Fliegende Blätter (70.1879 (Nr. 1745-1770))

Frühlings-Skizzen

So sitzt die Lies und lächelt still.

Und wer an ihr vorüber will.

Der murmelt wohl, man hört es kaum:
„„Jetzt hat sie ihren Frühlingstraum.""

II. Aus der Stadt.

„Das ist ein tück'scher Uebcrfall,

Das ist im Leib ein Toben!

Es reißt und sticht, und zieht und quält
Von unten mich bis oben!

Lieb' Doctorlein! Ach, aus den Lenz
Wir Alle uns so freuten!

Und Plötzlich nun der Teufelskram!

Was soll denn das bedeuten?" —

„„Den Frühlingsanfang! Herr Baron!
Da läßt sich wenig machen!

Es hat der holde Knabe Lenz
Für uns ganz eig'ne Sachen!

Es ist der Lenz an Boten reich.

Ein Fürst, ein weltbekannter.

Der — Rheumatismus für die Stadt
Ihm dient als Abgesandter!!""

aus Dorf und Stadt.

Studenten-Enthusiasmus.

„O du treuer, edler Dienstmann!
Diesen Rock — zum Leihhaus hin!!
Denn was soll ein Ueberzieher,
Wenn ich „lenzdurchdrungen" bin?

Sollte noch des Winters Tücke
Einmal spuken, hollahe!

Weiß ich schon, auf welche Weise
Ich ihm eine Nase dreh'!

Meinen gänzlich leeren Koffer
Spalte ich in Stücke klein.

Heiz' damit, dem Lenz zu Ehren,

Daß es lodert, mächtig ein!

Weg darum, o Ueberzieher!

Du mußt wandern — aus Tendenz!
Dich noch jetzund zu besitzen
Wür' Verrath nur an dem Lenz!!"

Der Richtplatz.

In dem Gärtchen der Frau Klatschrath
Treibt der Flieder schon die Blätter.
Vierzehn Tag' noch, alles grünt dann.
Bleibt nur immer so das Wetter.

Gärtner muß die Laube stutzen.

Streicht die Bänke frisch, die Latten,
Den Kaffeetisch, d'ran die Damen
Stets so viel zu sagen hatten!

Wird ein Bischen nur das Lüftchen
Nicht so heimtückisch-gefährlich.

Geht das gründliche — Verleumden
Wieder an hier, wie alljährlich!

O, im Freien klingen frischer
All' die heimlichen Geschichten,

Und es lassen arme Sünder

Auch im Frei'n sich besser richten! . . .

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