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Furtwängler, Adolf
Die antiken Gemmen: Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum (Band 3): Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum — Leipzig und Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.825#0372
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ZEHNTER ABSCHNITT.

Die spätere Kaiserzeit und das Ende der antiken Glyptik.

Wir betrachten hier die spätere Kaiserzeit vom zweiten Jahrhundert n. Chr. an. Es
sind grosse Mengen von vertieft geschnittenen Steinen, die wir dieser Periode zuzuweisen
haben. Unsere Tafeln geben nur ganz wenige und durch reichere interessante Darstellungen
hervorragendere Proben von dieser Masse, die im ganzen überaus unerfreulich ist. Vgl.
Tafel XLVI, 5—S. 10—21; L, 52; LXI, 66. 73; LXIV, 66. 68; LXV, 37. 54. Dazu im
Berliner Katalog 6278—6432, sowie die meisten Stücke in den Abschnitten 2536—3430;
7131 — 8830. Es sind Massen von lieblos, gleichgültig flüchtig geschnittenen, immer kümmer-
licher und einförmiger werdenden Bildern. Sie befinden sich alle auf relativ kleineren Steinen, die
als Siegel oder Amulett dienten. Durch feine sorgfältige Arbeit hervorragende Stücke sind ganz
selten und finden sich fast nur auf dem Gebiete des Porträts (Tafel XLV1II; L, 40—42. 44).
Kameen kommen jetzt nur noch spärlich vor; relativ häufiger Rundwerke von Edelstein.

Es ist auffallend, dass wir neben die Massen von geringen Intagli, welche Schutz-
gottheiten und Symbole und dergleichen enthalten, nichts von künstlerisch hervorragenden
Arbeiten auf dem Gebiete idealer Darstellungen in diese Periode zu setzen haben, während
die vorige so überaus reich daran war. Es kann gar nicht bezweifelt werden, dass das
Können dazu vorhanden gewesen wäre. Die Münzsteinpel der Kaiser des zweiten Jahrhunderts
zeigen eine so hohe künstlerische Vollendung und solchen Geschmack und Eleganz, dass wir
danach eigentlich auch auf dem so nahe verwandten Gebiete der Glyptik Vortreffliches erwarten
dürften, das wir hier doch nur bei den indes gar nicht häufigen Porträts finden. Auch die
Münzen und Medaillons der Kaiser des dritten Jahrhunderts, ebenso wie die entsprechenden
seltenen Porträtgemmen, ja selbst noch die der konstantinischen Epoche zeigen immer noch
ein Können, das, wenn es auf Stoffe des idealen Gebietes auf Gemmen angewandt worden
wäre, ganz erfreuliche Produkte hätte liefern müssen.

Aber man wandte es eben nicht an: die Kunst der Glyptik tritt zurück; sie verliert
ihre Stellung als eine bevorzugte Modekunst, die sie in voriger Periode hatte, und sie kommt
herab, schon im zweiten Jahrhundert n. Chr.

Bei den Glaspasten sind wir ganz sicher, weil hier auch die Porträts späterer Zeit fast
ganz fehlen und die relativ wenigen und kümmerlichen Stücke, die nach dem r. Jahrhundert
fallen, sich überhaupt deutlich ausscheiden und von dem vollen Verfalle dieser Kunst Zeugnis
 
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