Das Sieb vom Dichter.
So zählt er seine Silben ab
Vergnügt bis an sein kühles Grab.
Und unter seinen letzten Band
Schreibt finis hin des Todes Hand.
Was ein gerechter Dichter ist.
Benutzet auch die letzte Frist.
Machr eine Grabschrist noch zuvor
Und legt sich ans sein Dichterohr.
Die Leute stehen trauervoll
Dann um sein Grab und schauervoll.
Ein Jeder denkt sich, was er will.
Doch meist: „Gottlob, nun ist er still!"
Es wächst dann in der Jahre.Lauf
Dort eine Zitterpappel auf;
Und ob der Wind schläft oder wacht:
Die Blätter flüstern Tag und Nacht!
_ Heinrich Seidel.
Hartgesotten.
Präsident (nach Vernehmung des Angeklagten über seine
Thal): „ ... In Folge des von Ihnen zugefügten Schlages
hat der Verletzte mehrere Monate lang krank darnieder gelegen
und ist kaum mit dem Leben davongekommen. Was sagen Sie
dazu? Fühlen Sie da nicht Reue über Ihre Thal?" — An-
geklagter: „Das überlasse ich meinem Herrn Vertheidiger."
Geschäftspraxis.
„Ja. Sie haben ja gerade vorher an diesem Tische ge-
bettelt?" — „Wohl, gnä' Herr, aber wissen S'. ich mach'
jetzt die Tisch' retour." _,
Passende Partie.
„Sag' einmal jetzt
offen und ehrlich. —
soll ich das Mädel
heirathen?"
„Ja. heirath' sie!
Aerger als sie an-
geführt ist — bist
Du auch nicht!"
Ein ungewöhnliches Merkzeichen. 15
Der Herr Professor hat sich zum Nachtmahl einen Häring
bringen lassen. Nachdem er noch eine interessante Stelle ans
einem großen Werke zu Ende gelesen. ivill er ihn verzehren.
Da entdeckt er. daß der Häring verschwunden ist. Wie er auch
sucht, der Häring ist nirgends, zu finden. Als er am andern
Abend seine Lectüre fortsetzt, entdeckt er in dem Werke plötzlich
sein — gestriges Nachtmahl. Er hatte den Häring "als
Hochgefühl.
Bankier: „Eine vornehme Gesellschaft das. lauter
Adelige, lauter Adelige — mein Vater ist der einzige
Bürgerliche." __
So zählt er seine Silben ab
Vergnügt bis an sein kühles Grab.
Und unter seinen letzten Band
Schreibt finis hin des Todes Hand.
Was ein gerechter Dichter ist.
Benutzet auch die letzte Frist.
Machr eine Grabschrist noch zuvor
Und legt sich ans sein Dichterohr.
Die Leute stehen trauervoll
Dann um sein Grab und schauervoll.
Ein Jeder denkt sich, was er will.
Doch meist: „Gottlob, nun ist er still!"
Es wächst dann in der Jahre.Lauf
Dort eine Zitterpappel auf;
Und ob der Wind schläft oder wacht:
Die Blätter flüstern Tag und Nacht!
_ Heinrich Seidel.
Hartgesotten.
Präsident (nach Vernehmung des Angeklagten über seine
Thal): „ ... In Folge des von Ihnen zugefügten Schlages
hat der Verletzte mehrere Monate lang krank darnieder gelegen
und ist kaum mit dem Leben davongekommen. Was sagen Sie
dazu? Fühlen Sie da nicht Reue über Ihre Thal?" — An-
geklagter: „Das überlasse ich meinem Herrn Vertheidiger."
Geschäftspraxis.
„Ja. Sie haben ja gerade vorher an diesem Tische ge-
bettelt?" — „Wohl, gnä' Herr, aber wissen S'. ich mach'
jetzt die Tisch' retour." _,
Passende Partie.
„Sag' einmal jetzt
offen und ehrlich. —
soll ich das Mädel
heirathen?"
„Ja. heirath' sie!
Aerger als sie an-
geführt ist — bist
Du auch nicht!"
Ein ungewöhnliches Merkzeichen. 15
Der Herr Professor hat sich zum Nachtmahl einen Häring
bringen lassen. Nachdem er noch eine interessante Stelle ans
einem großen Werke zu Ende gelesen. ivill er ihn verzehren.
Da entdeckt er. daß der Häring verschwunden ist. Wie er auch
sucht, der Häring ist nirgends, zu finden. Als er am andern
Abend seine Lectüre fortsetzt, entdeckt er in dem Werke plötzlich
sein — gestriges Nachtmahl. Er hatte den Häring "als
Hochgefühl.
Bankier: „Eine vornehme Gesellschaft das. lauter
Adelige, lauter Adelige — mein Vater ist der einzige
Bürgerliche." __
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geschäftspraxis" "Passende Partie" "Ein ungewöhnliches Merkzeichen" "Hochgefühl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 75.1881, Nr. 1876, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg