Knie geschaukelt!
Als ob sie die Gedanken mir errathe,
Sprach sic: „Ich kannt' Euch gleich an jener Narbe
Auf Eurer Stirne; ja, ich bin Agathe."
„Wie aber konntest Du, verlor'nes Kind,
So in des Lasters Abgrund ganz versinke».
Schlugst Du der Mutter Lehren in den Wind?
Galt Nichts Dir Deines Vaters frommes Streben,
Sein edles Beispiel, hat es nicht gezeigt
Die Wege Dir zum tugendhaften Leben?"
Da sprach ihr Mund mit eisig kaltem Ton,
Der fast das Herzblut mir erstarren machte.
Er klang wie der Verzweiflung letzter Hohn:
„Der Vater starb, die Mutter war so krank,
Wir hatten Hunger und kein Brod im Hanse,
Da griff ich nach dem Strohhalm und versank."
Vom Auge langsam ihre Thränen rannen.
Mich aber hielt's nicht länger, ihr gen'über,
Den Tod im Herzen stürzte ich von dannen.
Das Mädchen, das von draußen ich erblickt,
Saß neben mir so bleich, so welk, so todt,
Wie eine Blume, die der Pflug geknickt.
Ich sah sie wieder: in der Leichenkammer
Zu München war's, auf dem Secirtisch ruhte
Ihr schönes Haupt aus von des Lebens Jammer.
Als
Da
Ich
ich ihr so in's starrre Auge sah,
zuckt' es plötzlich glühend mir im Herzen,
wußte »immer, was um mich geschah.
Als ich hineintrat, ivard sie aufgedeckt.
Und schmunzelnd sprach der schmierige Prosektor:
„Wir haben heut' ein reizendes Subjekt."
X... Reppler.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Proletariers Tochter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 53.1870, Nr. 1305, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg