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Umgekehrt ist auch gefahren.
Paaren Ringeltauben beseht war. welche der Gitsch-Peter nächsten
Tages zur Stadt zum Verkaufe tragen wollte. Er entschloß
sich kurz, steckte die vier Tauben in eine Abtheilung und die
Uhu's in die andere und erwartete ungeduldig die Dämmerung.
Allgemach begann es zu dunkeln, und die Nestlinge fingen
an. lebendig zu werden und ein klägliches Gepiepe hören zu
lassen. Da fiel es dem sehnsüchtig Harrenden ein. es wäre sür's
erste Mal wohl am besten, um den Alten das Auffinden ihrer
Sprößlingc zu erleichtern, die Kraxe oom Hause weg auf einen
freien Platz zu stellen; es geschah; er selbst barg sich im Schatten
des Hauses so. daß er den Käfig in Sicht behielt.
Mittlerweile war es Nacht geworden, jedoch gab der aus-
nehmende Mond einiges Licht; die Gefangenen lärmten immer
ärger, da — ließ sich vom Walde in der Richtung der Fels-
wand her ein wilder Schrei hören, dem. näher kommend, mehrere
immer lauter folgten; ein Punkt ward über den Tannenwipfcln
sichtbar, der pfeilschnell daherschoß und über dem Wiesenfleck,
auf dem die Kraxe stand, in der Luft unbeweglich schweben
blieb. — „Ahn", dachte der Beobachter, „oana is da — hot
er eppa scho' 'was mit'bracht; eppar a Has'l oda leicht gar a
Rehkitz; — wann er's nur net g'rad' auf d' Krax'n fall'n
laßt, sunst schlagt er's z'samm' — Höllammering. was is dös!
Mci Krax'n! Hiazt packt ma dös Märzenviech die Krax'n!"
Er war aufgesprungen und stürzte lvie ein Rasender ans die
Wiese zu. Es war nur zu wahr; der Uhu war mit Blitzes-
schnelle herabgestoßen und flog jetzt mit seiner Beute dem Walde
zu. — Im Dunkel der Fichten war auch die Möglichkeit, dem
Räuber zu folgen, zu Ende, und Peter mußte mit ein paar
Beulen am Kopse, die er sich an den Baumstämmen geholt,
den Rückweg zu seiner Keusche antreten.
Des anderen Tages fand er am Fuße der Wand wohl
die ganz zerfetzte Kraxe und ein Hanfe von blutigen Federn
belehrte ihn. daß seine Ringeltauben der werthen Familie trefflich
zu statten gekommen waren; von ihr aber selbst war keine Spur
zu entdecken — sie waren ausgewandert. Crassus.
Glaube, Hoffnung, Liebe.
Ja. ja, ich lieb' dich. Kleine.
Vom ganzen Herzen mein;
Ich glaub' dir holdem Mädchen.
Daß du mir treu willst sein;
Ich hoffe, daß du balde
Mein liebes Weibchen bist —
Wer kann von mir nun sagen:
Ich sei ein schlechter Christ? Legwartl,.
Unschuldiges Vergnügen.
Brief eines Advokaten an seinen Klienten.
Hochgeehrtester Herr!
Meine Bemühungen in Ihrer Sache waren leider vergebens.
Sie sind wegen Betrugs und wissentlichen Meineids zu 10 Jahre
Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt.
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vollsten Hochachtung.
Ihr ergebener
Plapperer, Advokat.
Entsprechender Bcrufszweig.
Gast: „Sie. Zählkellner. Sic sollten zum Theater gehen."
— Zählkellner: „Ich, zum Theater. — als was denn?"
— Gast: „Als Schnürmeister."
rr
Umgekehrt ist auch gefahren.
Paaren Ringeltauben beseht war. welche der Gitsch-Peter nächsten
Tages zur Stadt zum Verkaufe tragen wollte. Er entschloß
sich kurz, steckte die vier Tauben in eine Abtheilung und die
Uhu's in die andere und erwartete ungeduldig die Dämmerung.
Allgemach begann es zu dunkeln, und die Nestlinge fingen
an. lebendig zu werden und ein klägliches Gepiepe hören zu
lassen. Da fiel es dem sehnsüchtig Harrenden ein. es wäre sür's
erste Mal wohl am besten, um den Alten das Auffinden ihrer
Sprößlingc zu erleichtern, die Kraxe oom Hause weg auf einen
freien Platz zu stellen; es geschah; er selbst barg sich im Schatten
des Hauses so. daß er den Käfig in Sicht behielt.
Mittlerweile war es Nacht geworden, jedoch gab der aus-
nehmende Mond einiges Licht; die Gefangenen lärmten immer
ärger, da — ließ sich vom Walde in der Richtung der Fels-
wand her ein wilder Schrei hören, dem. näher kommend, mehrere
immer lauter folgten; ein Punkt ward über den Tannenwipfcln
sichtbar, der pfeilschnell daherschoß und über dem Wiesenfleck,
auf dem die Kraxe stand, in der Luft unbeweglich schweben
blieb. — „Ahn", dachte der Beobachter, „oana is da — hot
er eppa scho' 'was mit'bracht; eppar a Has'l oda leicht gar a
Rehkitz; — wann er's nur net g'rad' auf d' Krax'n fall'n
laßt, sunst schlagt er's z'samm' — Höllammering. was is dös!
Mci Krax'n! Hiazt packt ma dös Märzenviech die Krax'n!"
Er war aufgesprungen und stürzte lvie ein Rasender ans die
Wiese zu. Es war nur zu wahr; der Uhu war mit Blitzes-
schnelle herabgestoßen und flog jetzt mit seiner Beute dem Walde
zu. — Im Dunkel der Fichten war auch die Möglichkeit, dem
Räuber zu folgen, zu Ende, und Peter mußte mit ein paar
Beulen am Kopse, die er sich an den Baumstämmen geholt,
den Rückweg zu seiner Keusche antreten.
Des anderen Tages fand er am Fuße der Wand wohl
die ganz zerfetzte Kraxe und ein Hanfe von blutigen Federn
belehrte ihn. daß seine Ringeltauben der werthen Familie trefflich
zu statten gekommen waren; von ihr aber selbst war keine Spur
zu entdecken — sie waren ausgewandert. Crassus.
Glaube, Hoffnung, Liebe.
Ja. ja, ich lieb' dich. Kleine.
Vom ganzen Herzen mein;
Ich glaub' dir holdem Mädchen.
Daß du mir treu willst sein;
Ich hoffe, daß du balde
Mein liebes Weibchen bist —
Wer kann von mir nun sagen:
Ich sei ein schlechter Christ? Legwartl,.
Unschuldiges Vergnügen.
Brief eines Advokaten an seinen Klienten.
Hochgeehrtester Herr!
Meine Bemühungen in Ihrer Sache waren leider vergebens.
Sie sind wegen Betrugs und wissentlichen Meineids zu 10 Jahre
Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt.
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vollsten Hochachtung.
Ihr ergebener
Plapperer, Advokat.
Entsprechender Bcrufszweig.
Gast: „Sie. Zählkellner. Sic sollten zum Theater gehen."
— Zählkellner: „Ich, zum Theater. — als was denn?"
— Gast: „Als Schnürmeister."
rr
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Umgekehrt ist auch gefahren" "Unschuldiges Vergnügen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 75.1881, Nr. 1890, S. 122
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg