Fliegende Blätter (93.1890 (Nr. 2345-2370))

I

:

i

i

!


Brahma.

Züngelnd nach dem zarten Fleische,
Nach der Haut, der rosenrothen.
Nach dem Haar, dem duftig weichen.
Doch die Wittwe neigte flehend
In die Hände ihre Wangen,

Und, was rings kein Ohr vernommen,
Betete sie heiß zu Brahma:
„Großer Gott! Du Gott des Lebens,
Sieh', am Leben häng' ich innig,
Häng' daran mit allem Denken,
Preis' es köstlicher als Alles!

Soll ich, da am jungen Leben
Ich noch niemals mich versündigt,
Dieses höchste Gut verlieren?"

Und Gott Brahma voller Mitleid
Hauchte gnädig nach dem Todten,
Daß er aufsprang und lebendig
Rief: „Sei mir gegrüßt, Du Treue!"
Da schrie alles Volk: „Ein Wunder!"
Aber sie voll stillen Dankes
Sprach zu Brahma: „Ganz erkenn'ich
Deine weise Göttergüte!

Da ich Dich nur um das nackte
Freudenlose Dasein flehte,

Schenkst Du mir nun auch den Gatten;
Denn Du weißt: Es gibt kein volles
Wahres Leben ohne Liebe!"

_ Mlh. Herbert.

Ost afrikanischer Flust-Uebergang 43

Bei'm Wort genommen.

Vater (zu seinem Sohne, den er
im Keller bei den neu eingetroffenen
Weinen trifft): „Da hört sich doch
Alles auf! Jetzt hockt der Mensch,
anstatt zu studiren, wieder im Keller
und probirt meine feinen Weine!"

Sohn (Student): „Ist das was
Unrechtes? Ich befolge nur Deinen
Rath! Du sagst ja immer: Pro-
biren geht über Studiren!"

Renommage.

A (zu seinem Freund, als sie sich
zu Bett legen): „Du hältst mich
wohl für einen Spitzbuben, weil Du
Dein Portemonnaie unter's Kopf-
kissen legst?" — Lieutenant: „O
nein — aber ich schlafe nicht gern so
niedrig!"_

Bedenkliche Sp arsamkeit.

Professor: „. . . Drei Söhne
sind Ihnen bereits nacheinander im
Examen durchgefallen, und jetzt
lassen Sie den vierten auch noch
studieren?" — Frau: „O mei',
Herr Professor, mi' hab'n die
vielen theuern Bücher g'reut —
und da Hab' ich sie halt immer
wieder verwenden wollen!"

bei niederem Wasserstand, und

bei Hochwasser.

/