Fliegende Blätter (53.1870 (Nr. 1303-1328))

08 Der Triumph des Genies.

I drehte den Hahn um, deckte aber Vorsichts halber noch das
: Tuch über jenen, nahm seinen 1^/17 Tropfen Opium und ver-
j schwand im Bette, dessen Decke er noch über den Kopf zog.

I Doch, 0 Schrecken! Der Hahn schrie diesmal schon um 2 Uhr
50 Minute»! Der Professor war seinem rosigen Lager ent-
eilt, hatte aber heute eher Fassung, da die Gewöhnung an die
nächtliche Störung sein Nervensystem etwas abgestumpft hatte.
Sein Geist blitzte wieder auf und ein herrlicher Erfindergedanke
kam zur Welt! Bei verschlossener Thüre arbeitete er den ganzen
Tag an einem Instrumente, das denn auch des Abends fertig
war. Seine Ehehälfte gab noch ein Kästchen her und freudig

nagelte es der Professor mit Hilfe derselben über das Bett. Es
barg die kostbare Erfindung. Nachts darauf schlief der Pro-
fessor wieder mittelst seiner Opiumgabe und der neuen Erfind-
ung genau von 9 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens, wie je
zuvor, ohne die geringste Störung. Die herrliche Erfindung
beschrieb der Professor in dem bedeutendsten medizinischen Blatte

als: „Otoxylon oder Ohrzäpfchen." Die Wissenschaft
hatte den Sieg über den tückischen Criminalrichter und dessen
Gockel-Hahn errungen!

Grammatikalisches aus der Schule.

Lehrer: „Wie theilt man die Artikel ein?" — M0scs:
„In courante und uncourante."

Im Porzellanladen.

Dame: „Ich habe hier soeben eine Tasse mit der De-
vise: „Zur Erinnerung" gekauft, die aber einen Flecken hat."

Prinzipal (zum Commis): „Herr Müllcrich, diese Dame
wünscht eine fleckenlose Erinnerung, ivollcu Sic gefälligst die
Tasse Umtauschen!"