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1
Schreibers Klage.
Als einst der Herr in drei Paar Tagen
Die Welt mit D'rum und D'ran erschuf,
Setzt er sich hin, um mit Behagen
Zu ruh'n vom schwierigen Berns.
„So," sprach er, „sollcn's die auch halten,
In denen man mein Bild erkennt:
Sechs Tage mühevolles Walten,
Ter Sieb'te sei der Rast gegönnt."
So trieb man's auch und wird es treiben.
So lang ein Mensch der Erde Gast,
Für uns nur, die verdammt zum Schreiben,
Gibt's auch am Sonntag keine Rast.
Für uns gibt's keinen Tag der Feier,
Tic Feder knirscht, die Tinte strömt
Tag aus. Tag ein, die alte Leier
Knarrt auch am Sonntag ungehemmt.
D'rum hat der Herr, wie ich erachte.
Sein Schöpferwort nicht ganz erfüllt.
Sei es, daß er nicht an Schreiber dachte,
Oder uns nicht schuf nach seinem Bild.
Abschied von Daheim.
Fahre wohl, du traute Stube,
Altes treues Bücherbrett,
Denn die Feder ist vertrocknet,
Lustig blitzt das Bajonnett.
Eitel ist nun alle Habe,
All' der tobte Wissensschatz,
Denn für solchen Ballast gibt cs
Im Tornister keinen Platz.
Leichtgeladcn geht's zn Felde,
Auf den Lippen einen Scherz,
Auf dem Helme grünes Eichlaub,
In der Brust ein deutsches Herz.
Hab' wohl viel gelernt, gelesen.
Und doch trifft vielleicht ein Mann
Mich zn Tode, der — nicht einmal
Seinen Namen schreiben kann.
79
üraffus.
1
Schreibers Klage.
Als einst der Herr in drei Paar Tagen
Die Welt mit D'rum und D'ran erschuf,
Setzt er sich hin, um mit Behagen
Zu ruh'n vom schwierigen Berns.
„So," sprach er, „sollcn's die auch halten,
In denen man mein Bild erkennt:
Sechs Tage mühevolles Walten,
Ter Sieb'te sei der Rast gegönnt."
So trieb man's auch und wird es treiben.
So lang ein Mensch der Erde Gast,
Für uns nur, die verdammt zum Schreiben,
Gibt's auch am Sonntag keine Rast.
Für uns gibt's keinen Tag der Feier,
Tic Feder knirscht, die Tinte strömt
Tag aus. Tag ein, die alte Leier
Knarrt auch am Sonntag ungehemmt.
D'rum hat der Herr, wie ich erachte.
Sein Schöpferwort nicht ganz erfüllt.
Sei es, daß er nicht an Schreiber dachte,
Oder uns nicht schuf nach seinem Bild.
Abschied von Daheim.
Fahre wohl, du traute Stube,
Altes treues Bücherbrett,
Denn die Feder ist vertrocknet,
Lustig blitzt das Bajonnett.
Eitel ist nun alle Habe,
All' der tobte Wissensschatz,
Denn für solchen Ballast gibt cs
Im Tornister keinen Platz.
Leichtgeladcn geht's zn Felde,
Auf den Lippen einen Scherz,
Auf dem Helme grünes Eichlaub,
In der Brust ein deutsches Herz.
Hab' wohl viel gelernt, gelesen.
Und doch trifft vielleicht ein Mann
Mich zn Tode, der — nicht einmal
Seinen Namen schreiben kann.
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üraffus.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schreibers Klage" "Abschied von daheim"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 53.1870, Nr. 1312, S. 79
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg