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Furtwängler, Adolf
Die antiken Gemmen: Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum (Band 3): Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum — Leipzig und Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.825#0171
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VI. DIE GUlKOIlSniKX GEMMEN HER I lEI.LEXiSTlSCI IEX EPOCHE

ägyptische flach vertiefte Relief „en creux" an; das Stück ist gewiss alexandrinisiSh, aber
schwerlich vor das erste Jahrhundert zu datieren.

Von Tafel LVII gehören die obersten drei (1—3), die mit Künstlerinschriften aus-
gestattet sind, in diese Epoche. Die Inschriften sind zum Unterschiede von denen der Kameen
augusteischer Zeit in Relief geschnitten wie das Bild. Das Ganze ist ebenso von der ruhigen
kühlen Eleganz der augusteischen Arbeiten entfernt, wie durch die Frische den sicher helle-
nistischen gleich. Dazu kommen epigraphische Indizien, welche die Zuteilung in diese Epoche
bestätigen.1 Das hervorragendste Stück ist der Zeus im Gigantenkampfe von Athenion
Tafel LVII, 2, eine etwas derbe Arbeit, die aber voll Energie und
Feuer ist, dem besten, was die pergamenische Kunst geleistet, eben-
bürtig. Auch der zweite Kameo des Athenion, von dem uns nur
zwei fragmentierte Glasnachgüsse späterer Zeit erhalten sind, aus
denen ich das beistehende Bild Fig. 110 zusammensetzen konnte-,
führt uns wahrscheinlich an den pergamenischen Hof: er scheint
einen siegreichen Einzug des Eumenes II. darzustellen, den Athena
Nikephoros selbst als Wagenlenkerin geleitet. — Von dem patho-
logischen Zug in der hellenistischen Kunst giebt der Kameo des
%- HO- Boethos Tafel LVII, 3 Zeugnis, wo der abgemagerte Korper des

kranken Philoktet, wohl dem Vorbilde eines Gemäldes folgend, mit
vollem Realismus wiedergegeben ist; man erinnert sich des berühmten „Kranken" des Malers
Aristides.

Von anderen der hellenistischen Periode zuzuweisenden Kameen nenne ich noch die
beistehend abgebildeten (Fig. in und 112), vielleicht, wie Stephani vermutete, einst als

Gegenstücke bestimmten Köpfe der Medusa und des Zeus mit der Aegis.3 Sowohl die
malerische freie Behandlung der Schichten des Steines, als die zwar auch etwas derbe, doch
energievoll feurige Arbeit weisen auf die hellenistische Zeit hin. Aehnlieh ist ein sicherlich

1 Vgl. meine Ausführungen im Jahrb. d. Inst. III, iSSS, S. 2151!'.

2 Vgl. Aas Nähere im Jnhrb. d. Inst. IV, tSS<), S. Ssfl". Dam mein Berliner Kntnlog No. 11142,
a Comptc rendu 1SS1, pl. 5, 1—4; S. 77IV.
 
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