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Die drei Rathschläge König Salomo's.
wurde ihm da! Da waren seine Knechte schon thätig, aber
I Zu seinem Schaden, denn sic waren im Begriffe, eine Partie
seines Getreides heimlich fortzuführen, und auf frischer That
ertappt, gestanden sic, daß sie schon seit Jahren dies Handwerk
ausübten. Jetzt war dem armen Reichen klar, warum seine
Sachen schief gingen — und im innersten Herzen dankte er
dem Könige — denn ohne Schlafrock wäre er wohl nie —
verweichlicht seit seiner Jugend — in die kalte Nachtluft spazieren
gegangen. —
Aehnlich unruhig, wie der bestohlene Reiche vor der
Entdeckung, lag der Arzt auf seinem harten Lager. Noch
immer war er auf keinen grünen Zweig gekommen. Den Rath
hatte er natürlich bis jetzt nicht befolgt, denn die paar Patienten,
die er hatte, wollte er nicht aufgebcn. — Plötzlich klopfte es
an seine Thüre; er öffnete, und ein gallonirter Diener stand
vor ihm und bat ihn, in die nächste Straße zu kommen, wo
wcrthcn ausgeschüttct hatte, eilte dieser oerzwcifclt hinweg, mit
dem Vorsatze, sich zu entleiben. Sein Weg war zum Strome,
aber als er gerade eine bequeme Stelle zum Ertränken sich
ausgesucht, wurde er in seinen Meditationen durch das Geklapper
einer Mühle gestört. Da fiel ihm das Wort des Königs
ein; — er trat in die Mühle und erhielt auch vom verwunderten
Müller die Erlaubniß, die Nacht hier zubringen zu dürfen.
Als er nun so brütend da lag, und dem Spiel der Mühle znsah,
fiel ihm auf, daß wenn das Quantum Korn in dem Kasten
vollends zur Neige war, durch einen Mechanismus ein Knüppel
so lange auf den Kasten schlug, bis der Müller, aufmerksam
gemacht, noch Korn zuschüttete. Plötzlich fuhr ihm ein Gedanke
durch den Kopf — „Müller", sprach er, was wollt Ihr für
diesen Knüppel? Verkauft ihn mir, wir Beide werden es nicht >
bereuen." — Leichter Mühe erhielt er den Stock.
das Kind seines Herrn plötzlich schwer jerkrankt .sei. Schon
wollte der Arzt gehen — da erinnerte'er sich der Worte'Salomo's,
und mit sich kämpfend brach er in die Worte aus: „Ich gehe
nicht!"
Der Diener erzählte das seinem Herrn — der besorgte
! Vater faßte aber die Sache so auf, daß der Arzt nicht gehen
wolle, und beleidigt sei, weil ihm kein Wagen offerirt worden.
Er ließ s^ne Carossc anspannen, der erstaunte Doctor wurde
so abgeholt, — die Sache machte Eclat — und der Arzt
wachte sein Glück.
Der unglückliche Ehemann konnte noch lange Zeit nicht
j den Entschluß fassen, den Rath des Königs zu befolgen. Sein
I schönes Weib wurde immer zänkischer, seine Hausruhe immer
mehr und mehr untergraben. Eines Abends, als die zärtliche
Gattin wieder ein Donnerwetter auf das Haupt des Bcklagcns-
Wic der Ehemann den Stock benützte, um seinen Haus-
frieden wiederherzustellen, überlasse ich der Combination der
Leser; aber daß das „harbe" Weibchen mürbe wurde, ist eine
in Jerusalem sehr bekannte Thatsache geworden.
Als die Drei sich wieder einmal zufällig im Cafo trafen,
konnten sie sich mittheilen, daß ihnen allen geholfen wäre. Und
einstimmig priesen sic die Weisheit des Königs Salomo und
segneten sein Angedenken.
Replik.
Vor der Thür eines Delicatessenhändlers sind in einem
Korbe lebende Hummer ausgestellt. Ein Herr mit einem Hunde
geht vorüber, bleibt stehen und besieht sich die Hummer. Der
Hund kommt mit seinem Schwänze dem Korbe zu nah, ein
Hummer kneipt sich an demselben fest und laut bellend stürzt
der Hund davon. Der Delicatessenhändler, der dies gesehen,
schreit wüthend den ruhig dastehenden Herrn an: „So pfeifen
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Die drei Rathschläge König Salomo's.
wurde ihm da! Da waren seine Knechte schon thätig, aber
I Zu seinem Schaden, denn sic waren im Begriffe, eine Partie
seines Getreides heimlich fortzuführen, und auf frischer That
ertappt, gestanden sic, daß sie schon seit Jahren dies Handwerk
ausübten. Jetzt war dem armen Reichen klar, warum seine
Sachen schief gingen — und im innersten Herzen dankte er
dem Könige — denn ohne Schlafrock wäre er wohl nie —
verweichlicht seit seiner Jugend — in die kalte Nachtluft spazieren
gegangen. —
Aehnlich unruhig, wie der bestohlene Reiche vor der
Entdeckung, lag der Arzt auf seinem harten Lager. Noch
immer war er auf keinen grünen Zweig gekommen. Den Rath
hatte er natürlich bis jetzt nicht befolgt, denn die paar Patienten,
die er hatte, wollte er nicht aufgebcn. — Plötzlich klopfte es
an seine Thüre; er öffnete, und ein gallonirter Diener stand
vor ihm und bat ihn, in die nächste Straße zu kommen, wo
wcrthcn ausgeschüttct hatte, eilte dieser oerzwcifclt hinweg, mit
dem Vorsatze, sich zu entleiben. Sein Weg war zum Strome,
aber als er gerade eine bequeme Stelle zum Ertränken sich
ausgesucht, wurde er in seinen Meditationen durch das Geklapper
einer Mühle gestört. Da fiel ihm das Wort des Königs
ein; — er trat in die Mühle und erhielt auch vom verwunderten
Müller die Erlaubniß, die Nacht hier zubringen zu dürfen.
Als er nun so brütend da lag, und dem Spiel der Mühle znsah,
fiel ihm auf, daß wenn das Quantum Korn in dem Kasten
vollends zur Neige war, durch einen Mechanismus ein Knüppel
so lange auf den Kasten schlug, bis der Müller, aufmerksam
gemacht, noch Korn zuschüttete. Plötzlich fuhr ihm ein Gedanke
durch den Kopf — „Müller", sprach er, was wollt Ihr für
diesen Knüppel? Verkauft ihn mir, wir Beide werden es nicht >
bereuen." — Leichter Mühe erhielt er den Stock.
das Kind seines Herrn plötzlich schwer jerkrankt .sei. Schon
wollte der Arzt gehen — da erinnerte'er sich der Worte'Salomo's,
und mit sich kämpfend brach er in die Worte aus: „Ich gehe
nicht!"
Der Diener erzählte das seinem Herrn — der besorgte
! Vater faßte aber die Sache so auf, daß der Arzt nicht gehen
wolle, und beleidigt sei, weil ihm kein Wagen offerirt worden.
Er ließ s^ne Carossc anspannen, der erstaunte Doctor wurde
so abgeholt, — die Sache machte Eclat — und der Arzt
wachte sein Glück.
Der unglückliche Ehemann konnte noch lange Zeit nicht
j den Entschluß fassen, den Rath des Königs zu befolgen. Sein
I schönes Weib wurde immer zänkischer, seine Hausruhe immer
mehr und mehr untergraben. Eines Abends, als die zärtliche
Gattin wieder ein Donnerwetter auf das Haupt des Bcklagcns-
Wic der Ehemann den Stock benützte, um seinen Haus-
frieden wiederherzustellen, überlasse ich der Combination der
Leser; aber daß das „harbe" Weibchen mürbe wurde, ist eine
in Jerusalem sehr bekannte Thatsache geworden.
Als die Drei sich wieder einmal zufällig im Cafo trafen,
konnten sie sich mittheilen, daß ihnen allen geholfen wäre. Und
einstimmig priesen sic die Weisheit des Königs Salomo und
segneten sein Angedenken.
Replik.
Vor der Thür eines Delicatessenhändlers sind in einem
Korbe lebende Hummer ausgestellt. Ein Herr mit einem Hunde
geht vorüber, bleibt stehen und besieht sich die Hummer. Der
Hund kommt mit seinem Schwänze dem Korbe zu nah, ein
Hummer kneipt sich an demselben fest und laut bellend stürzt
der Hund davon. Der Delicatessenhändler, der dies gesehen,
schreit wüthend den ruhig dastehenden Herrn an: „So pfeifen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die drei Rathschläge König Salomo's"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verbeugung <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 60.1874, Nr. 1499, S. 115
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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg