Der Nebelreiter. 191
Und über'» Bach, wo jetzt kein Spuk ihm wehrt;
Er langt im Dorfe endlich an, als eben
Der Morgensonne erster Strahl erglüht.
Da klingt an seinem Haus der Fensterriegel,
Sein Weib hinaus mit nassem Blicke sieht —
Er steigt vom Pferd, hängt an den Zaun den Zügel
Und tritt in seines Hüttchens engen Raum.
Da lieget, ausgestrcckt auf bunten Kissen,
Liegt todt sein Kind, — noch lächelnd wie im Traum,
Verkläret, angehaucht von Frührothsküssen.
Jetzt nach des Reiters Haupt wirft mit Gewalt
Er's Tüchlein mit dem Trank. — Es klirr'n die Scherben
Zerschellend auf dem Kies an Ufers Rand. —
Ein heis'rcs Lachen tönt wie dürrer Blätter
Gesüusel, höhnend — das Gebilde schwand
In dünnem Nebel hin. — „Treff' mich das Wetter!"
Der arme Bauer ruft; und vor den Kopf
Schlügt er verzweifelnd sich mit beiden Händen.
„Foppt mich der Höllenspuk und ich, ich Tropf,
Verschütt' den Trank, lass' mich von ihm verblenden!"
Wohl eilt der arme Tropf zurück den Weg,
Von Vaterlieb' und Vaterangst gejaget;
Wohl hat er hundertmal den Spuk am Steg
Verwünscht und just so oft sich selbst verklaget;
Wohl bald er's traumbefang'ne Städtchen schaut;
Doch eh' der Doctor aus dem Schlaf gehämmert,
Und eh' auf's Neue ist der Trank gebraut.
Es schon im fernen Osten röthlich dämmert. —
Mitleidig borgt der Doctor ihn: sein Pferd —
Er sprengt durch Stoppeln, Haidckraut und Gräben,
Verstummt im Schmerz er an dem Lager steht
Und faltet zum Gebet die rauhen Hände;
Und weinend spricht das Weib: „Du kommst zu spät.
Um Mitternacht ging es mit ihr zu Ende!" D. ». UüallcnroM.
Aus einem Bigamie-Prozeß.
Richter: „Warum sind Sie Ihrer ersten Frau durch-
gegangen?" — Angeklagter: „Weil sie mein Leben ver-
giftete." — Richter: „Wozu haben Sie nach so traurigen
Erfahrungen ein zweites Weib genommen?" — Angeklagter:
„Als Gegengift." _
Militärische Instruktion.
Offizier: „In der letzten Stunde habe ich von der !
Achtung gesprochen, die der Soldat seinem Vorgesetzten schuldig
ist, und dem freundlichen Entgegenkommen, womit dieser
dem Soldaten gegenüber treten soll. Also! Was ist Er z. B.
dem Herrn Lieutenant schuldig?" — Soldat: „Achtung!" —
Offizier: „Und was ist der Herr Lieutenant Ihm schuldig?" :
— Soldat: „4 fl. 36 kr. Bedientenlohn vom vorigen Jahr." !
Quäker-Moral.
Offizier: „Nun, Vater Penman, Du warst doch imcker
ein Gegner der Sklaverei, willst Du »ns nicht für unsere
Und über'» Bach, wo jetzt kein Spuk ihm wehrt;
Er langt im Dorfe endlich an, als eben
Der Morgensonne erster Strahl erglüht.
Da klingt an seinem Haus der Fensterriegel,
Sein Weib hinaus mit nassem Blicke sieht —
Er steigt vom Pferd, hängt an den Zaun den Zügel
Und tritt in seines Hüttchens engen Raum.
Da lieget, ausgestrcckt auf bunten Kissen,
Liegt todt sein Kind, — noch lächelnd wie im Traum,
Verkläret, angehaucht von Frührothsküssen.
Jetzt nach des Reiters Haupt wirft mit Gewalt
Er's Tüchlein mit dem Trank. — Es klirr'n die Scherben
Zerschellend auf dem Kies an Ufers Rand. —
Ein heis'rcs Lachen tönt wie dürrer Blätter
Gesüusel, höhnend — das Gebilde schwand
In dünnem Nebel hin. — „Treff' mich das Wetter!"
Der arme Bauer ruft; und vor den Kopf
Schlügt er verzweifelnd sich mit beiden Händen.
„Foppt mich der Höllenspuk und ich, ich Tropf,
Verschütt' den Trank, lass' mich von ihm verblenden!"
Wohl eilt der arme Tropf zurück den Weg,
Von Vaterlieb' und Vaterangst gejaget;
Wohl hat er hundertmal den Spuk am Steg
Verwünscht und just so oft sich selbst verklaget;
Wohl bald er's traumbefang'ne Städtchen schaut;
Doch eh' der Doctor aus dem Schlaf gehämmert,
Und eh' auf's Neue ist der Trank gebraut.
Es schon im fernen Osten röthlich dämmert. —
Mitleidig borgt der Doctor ihn: sein Pferd —
Er sprengt durch Stoppeln, Haidckraut und Gräben,
Verstummt im Schmerz er an dem Lager steht
Und faltet zum Gebet die rauhen Hände;
Und weinend spricht das Weib: „Du kommst zu spät.
Um Mitternacht ging es mit ihr zu Ende!" D. ». UüallcnroM.
Aus einem Bigamie-Prozeß.
Richter: „Warum sind Sie Ihrer ersten Frau durch-
gegangen?" — Angeklagter: „Weil sie mein Leben ver-
giftete." — Richter: „Wozu haben Sie nach so traurigen
Erfahrungen ein zweites Weib genommen?" — Angeklagter:
„Als Gegengift." _
Militärische Instruktion.
Offizier: „In der letzten Stunde habe ich von der !
Achtung gesprochen, die der Soldat seinem Vorgesetzten schuldig
ist, und dem freundlichen Entgegenkommen, womit dieser
dem Soldaten gegenüber treten soll. Also! Was ist Er z. B.
dem Herrn Lieutenant schuldig?" — Soldat: „Achtung!" —
Offizier: „Und was ist der Herr Lieutenant Ihm schuldig?" :
— Soldat: „4 fl. 36 kr. Bedientenlohn vom vorigen Jahr." !
Quäker-Moral.
Offizier: „Nun, Vater Penman, Du warst doch imcker
ein Gegner der Sklaverei, willst Du »ns nicht für unsere
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Nebelreiter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 60.1874, Nr. 1508, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg