Fliegende Blätter (93.1890 (Nr. 2345-2370))

Mode r n e W a n d l u n g.

Prst diente der neue Laden
Der hohen, hehren Kunst,

Jedoch des Inhabers Hoffnung
Erwies sich gar bald als Dunst.

Darauf hat man dort gegründet
Mit Glanz eine Bücherei,

Doch weil sie der Wissenschaft diente,
Kam nichts heraus dabei.

Dann ließ man die rollenden Läden
Herab mit rasselndem Rutsch —

Denn es war der Hausherr selber
Inzwischen gegangen futsch —

Bis Einer den bösen Laden
Und das Haus gar billig erstand,

Um dort zu verkaufen — Fressalien
Und Der steht sich jetzt brillant!

„Nun, Fritzchen, hat Dir's geschmeckt?"
Manchmal ist's bei uns auch nicht besser —

„O ja, liebe Tante..
aber mehr gibt's immer!"

Th. Jl.-D.

Leise Andeutung.



„Du sollst sehen, daß
ich nicht hartherzig bin,
Adolf. Ich will mir jetzt
einmal Deine Schulden
notiren. Hast Du einen
Bleistift bei Dir?" — „Ja,

lieber Onkel, aber nur einen — kleinen!"

I ul m e r Geschiiftsman n.

Auf der heißen, schattenlosen Straße nach dem zwei
Stunden von der Stadt entfernten Bleischwitz keucht, unter
der Last seines Gepäcks tief gebeugt, der Hansirer Mauschel
Hirsch einher. In derselben Richtung führt auch der
Wirthschaftsinspektor vom Bleischwitzer Dominium auf
einem Landauer, holt den Handelsmann ein und läßt
sich durch dessen Bitten bewegen, ihn auf feinem Wagen
bis nach Bleischwitz mitzunehmen. Dort angekommen,
fragt Mauschel: „Herr Jnspekter, was bin ich Se schuldig
dasor, daß Se mich hab'n mitgenomme' auf Ihrem



r

Wägelche?" — „Nichts, Mauschel, gar nichts!" — „Herr Jnspekter, Se sind
auf Aehre ü wahrhaft granßmüthiger Herr! Wenn Se nach nähmen wolle

kain' Geld vom Manschet Hersch für de Fahrt — Se werd'n doch gewiß
dafor ihm kaaf'n 'was ab!?"