Südwest-afrikanische Reisebriefe.
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grübe tragbar, zu überreichen, womit für das Jebiet von
Ahkwastadt der erbliche Häuptlingstitel verbunden is!"
Bei diesen Worten zogen mir zwei Jroße des Reichs von rück-
wärts die Beine unter'm Leibe weg, so daß ich sanft in die übliche
Bejrüßungs-Position auf den Bauch jelangtc, und während
>»ir ein Dritter den Kopf in die Höhe richtete, langten Seine
Majestät aus die Hermclinhosentasche ein beschri ebenes Bambus-
blatt und kitzelten mir damit dreimal die Nase, bis Wirkung
erfolgte, was hier die Bedeutung der feierlichen Ordensver-
leihung besitzt.
Während ich mir aus einen allerhöchsten Wink nu wieder in
die Höhe richtete, und mir Seine Majestät Ahkwa eijenhändig des
an einen jeflochten Kameelshaarbindsaden festjemachte Blatt um den
Hals hing, fand ich Jelejenheit mit erstickend tief jerührter Stimme
meinen Dank für diese hohe Auszeichnung zu stammeln. Der
König aber streckte huldvoll feine Hand aus un sagte, als ich
sie mit die meinichte ehrfurchtsvoll an die Lippen drücken wollte:
„Nee, bitte, Kulickekin, machen Sie sich keine Umstände: dem
Verdienste seinen Federkopfputz! Im übrijen macht
die Jeschichte 22 Kruh, 75 Nickel Berleihungsjebühren,
die Sic jleich hier abladen können; und wenn Sie vielleicht zu
fällig außerdem noch 'n paar hübsche Schmelzperlen, oder
eine A. I f e n i d e S t r c i ch h o l z b ü ch s c, oder einen kleinen
bronz'nen Fotojrafierahmen bei sich haben, denn stört das
die Freundschaft nid)! Die Kosten fitr den Orden selber un
die Prännmerando-Titelsteuer für das erste halbe Jahr
nebst Ei n schreibejebühreu wird denn nachher schon der Herr
Oberceremonienmeister Mbambn von Ihnen abholen!"
Entzückt über so viel Herablassung un wirklich feinen Takt bei
die janze Sache, berappte ich, wobei Seine Majestät lächelnd
meinten: „WiederJeld, wovon die Frauen nischt wissen!"
„Jeht denn das Jeschttft mit die Ordens-Dekorazionen
nu so einijermnßen, Majestät?" erlaubte ich mir noch zu fragen;
worauf der König mit einen bedeutsamen Achselzncker sagte: „Es
könnte flotter sind! Jetzt, wo meine Sorten in Eiropa
noch frisch sind, macht sich's ja; aber hier loco, wissen Sie,
ist das Auszeichnnngs-Bedürfnis; zu jeringe. „Es läppert",
sagt man ja wohl bei Ihnen! Un wer lvciß, ob ich mir die Je-
schichte nich überleje, un icjeit eine anständige Berjütung
nebst lebenslängliche Pension und freie Mieth'e den
janzen akwataunschen Rejierungsmumpitz an eine solide
un zahlungsfähige Firma abtretc.*)
*) Ist bekanntlich (an das Haus Woermann) inzwischen geschehen.
Anmerkg. d. Redaktion.
(Fortsetzung folgt.)
„Schau, schau, wie in der Stadt Alles nix nutz is! Sogar
die Häuser müssen f mit Draht z'samm'binden, daß s' net
z'samm'fall'n!"
Anzüglich.
Gutsherr: „Wenn Du morgen in die Stadt fährst,
Johann, gehst Du zum Schneider und läßt Dir eine neue
-ivrec anmesfen. Dann gehst Du zum Büchsenmacher und holst
weine neue Jagdflinte ab — verstanden? Aber daß Du mir
kein's von Beiden vergißt."
Johann (macht sich zwei Knoten in die Zipfel seines Taschen
tuches): „Gewiß nicht, gnä' Herr! Sch'n S', der eine Knoten
bin Ich und der andere Knoten sind Sic!"
Der Bauer in der Stadt.
Ans de» Kricgserlcbnissen des alten Fleck.
„Ja, meine Herre, das Schicksal der Schlacht bei Leipzig
Uch an 'nein Fade' gchange', Ivic ich Ihne jetzt erzähle' ivill.
^>ie wisse' ja, mir wäre' damals, zur selige' Rheinbundszeit,
»och bei'm Napoleon, und unser Prinz hat uns kommandirt.
Niir stände' während der Schlacht im freie' Feld und uns
gegenüber, uff eine Hügel, war russisch' und preißisch' Artillerie
in Masse postirt; die hawwe uff uns encingepeffcrt, daß es
nimmer schöne war. Do sprengt uff ecnmal der Napoleon mit
sei'm Stab daher. „Non prince,“ schreit er, „Sic müsse' mit
Ihrer Brigade drüwe' die feindliche' Batterie' nehme', das
Schicksal der Schlacht hängt davun ab!" „Tres bien, votre
majeste“, salutirt der Prinz, reit' an die Spitz und kommandirt:
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grübe tragbar, zu überreichen, womit für das Jebiet von
Ahkwastadt der erbliche Häuptlingstitel verbunden is!"
Bei diesen Worten zogen mir zwei Jroße des Reichs von rück-
wärts die Beine unter'm Leibe weg, so daß ich sanft in die übliche
Bejrüßungs-Position auf den Bauch jelangtc, und während
>»ir ein Dritter den Kopf in die Höhe richtete, langten Seine
Majestät aus die Hermclinhosentasche ein beschri ebenes Bambus-
blatt und kitzelten mir damit dreimal die Nase, bis Wirkung
erfolgte, was hier die Bedeutung der feierlichen Ordensver-
leihung besitzt.
Während ich mir aus einen allerhöchsten Wink nu wieder in
die Höhe richtete, und mir Seine Majestät Ahkwa eijenhändig des
an einen jeflochten Kameelshaarbindsaden festjemachte Blatt um den
Hals hing, fand ich Jelejenheit mit erstickend tief jerührter Stimme
meinen Dank für diese hohe Auszeichnung zu stammeln. Der
König aber streckte huldvoll feine Hand aus un sagte, als ich
sie mit die meinichte ehrfurchtsvoll an die Lippen drücken wollte:
„Nee, bitte, Kulickekin, machen Sie sich keine Umstände: dem
Verdienste seinen Federkopfputz! Im übrijen macht
die Jeschichte 22 Kruh, 75 Nickel Berleihungsjebühren,
die Sic jleich hier abladen können; und wenn Sie vielleicht zu
fällig außerdem noch 'n paar hübsche Schmelzperlen, oder
eine A. I f e n i d e S t r c i ch h o l z b ü ch s c, oder einen kleinen
bronz'nen Fotojrafierahmen bei sich haben, denn stört das
die Freundschaft nid)! Die Kosten fitr den Orden selber un
die Prännmerando-Titelsteuer für das erste halbe Jahr
nebst Ei n schreibejebühreu wird denn nachher schon der Herr
Oberceremonienmeister Mbambn von Ihnen abholen!"
Entzückt über so viel Herablassung un wirklich feinen Takt bei
die janze Sache, berappte ich, wobei Seine Majestät lächelnd
meinten: „WiederJeld, wovon die Frauen nischt wissen!"
„Jeht denn das Jeschttft mit die Ordens-Dekorazionen
nu so einijermnßen, Majestät?" erlaubte ich mir noch zu fragen;
worauf der König mit einen bedeutsamen Achselzncker sagte: „Es
könnte flotter sind! Jetzt, wo meine Sorten in Eiropa
noch frisch sind, macht sich's ja; aber hier loco, wissen Sie,
ist das Auszeichnnngs-Bedürfnis; zu jeringe. „Es läppert",
sagt man ja wohl bei Ihnen! Un wer lvciß, ob ich mir die Je-
schichte nich überleje, un icjeit eine anständige Berjütung
nebst lebenslängliche Pension und freie Mieth'e den
janzen akwataunschen Rejierungsmumpitz an eine solide
un zahlungsfähige Firma abtretc.*)
*) Ist bekanntlich (an das Haus Woermann) inzwischen geschehen.
Anmerkg. d. Redaktion.
(Fortsetzung folgt.)
„Schau, schau, wie in der Stadt Alles nix nutz is! Sogar
die Häuser müssen f mit Draht z'samm'binden, daß s' net
z'samm'fall'n!"
Anzüglich.
Gutsherr: „Wenn Du morgen in die Stadt fährst,
Johann, gehst Du zum Schneider und läßt Dir eine neue
-ivrec anmesfen. Dann gehst Du zum Büchsenmacher und holst
weine neue Jagdflinte ab — verstanden? Aber daß Du mir
kein's von Beiden vergißt."
Johann (macht sich zwei Knoten in die Zipfel seines Taschen
tuches): „Gewiß nicht, gnä' Herr! Sch'n S', der eine Knoten
bin Ich und der andere Knoten sind Sic!"
Der Bauer in der Stadt.
Ans de» Kricgserlcbnissen des alten Fleck.
„Ja, meine Herre, das Schicksal der Schlacht bei Leipzig
Uch an 'nein Fade' gchange', Ivic ich Ihne jetzt erzähle' ivill.
^>ie wisse' ja, mir wäre' damals, zur selige' Rheinbundszeit,
»och bei'm Napoleon, und unser Prinz hat uns kommandirt.
Niir stände' während der Schlacht im freie' Feld und uns
gegenüber, uff eine Hügel, war russisch' und preißisch' Artillerie
in Masse postirt; die hawwe uff uns encingepeffcrt, daß es
nimmer schöne war. Do sprengt uff ecnmal der Napoleon mit
sei'm Stab daher. „Non prince,“ schreit er, „Sic müsse' mit
Ihrer Brigade drüwe' die feindliche' Batterie' nehme', das
Schicksal der Schlacht hängt davun ab!" „Tres bien, votre
majeste“, salutirt der Prinz, reit' an die Spitz und kommandirt:
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Anzüglich" "Der Bauer in der Stadt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2080, S. 179
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg