Fliegende Blätter (75.1881 (Nr. 1875-1900))

Redaetion: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckcrci von E. Mühlthaler in München.

Hier» rinr Dringe.

Angestrengter Beruf.

Maler: „Aber heute Abend kommst Du
hoffentlich wieder einmal in unsere Gesellschaft, Du
läßt Dich ja gar nicht mehr sehen."

Bezirksamtsasscssor: „Thut mir wirklich
herzlich leid, mein Bester; mein angestrengter Beruf
gestattet mir jedoch nicht, mich dem Vergnügen hin-
zu geben. — Schau', heute zum Beispiel, habe ich
noch einen Bericht zu vollenden über die Leistungen
der hiesigen Kunstschule, und Abends einer Ansschuß-
sitzung des landwirthschastltchen Vereins beizuwohncn,
wo der verbesserte künstliche Dünger zur Sprache
kommen wird; morgen habe ich bei der Rckrntcn-
aushebung dienstlich gegemvärtig zu sein und gleich
darnach bei einer Stadtrathsitzung, um eine Beschwerde
über schlechte Gasbeleuchtung unserer Straßen technisch
zu erörtern — übermorgen muß ich in Vertretung
meines Chefs die Geflügelausstellung eröffnen und
Abends im Gewerbevcrein einen Vortrag halten über
Hebung des Knnsthandwerkes, über Zunft- und
Jnnnngswesen - am Sonntag habe ich die Preisvertheilnng in der Zuchtviehansstellung abznhaltcn und am selben Mittage
noch bei der Fahnenweihe des neuen Krieger- und Vcterancnvereins die Festrede zu halten; am —"

Maler: „Herrgott, da bin ich nur froh, daß ich nicht Jurisprudenz studiert habe!"