SIEBENTER ANSCHNITT.
Die etruskischen Skarabäen.
(Tafel XVI. XVII. XVIII. XIX. XX, i— 4Ö. 48—50. 54. 73. X, S. ir. 15. 18.40. XIII, 26. XIV, 10.
XXIH, 51. XXIV, 13. XXX, 53. LXI, 19. 20. 22—25. 50. LXIII, 13—26. LXIV, 24—39. 37—39.)
Unter den verschiedenen Klassen der uns erhaltenen glyptischen Denkmäler des Alter-
tums nimmt die der etruskischen Skarabäen eine der hervorragendsten Stellen ein, durch
Umfang, wie durch Bedeutung. Lange Zeit hindurch waren diese Skarabäen die einzigen
Gemmen der älteren Zeiten, die man kannte. Aber auch jetzt, wo wir die äitere griechische
Glyptik überschauen, kommt der etruskischen noch immer eine hohe und zwar doppelte
Geltung zu, einmal weil gar manche griechische Erfindung nur in ihrer Umbildung erhalten
ist, und dann weil sie mit das Vollendetste und Beste enthält, was dem etruskischen Kunst-
geist überhaupt zu schaffen vergönnt war. Unsere Tafeln geben ziemlich alles Wichtigere,
das uns auf diesem Gebiete erhalten, wieder, sowohl die einzelnen hervorragenderen Stücke,
als Typen der zahlreichen geringeren.
Es ist keine originale Kunst, die uns hier entgegentritt; es ist eine abgeleitete, eine
Kunst aus zweiter Hand. Sie hat kein unmittelbares Verhältnis zur Natur; sie sieht das
Wirkliche nicht mit dem eigenen, nur mit fremdem Auge; und das Leben, das die Ent-
wiekelung erzeugt, die wir auch hier verfolgen können, jenes Leben lebt in Griechenland
drüben, und in Etrurien begegnet uns nur ein freilich meist sehr geschicktes und von grosser
Kunstbegabung zeugendes Benutzen fertiger fremder Errungenschaften. Eine solche Kunst konnte
wohl durch technische Vollendung eine hohe äussere Eleganz erreichen; allein sie konnte dem
Fluche der Nachahmung nicht entgehen, der Manier, die sich alsbald an ihre Sohlen heftete.
Die derselben Epoche wie die etruskischen und einem nahe benachbarten Orte an-
gehörige Klasse der sardinischen Skarabäen konnten wir bereits im Anschlüsse an die archaisch-
griechische Gruppe betrachten (S. loSff.); die etruskischen Skarabäen verlangen eine ganz ge-
sonderte Behandlung. Es ist interessant, sie mit jenen gleichzeitigen karthagischen Produkten
auf Sardinien (Tafel XV) zu vergleichen. So benachbart sie sind, so verschieden sind sie.
Die karthagische Gruppe blickt ganz nach Osten; sie ist einerseits rein ägyptisierend; anderer-
seits schliesst sie sich an die ionisch-griechische Glyptik an und verwendet ihre Typen zum
Die etruskischen Skarabäen.
(Tafel XVI. XVII. XVIII. XIX. XX, i— 4Ö. 48—50. 54. 73. X, S. ir. 15. 18.40. XIII, 26. XIV, 10.
XXIH, 51. XXIV, 13. XXX, 53. LXI, 19. 20. 22—25. 50. LXIII, 13—26. LXIV, 24—39. 37—39.)
Unter den verschiedenen Klassen der uns erhaltenen glyptischen Denkmäler des Alter-
tums nimmt die der etruskischen Skarabäen eine der hervorragendsten Stellen ein, durch
Umfang, wie durch Bedeutung. Lange Zeit hindurch waren diese Skarabäen die einzigen
Gemmen der älteren Zeiten, die man kannte. Aber auch jetzt, wo wir die äitere griechische
Glyptik überschauen, kommt der etruskischen noch immer eine hohe und zwar doppelte
Geltung zu, einmal weil gar manche griechische Erfindung nur in ihrer Umbildung erhalten
ist, und dann weil sie mit das Vollendetste und Beste enthält, was dem etruskischen Kunst-
geist überhaupt zu schaffen vergönnt war. Unsere Tafeln geben ziemlich alles Wichtigere,
das uns auf diesem Gebiete erhalten, wieder, sowohl die einzelnen hervorragenderen Stücke,
als Typen der zahlreichen geringeren.
Es ist keine originale Kunst, die uns hier entgegentritt; es ist eine abgeleitete, eine
Kunst aus zweiter Hand. Sie hat kein unmittelbares Verhältnis zur Natur; sie sieht das
Wirkliche nicht mit dem eigenen, nur mit fremdem Auge; und das Leben, das die Ent-
wiekelung erzeugt, die wir auch hier verfolgen können, jenes Leben lebt in Griechenland
drüben, und in Etrurien begegnet uns nur ein freilich meist sehr geschicktes und von grosser
Kunstbegabung zeugendes Benutzen fertiger fremder Errungenschaften. Eine solche Kunst konnte
wohl durch technische Vollendung eine hohe äussere Eleganz erreichen; allein sie konnte dem
Fluche der Nachahmung nicht entgehen, der Manier, die sich alsbald an ihre Sohlen heftete.
Die derselben Epoche wie die etruskischen und einem nahe benachbarten Orte an-
gehörige Klasse der sardinischen Skarabäen konnten wir bereits im Anschlüsse an die archaisch-
griechische Gruppe betrachten (S. loSff.); die etruskischen Skarabäen verlangen eine ganz ge-
sonderte Behandlung. Es ist interessant, sie mit jenen gleichzeitigen karthagischen Produkten
auf Sardinien (Tafel XV) zu vergleichen. So benachbart sie sind, so verschieden sind sie.
Die karthagische Gruppe blickt ganz nach Osten; sie ist einerseits rein ägyptisierend; anderer-
seits schliesst sie sich an die ionisch-griechische Glyptik an und verwendet ihre Typen zum