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Eine Gebirgsidylle.
lichkcit belauschen zu können. Ich wein' im Theater jedes Mal,
so oft 's Lorlc gegeben wird. Muß i denn, muß i denn zum
Städtchen hinaus — . Nicht wahr, ich versteh' das Schwä-
beln auch?"
Dem Mich! schien ein Gedanke durch den Kopf zu fahren.
Seine Miene hatte einen eigenthümlich schlauen Ausdruck an-
genommen, als er sich nach der schönen Fragcrin umwandte
und sagte: „Ja, dös könnet Sie scho habe, wenn Sic 's grad
wellet. Heut hent mer gar cn absonderigsch Fescht in iiscrer
Gmoind; cs kemmct d'Luit zamme aus der ganze Gegad, und
i moin, wenn i in dem Tempo zufahr, wcrct mer zur rechte
Zeit hinkomme."
„Haste gehört, Jacques?" rief die Banquiersgattin in Ex-
tase, ,,'n ländliches Fest hat er gesagt."
„Nu, was soll's?" erwiderte grämlich der Gatte. „Was
thu' ich mit 'm ländlichen Fest? Da is en Gedrängte, cn
Gcschubse und cn Gckröhlc, wie am ultimo — sie stch'n ei'm
aus die Hühneraugen und wenn sie 'runter geh'n, is das länd-
liche Fest vorbei. Nein, nein, Gott soll mich leben lassen, aß
ich will ländliche Feste besuchen. Ich wollt' lieber, ich könnt'
unser Mittagessen escomptiren!"
„Herr Silberlöw, Sie sind gefräßig, lvic 'ne Boa instruc-
tor," rief die Frau mit Entrüstung, „ich sag' Ihnen aber,
mer sch'n das ländliche Fest. Ich brauche poetische Rcisecin-
drücke, ich schmachte nach unverdorbenen Naturmenschen und will
schwäbeln hören, damit mein Gcmiith sich aus seiner Zerknitter- j
ung ausrichtet. Fahr'n Se zu, Schivagcr, mer machen das
Fest mit — dabei bleibt's!"
Wäre es für Herrn Silberlöw möglich gewesen, ein Ge-
sicht zu schneiden, er würde eines geschnitten haben, so aber
begnügte er sich, seine Indignation durch ein mißbilligendes
Grunzen auszudrücken und sich tief in die Rücklehne des Wagens
zu versenken. Freund Mich! bearbeitete seine Rosse mit Nach-
druck, und bald rasselten die Räder über das holperige Pflaster
des Marktfleckens. (Schluß folgt.)
Schnadahüpfeln eines bahcrifchcn Soldaten
im Felde.
Napoleon der Erste
Und der Zweite sau tobt,
Ten Dritten haben s' ciug'stcckt,
Dem Vierten hclf Gott.
Gel Franzmann, da schaugst
lind 'woaßt net, wie dir is.
Die deutsche Armee
Geht bis hinter Paris!
Und wann Ihr Enk flüchtet
Und anaudcr verliert,
Na sagt's cs, cs habt's Enk
Blos z'ruck conccutrirt.
Bal' aber der Deutsche
An Feind wo aufsucht,
Schnadahüpfeln eines bayer. Soldaten re.
Na hoaßt's, er befindet
Sich vorn auf der Flucht.
Unser Pfarrer hat g'sagt:
Es müßt's luthrisch wern —
Der hat uns aufbund'n
An tüchtinga Bär'n.
Ob luthrisch, katholisch.
Wer fragt da darnach?
Der Feind kriegt katholisch
Und luthrisch sein' Sach! jn. fang.
Ein Stückchen Rechtspflege aus der guten
alten Zeit
Kamen einmal die Bauern Moser und Huber zum Land-
gericht und wollten wegen eines unbedeutenden werthlosen Stück-
chen Landes, von dem ein Jeder dieser Beiden Eigenthümer zu
sein behauptete, einen Prozeß miteinander aufangen. Ta sagte
der Landrichter zu ihnen: „Was, wegen einer solchen Lumperei
wollt' Ihr streiten? Das ivär' nicht übel, Ihr müßt Euch ver- j
gleichen." Die beiden Bauern, welche bitterbös auf einander
waren, wollten aber von einem Vergleich nichts wissen. „Unser l
Recht wollen wir haben," sagten sie, „wir thun's einmal nicht
anders, und gestritten muß werden." Hierauf cntgeguele ihnen
der Landrichter: „Nun, wenn Jhr's nicht anders haben wollt,
dann kann ich auch nicht helfen; eh' Ihr aber Euern Prozeß
nnfangt, muß ich mit einem Jeden von Euch noch allein reden."
Nachdem Huber abgetreten war, sagte der Landrichter zu Moser: j
„Moser, wenn Du jetzt gleich von dem Streit abstehst, und
mir versprichst, daß Du mit Allem dem, was ich in dieser '
Eine Gebirgsidylle.
lichkcit belauschen zu können. Ich wein' im Theater jedes Mal,
so oft 's Lorlc gegeben wird. Muß i denn, muß i denn zum
Städtchen hinaus — . Nicht wahr, ich versteh' das Schwä-
beln auch?"
Dem Mich! schien ein Gedanke durch den Kopf zu fahren.
Seine Miene hatte einen eigenthümlich schlauen Ausdruck an-
genommen, als er sich nach der schönen Fragcrin umwandte
und sagte: „Ja, dös könnet Sie scho habe, wenn Sic 's grad
wellet. Heut hent mer gar cn absonderigsch Fescht in iiscrer
Gmoind; cs kemmct d'Luit zamme aus der ganze Gegad, und
i moin, wenn i in dem Tempo zufahr, wcrct mer zur rechte
Zeit hinkomme."
„Haste gehört, Jacques?" rief die Banquiersgattin in Ex-
tase, ,,'n ländliches Fest hat er gesagt."
„Nu, was soll's?" erwiderte grämlich der Gatte. „Was
thu' ich mit 'm ländlichen Fest? Da is en Gedrängte, cn
Gcschubse und cn Gckröhlc, wie am ultimo — sie stch'n ei'm
aus die Hühneraugen und wenn sie 'runter geh'n, is das länd-
liche Fest vorbei. Nein, nein, Gott soll mich leben lassen, aß
ich will ländliche Feste besuchen. Ich wollt' lieber, ich könnt'
unser Mittagessen escomptiren!"
„Herr Silberlöw, Sie sind gefräßig, lvic 'ne Boa instruc-
tor," rief die Frau mit Entrüstung, „ich sag' Ihnen aber,
mer sch'n das ländliche Fest. Ich brauche poetische Rcisecin-
drücke, ich schmachte nach unverdorbenen Naturmenschen und will
schwäbeln hören, damit mein Gcmiith sich aus seiner Zerknitter- j
ung ausrichtet. Fahr'n Se zu, Schivagcr, mer machen das
Fest mit — dabei bleibt's!"
Wäre es für Herrn Silberlöw möglich gewesen, ein Ge-
sicht zu schneiden, er würde eines geschnitten haben, so aber
begnügte er sich, seine Indignation durch ein mißbilligendes
Grunzen auszudrücken und sich tief in die Rücklehne des Wagens
zu versenken. Freund Mich! bearbeitete seine Rosse mit Nach-
druck, und bald rasselten die Räder über das holperige Pflaster
des Marktfleckens. (Schluß folgt.)
Schnadahüpfeln eines bahcrifchcn Soldaten
im Felde.
Napoleon der Erste
Und der Zweite sau tobt,
Ten Dritten haben s' ciug'stcckt,
Dem Vierten hclf Gott.
Gel Franzmann, da schaugst
lind 'woaßt net, wie dir is.
Die deutsche Armee
Geht bis hinter Paris!
Und wann Ihr Enk flüchtet
Und anaudcr verliert,
Na sagt's cs, cs habt's Enk
Blos z'ruck conccutrirt.
Bal' aber der Deutsche
An Feind wo aufsucht,
Schnadahüpfeln eines bayer. Soldaten re.
Na hoaßt's, er befindet
Sich vorn auf der Flucht.
Unser Pfarrer hat g'sagt:
Es müßt's luthrisch wern —
Der hat uns aufbund'n
An tüchtinga Bär'n.
Ob luthrisch, katholisch.
Wer fragt da darnach?
Der Feind kriegt katholisch
Und luthrisch sein' Sach! jn. fang.
Ein Stückchen Rechtspflege aus der guten
alten Zeit
Kamen einmal die Bauern Moser und Huber zum Land-
gericht und wollten wegen eines unbedeutenden werthlosen Stück-
chen Landes, von dem ein Jeder dieser Beiden Eigenthümer zu
sein behauptete, einen Prozeß miteinander aufangen. Ta sagte
der Landrichter zu ihnen: „Was, wegen einer solchen Lumperei
wollt' Ihr streiten? Das ivär' nicht übel, Ihr müßt Euch ver- j
gleichen." Die beiden Bauern, welche bitterbös auf einander
waren, wollten aber von einem Vergleich nichts wissen. „Unser l
Recht wollen wir haben," sagten sie, „wir thun's einmal nicht
anders, und gestritten muß werden." Hierauf cntgeguele ihnen
der Landrichter: „Nun, wenn Jhr's nicht anders haben wollt,
dann kann ich auch nicht helfen; eh' Ihr aber Euern Prozeß
nnfangt, muß ich mit einem Jeden von Euch noch allein reden."
Nachdem Huber abgetreten war, sagte der Landrichter zu Moser: j
„Moser, wenn Du jetzt gleich von dem Streit abstehst, und
mir versprichst, daß Du mit Allem dem, was ich in dieser '
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schnadahüpfeln eines bayer. Soldaten im Felde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 53.1870, Nr. 1319, S. 131
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg