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Südwest-afrikanische Reisebriefe.

jroßen rechten Zehen anjetraut sind. Die iibrijen, welche an seine
anderthalb Dutzend Jattinen fehlten, waren jedenfalls auf die König-
lichen Plantaschen mit Unkrautjäten beschäftigt, oder mußten das
allerhöchste Vieh auf die Weide treiben, was hier allens in das
Ressohr der rejierenden Damenwelt jehört.

In Bezug auf die von den kulturhistorischen Standpunkt jeden-
falls unjemein wichtigen Damen-Toahletten kann ich Ihnen, ver-
ehrte Bereinsjenossen, leider nischt Näheres mittheilen, als daß die
beiden Fürstinnen in die jroße viereckig ausgeschnittne
Tättowirung erschienen. Weiter habe ick wenigstens absolut
nischt Erhebliches an ihnen bemerkt, un ich jlaube, daß auch der jc^
wiegteste sojenannte Ball-Rapporter über des, >vas die zwei Damen
znsammenjenommen sonst noch anhatten, keene drei Druckzeilen
würde zusammenschreiben können; ein Umstand, wodrauf mir mein
Neffe mit die jeniale Bemerkung aufmerksam machte: „Herrjeeses,
Onkel, wenn sich die beeden Ahkwase man blos bei's
Treppensteigen nich jejenseitig die Schleppen ab treten!"

Nach die Vorstellung verwickelte ich mir mit den dustern
Monarchen in ein längeres Jespräch, worein er lebhaft bedauerte,

bei meinen Empfang nn's Ufer nich Persönlich mitjemacht zu haben;
aber das allerhöchste Hemde war j'rade in die Wäsche, un Seine
Majestät flegen bei sonne feierliche Jelejenheiten immer ferne in
das europäische Inkognito-Kostüm zu erscheinen.

Später kamen wir denn natierlich auch
ans die jroßen wirthschaftspollitischen Fragen
zu sprechen, wobei ich mir nich jenng über die
kollossale Jtaljenz des Fürsten wundern konnte,
der einen wirklich überwältijenden Einblick in
die soßiale Lage von janz Afrika zur Schau trug.

Indem ich mir Vorbehalte, diese höchst
wichtige Unterredung mit Seine Majestät in
mein späteres jroßes Reisewerk wörtlich 'rein-
zudrucken, kann ich doch nich umhin, auch schon
an diese Stelle die deutsche Industrie ein paar
vertrauliche Winke mit 'n Zaunfahl zu jeben,
die der König janz jelegentlich mittenmang
in'S Gespräch fallen ließ, un die ich natierlich,
nich faul, aufnahm.

In den Aufschwung von den P e l z -
waaren-Jmport scheint S. M. Ahkwa für
die nächste Zeit noch kein rechtes Vertrau'« zu

setzen; wie er denn auch — natierlich verblümt — die Schlitt-
schuhfabrikation, un den Brennholz-, Torf- un Brikett-
Handel eine ziemlich Nnjünstige Zukunft Proffezeite, un sojar mit
eine nich mißzuverstehende Deitlichkeit vor die Einwanderung
von Eisbahnpächtern direkt warnte.

Gegen „Stiebelkne chte mit Musikwerk" scheint 'n kleiner
Durchjangszoll in die Luft zu schweben; doch wurde dieser
Jejenstand zu fix wieder fallen jelassen, als daß ich über die Ansicht
Seine Majestät janz hätte in's Klare kommen können. Dajejcn
sprach der König sich janz enerjisch dafor aus, den nächsten
ahkwataunschen Reichs dag eine Vorlage von wejen einen
kräftijen Z oll auf die Einfüh rnng von Bril len schlangen,
Tijer un Krokkodille abzudrucksen.

Ich jab natürlich meine unterthänigste Zustimmung zu er-
kennen; konnte mir aber doch nich enthalten, bei diese Jelejenheit
meine Verwunderung dadrüber Ausdruck zu jeben, daß man diese
vielen wilden Biester-Erzeugnisse hier in West-Afrika
immer noch so frei 'rumlaufen ließe, indem bei uns in
Berlin un andere eiropäische Provinzen zu diesen Zweck bereits seit
längere Zeit die sojcnannten „Zo h ologischen Järten" existirtcn,
wo die Thiere erstens ihre Bequemlichkeit haben, un andrerseits
auch keinen jrößern Unfug oder Schaden anrichten können.

„Seh'n Sie 'mal an", sagte Majestät Ahkwa mit sichtliches
Interesse; „ja, ja, des is befrei fl ich! Un ich zweifle jar nich,
daß sich ein ähnliches Institut — vielleicht mit Nachmittags-
Concerte verbunden — auch hier bei uns längst einjebürgert
hätte, wenn Einer von meine Räthe auf die Idee jekommen wäre.
Aber natürlich, man kann nich immer alleine an Allens
denken, des werden Sie einfeh'n, Herr Kulike; des is rein un-
möglich bei einen Erdtheil, der doch eijentlich mehr oder weniger
noch in die Windeln liegt, un in ziemlich dunkle obend'rein!

Jradc darum aber freue ich mir doppelt, wenn Männer
hierherkommen, wie Sie, Herr Kulike, mit einen richtigen Blick
for das Janzc, un eine intellijentc Auffassung in das Einzelne. Un
ich werde stets nach Kräften bestrebt sind, weihe Männer von
solche Weisheit (ein reizendes allerhöchstes Wortspiel mit die
kameruhnschen Ausdrücke „knille" und „knülle", was sich im Deutschen
jar nich mit dieselbe Jrazie wiederjeben läßt!) meinen Staat zu
erhalten! Jestatten Sie mir, lieber Kulicke, Ihnen hierbei des
Patent als „I ehe im er Soßial Rath für das Auswärtige"
un zugleich das Verdien st kreiz meines blauen Kameruhner
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Südwest-afrikanische Reisebriefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2080, S. 178

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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