ACHTER ABSCHNITT.
Die italischen Gemmen während der letzten Jahrhunderte der römischen Republik.
(Tafel XX unterer Teil. XXI—XXX. XLVI, 2. 4. 9. XLVII, 1—50. LXI, 51. 52. 54. 55. LXII, 1. 6. 7.
9. 11. LXIII, 19. 28. 29. 31. 32. 46. 47. LXIV, 30—35. 39-53- LXV, 15—20.)
Wir stehen hier vor einer wichtigen Aufgabe, vor grossen Klassen und Gruppen von
Gemmen, die man bisher noch niemals aus der Masse der späteren Arbeiten auszusondern
versucht hat, obwohl sie für den aufmerksamen Betrachter sich leicht abtrennen und obwohl
sie von allem uns Gebliebenen zu dem wichtigsten und reichhaltigsten Materiale gehören, aus
dem wir unsere Kenntnis der frührömischen Kunst, der der republikanischen Epoche, zu
schöpfen haben. Es ist die grosse Menge von Gemmen italischer Arbeit, deren historische
Stellung im allgemeinen fixiert wird durch zwei Grenzpfahle, die etruskischen Skarabäen nach
oben, und nach unten das Aufgehen des italischen Stiles im Hellenismus, die vollendete Aus-
gleichung mit der rein griechischen klassischen Weise.
Ein so leicht fassliches äusseres Kennzeichen wie die Skarabäusform für die etruskischen,
die Skarabäus- und Skarabäoidform für die älteren griechischen Steine giebt es hier nicht. Nur
eine kleine Anzahl der in diesem Abschnitte besprochenen Gemmen hat noch die Skarabäus-
form. Denn um dieselbe Epoche, wo im Osten die Skarabäoidform verschwindet; bort im
Westen auch die Skarabäusform auf, und es herrscht dann hier wie dort allein die Form des
festgefassten Ringsteines. Dennoch fehlt es nicht an Kennzeichen äusserer Art, durch Material
und Technik geboten, weiche zu denen des Stiles hinzutreten und mit ihnen zusammen die
nun zu betrachtenden Gruppen fest zu umgrenzen erlauben.
Diese Gruppen sind gleichzeitig denjenigen der östlichen griechischen Welt, welche wir
in dem Abschnitte über die hellenistischen Gemmen (Abschnitt VI) behandelt haben; sie stellen
das italische Gegenbild zu jenen dar. Sie sind um ebensoviel trockener, kümmerlicher,
ärmlicher, als es die ganze italische Kultur gegenüber der glänzend reichen östlichen in der
Alexander- und Diadochenepoche war; sie sind unselbständig, abhängig und doch wieder voll
von Eigenart; sie tragen ihr italisches Gesicht offen und ehrlich, dessen tiefgegrabene Züge
erst gegen Ende der Epoche sich verwischen, um sich zu dem glatten, geschminkten Antlitze
des reinen Hellenismus aufzuklären.
Die italischen Gemmen während der letzten Jahrhunderte der römischen Republik.
(Tafel XX unterer Teil. XXI—XXX. XLVI, 2. 4. 9. XLVII, 1—50. LXI, 51. 52. 54. 55. LXII, 1. 6. 7.
9. 11. LXIII, 19. 28. 29. 31. 32. 46. 47. LXIV, 30—35. 39-53- LXV, 15—20.)
Wir stehen hier vor einer wichtigen Aufgabe, vor grossen Klassen und Gruppen von
Gemmen, die man bisher noch niemals aus der Masse der späteren Arbeiten auszusondern
versucht hat, obwohl sie für den aufmerksamen Betrachter sich leicht abtrennen und obwohl
sie von allem uns Gebliebenen zu dem wichtigsten und reichhaltigsten Materiale gehören, aus
dem wir unsere Kenntnis der frührömischen Kunst, der der republikanischen Epoche, zu
schöpfen haben. Es ist die grosse Menge von Gemmen italischer Arbeit, deren historische
Stellung im allgemeinen fixiert wird durch zwei Grenzpfahle, die etruskischen Skarabäen nach
oben, und nach unten das Aufgehen des italischen Stiles im Hellenismus, die vollendete Aus-
gleichung mit der rein griechischen klassischen Weise.
Ein so leicht fassliches äusseres Kennzeichen wie die Skarabäusform für die etruskischen,
die Skarabäus- und Skarabäoidform für die älteren griechischen Steine giebt es hier nicht. Nur
eine kleine Anzahl der in diesem Abschnitte besprochenen Gemmen hat noch die Skarabäus-
form. Denn um dieselbe Epoche, wo im Osten die Skarabäoidform verschwindet; bort im
Westen auch die Skarabäusform auf, und es herrscht dann hier wie dort allein die Form des
festgefassten Ringsteines. Dennoch fehlt es nicht an Kennzeichen äusserer Art, durch Material
und Technik geboten, weiche zu denen des Stiles hinzutreten und mit ihnen zusammen die
nun zu betrachtenden Gruppen fest zu umgrenzen erlauben.
Diese Gruppen sind gleichzeitig denjenigen der östlichen griechischen Welt, welche wir
in dem Abschnitte über die hellenistischen Gemmen (Abschnitt VI) behandelt haben; sie stellen
das italische Gegenbild zu jenen dar. Sie sind um ebensoviel trockener, kümmerlicher,
ärmlicher, als es die ganze italische Kultur gegenüber der glänzend reichen östlichen in der
Alexander- und Diadochenepoche war; sie sind unselbständig, abhängig und doch wieder voll
von Eigenart; sie tragen ihr italisches Gesicht offen und ehrlich, dessen tiefgegrabene Züge
erst gegen Ende der Epoche sich verwischen, um sich zu dem glatten, geschminkten Antlitze
des reinen Hellenismus aufzuklären.