Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
178

Frühlings-Skizzen

Da geht sein Winter-Sitzfleisch
Urplötzlich ans dem Leim.

Er ist kein junger Bursche,

Sein Haupt ist „angeschneit".

Doch ist zm» Stubenhockcn
Noch lang' für ihn nicht Zeit.

Im Winter hält er tüchtig
Bei schwerer Arbeit aus
Und werkt zu Nutz' und Frommen
In jedem Bauernhaus.

Er ist kein Freund vom Reden,
Sitzt Abends gern allein.

Und weil sie ihn schon kennen.

So lassen sie ihn sein.

Doch wie der Schnee im Thale
Dem Sonnenstrahlc weicht.

Da hat des Jörgei Bleiben
Den letzten Knopf erreicht!

Er schnürt sein dünnes Bündel,
Und fort geht's kreuz und quer.
Zur Höh' hinauf, zur Einöd',

Und klettert sich's auch schwer.

Man hört ihn droben jauchzen
Oft mitten durch die Nacht!

Es weiß kein Mensch, was Jörgci
Da droben treibt und macht!

aus Dorf und Stadt.

Wovon er lebt, wer weiß es?

Man sagt: vom Vogelfang;

Doch lebt von Kraut und Wurzeln
Er sicher tagelang!

Und dennoch treibt's ihn ewig
Durch Wald und Felscnschicht!

Der Frühling war's, der rief ihn.
Und anders kann er nicht!

Die alte Lies.

Die alte Lies hat siebzig Jahr',

Noch trägt am Haupt sic schwarzes Haar.
Wohl hängt es wirr ihr in's Gesicht,

Doch späht das Auge klar und licht.

Und ist der Kopf auch schon geneigt.

Der Fuß noch über Berge steigt;

Das ist ein starkes, kluges Weib,

Hat jungen Geist in altem Leib.

Wen Gott und alle Welt verließ.

Sich heimlich wendet an die Lies:

Gar viel erlebt die Alte hat,

D'rum weiß sie leicht auch guten Rath.

Doch wer sich selber hilft im Haus,

Der Lies, er weicht ihr gerne ans -
Sie sieht so ernst, so finster d'rein
Und droht oft in die Welt hinein! . . .

Doch wenn des Frühlings Athem weht.

Die Lies zum grünen Walde geht;

Auf hartem Strunk dann sitzt sie d'rinn
Und murmelt leise vor sich hin.

Und endlich kommt die Zauberstund',

Da zuckt es plötzlich um den Mund,

Ein sanftes Lächeln ihn umspielt.

Und oft die Hand ein Blümlein hielt.

Da fängt der Wald zu wispeln an.

Es horcht die Lies begierig dann:

Er flüstert ihr von alter Zeit,

Von längst vergang'ner Secligkeit!

„Ja, ja! Es war wie heut' die Luft
Zur selben Zeit! Derselbe Duft,

Er schmeichelte sich an die Brust
Und weckte junger Liebe Lust!

Gerade so auch Vöglein sang.

Als kühn der Liebste mich umschlang!

Es war wie heut! Ich glaube gar.

Bei Gott, am — selben Platz es war!!" . . .
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Frühlings-Skizzen aus Dorf und Stadt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 70.1879, Nr. 1767, S. 178

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen