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143

Concurrenz in der Ehrlichkeit.

mann (der unterdeß mit seinem Commis die Beiden untersucht und
das Packet ans Jakobs Tasche zieht): „Was haben Sic denn hier?"
— Jakob: „Gott gerechter! Herr Müllerleben, mein Fraind
Isaak is en ehrlicher Mann, aber da hätt' ich doch noch eher
geglaubt, daß e r das Packet gestohlen hat, als ich!"

Spielmann's Gedanken.

Ich bin ein Spielmann, der da zieht
Von Dorf zu Dorf, vou Stadt zu Stadt,

Der außer seinem Gotte nichts.

Als seine treue Fiedel hat.

Doch — brauch' ich mehr? es ist genug,

Um sorgenlos und froh zu sein,

Zum Wandern gibt ja Gott die Kraft
Und Gold bringt mir die Fiedel ein.

Kein König reist so stolz wie ich,

Zwar beugt vor mir man nicht das Knie,

Doch schließet vor dem Fiedler man
Die Stadtthor' und die Herzen nie.

Mit Pabst und Kaiser tausch' ich nicht,

Die Beid' au Gold und Ehren reich.

Die Geige läßt sich leicht regier'»,

Doch nicht die Kirche und das Reich. —

Mir wankt kein Thron, mir brennt kein Haus,
Mir macht man streitig keinen Ort,

Mein' Hab' und Gut, mein' Würd' und Macht
Trag' ich in einem Ranzel fort.

Der Spielmann hat das schönste Loos,

Spielmann's Gedanken.

Ob Kriegsgeschrei im Land erklingt.

Ob Friede herrscht, — was kümmert's ihn?
Er trinkt und spielt und spielt und trinkt.

Ich bleib' ein Spielmann wohlgemuth.

So lang's dem lieben Gott gefällt,

Und geig', gefällt's dem lieben Gott,

Auch dort noch in der bessern Welt.

Ich habe in der ganzen Welt
Wohl nichts, als meine Fiedel;

Die sang in trüber Zeit mir oft
Zum Trost ein lustig Liedel.

Ich drückt' zum Dank sic an die Brust
Bei Nacht, sowie bei Tage,

Sie lacht stets, wenn ich lachen muß.

Und klaget, wenn ich klage.

Oft dacht' ich freilich: „Besser wär's,

Wenn ich ein Weiblein hätte,"

Doch dacht' ich auch: „Es schadet nichts,
Geht man allein zu Bette."

Nun, schön wär's doch, könnt' ich ein Weib,
Ein liebes, treues haben,

Es blieb nicht fern dann eine Schaar
Bon blüh'nden, munter'» Knaben.

Das wären meine Spielleut dann,

Mich stets zu unterhalten,

Und ihre schönste Melodei
Wär', wenn sie „Vater" lallten.

Und wählten meine Buben einst
Des Vaters Stand auf Erden,

Und möchte jeder, so wie ich,

Ein tücht'ger Spielmann werden,

Do zog' mit ihnen ich hinaus
Zum dunkeln Wald, zum ferne»,

Und spräch: „Nun lauscht's den Vöglcin ab,
Da könnt ihr's besser lernen.

Die lehren ohne Instrument
Gar wundersame Lieder,

Denn, wic's in ihren Herzen klingt,

Kliugt's aus den Kehlen wieder;

Und so ist's recht. Ohn' Künstelei,

Wic's Zeit und Herz bedingen,

So wie es aus dem Busen kommt,

Soll 's Instrument auch klingen.

D'rum horcht mir auf die Nachtigall,

Die Drossel und die Finken;

Ihr schlichtes Lied, tönt's besser nicht
Als Flöte, Harf' und Zinken?

Ja, horcht nur auf den frischen Chor,

Der drin»' im Wald erklinget.

Und trefft ihr's halbwegs nur so gut.

Dann ziehet hin und singet."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Spielmann's Gedanken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spielmann
Berufskleidung
Violine <Motiv>
Karikatur
Wandern
Beutel <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1658, S. 143
 
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