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Süd west-afrikan

„Wie iS denn des eijentlich mit so 'ne Löwenfalle?" fragte
mein Neffe Emil in seinen unvermeidlichen Forschungsdrank, was
Professor Niesemeischeln jedoch veranlaßte, ihm auf das Unjünstige der
Sitnazion für längere technische Erklärungen aufmerksam zu machen,
indem er flisterte: „Halden Sie blos Ihre Sprechwerkzeige, wenn
Sie's nich unküdig nähmen wollen! Sie reizen des Uncheheuer
nor noch mehr!" — un wo'rauf des Lewenwcttrenncn mit Hinder-
nisse mit unjeschwächte Kräfte in die jröhte Schweigsamkeit fortjesetzt
wurde.

Rach unjefähr eine athcnlose halbe Stunde, wobei wir den
Löwen schon mehrmals dichte hinter uns sich die Lippen lecken
hörten, sprengten wir jlücklich in den Einjang von des Palmen-
Dustcr 'rein, bei den richtig auf jede Seite 'ne Art von Postament
aus weißes Holz anjebracht war, un wo auf das eine ein ziemlich
natürlicher Löwe aus Jips ausjehauen un jelb anjestrichen d'rauf
lag, während der Sockel vihsavie auf die and're Seite leer stand.

„Nu simmer schäne 'raus!" jubelte halblaut der Ausstvppc-
Jelehrte, wodrauf außer mir un meinen Neffen auch die beiden
Kameele in einen stinktiven Freudenschrei ausbrachen.

„'s war Sie awer auch wirklich so zu sagen de zwelfte Stunde!
Säh'n Se, da gommt die Pestje ankerutscht! Aber nu baffen Sie
mal blos auf, meine Herren, >vie weit ä granghafter Aehrgeiz un
der blaffe Raid selbsb den wildesten Kwattrubeden verplenden
gönnen!"

Un nu, verehrte Bereinsjenoffen, passirte was, wo ich jchcn
Menschen, der mir das als Ernst Hütte vorspiejeln wollen, einfach
'n paar hinter die Ohren jcjeben hätte, un wo ich noch heite mit
meinen Neffen Emil Lehmann dastehe un den Kopp schüddle, wie
es möglich is!

Kaum kriegt nämlich das Vieh das Standbild von seinen nach-
jemachten Kollegen zu Jesichte, so bleibt es zuerst bumsstille steh'n,
un jlupt mit einen Blick zu ihm 'rauf, deß man denkt, es is ein

ische Reisebriefe.

Klavier- oder Jeijenvirtuhose, den seinen Konkurrenten eben auf's
Podium ein Lorbeerkranz zujeschmissen wird. In den Momang
aber, Ivo er auf den Jipslewen losspringen will, bemerkt er des
leere Postament auf die and're Seite, un sagt sich in seinen Hoch-
muth: „Aha, also daran haben se doch jedacht! Na natier-
lich! Denn wenn der da drieben bei Lebzeiten 'n Denkmal jesetzt
kriegt, denn verdiene ich doch schon lange eens — so is es!" Un
haste nich jeseh'n: er 'rauf auf das Postament, wo er sich nu jenau
als Pandang zu des jipserne Unjeheuer der Länge nach hinräckelt.

„Säh'n Se, hawwe ich's Ihnen nich kesagl? Nu sitzt 'r feste!"
jubelte Professor Niesemeischel.

„Is es die Menschenmöglichkeit!" erwiderte ich vollständig paff
iber das Erlebte.

„Das heißt, wenn er nu aber wieder 'runterhoppst.?!"

meinte Emil Lehmann nich ohne jejründete Ursache.

„Kwarkspitzen!" sagte Niesemeischel da mit einen jewisfen Hohn
in die Stimme; „da gönnte Jttdcr gommen un hoppscn! Där
kaufe Sockel is an der Owerfläche mit Lewen-Laim pestrichcn,
un wenn Eener da erst 'mal mit alle Viere d'rin liegt, gönnen 'n
geene zähn Deiwel wieder abreißen!"

„Ra nn wie lange klebt denn nu so 'n Biest da oben?" fragte
ich wißbejierig.

„Je nachdem es is! Alle ein bis zwei Dage seh'n die Ur-
forschtbeamtcn nach, ob sich was kcfangcn hat, un sitzt eener feste,
denn wird'n zuärst ä gräft'ger Baißkorb üwer'n Rachen kelägt, un

hernach werd der Lewe mit warmen Wasser sachte abgewaicht, worauf
er dünn keschlacht't un kekässen oder an 'u Menascherie-Undernähmer
lvsgeschlagen ward!"

Nu bitt' ich Einen um sechs Paar abjelegtc woll'ne Strimpe!
Un da sagen die Opposizionsparteien in'n deutschen Reichsdag noch:
des Land hier hätte man blos eine zweifelhafte Zukunft! Wo doch
schon allein blos zum Beispiel die Bildhauerkunst sich so ein un-
bejrenztes Absatzfeld for den Export von Jipslöwcn eröffnet, von
and're wilde Biehcher janz abjeseh'n, die sich doch früher oder später
janz bekwem auf 'ne ähnliche Weise würden leimen lassen!

„Un wer weiß, Onkel," sagte mein Neffe mit des ihm anjc-
bor'nc feine Berständniß for so was, „ob es nich auf die Art auch
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Südwest-afrikanische Reisebriefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2082, S. 194

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