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JOHANNES TSCHERTE'S WAPPEN.
EIN BEITRAG ZUM FORMSCHNITT VON ALBRECHT DÜRER
von Dr. Albert Ilg.



OH ANNES T/^r^kaiserlicherBau-
und Brückenmeister in Wien, dessen
im Anhange zu Nicolaus Meldemann's
Relation undPlan von Wien aus dem Jahre 1530
unter den wackeren Vertheidigern der hart
bedrängten Stadt während der türkischen Bela-
gerung im Vorjahre rühmliche Erwähnung ge-
schieht, ist durch den auf der Nürnberger Stadt-
bibliothek aufbewahrten Entwurf eines an ihn
gerichteten merkwürdigen Schreibens Willibald
Pirkheimer's in der Kunstgeschichte bekannt
und interessant geworden. Es ist dies jener Brief,
Avorin Pirkheimer, der kranke und verdrossene,
wunderliche Mann, kurz vor seinem Tode, zwi-
schen November und 22. December 1530,
Albrecht Dürer's Eheliebste, Frau Agnes,
bekanntlich in ein so wenig g-ünstiges Licht zu
stellen sucht und auch seiner Unzufriedenheit
über die Entwicklung der Reformation, deren
eifriger Anhänger er doch vor Jahren gewesen,
unverblümten Ausdruck gibt. Tfclierte, der
wohl zu jenem Kreise von Wiener Gelehrten
und Künstlern gehört haben mag-, welche seit
den Tagen des ritterlichen und poetischen Kaisers Max mit den Nürnberger Koryphäen in lebhaftem
geistigen Verkehr standen, wie Celtes, Cuspinian, Stabius, Bischof Slatkonia und Andere, correspondirte
schon einige Jahre vorher mit Pirkheimer über fachliche Gegenstände, wie in Thaufing's Dürerbuche
(S. 448) zu ersehen. Auf dem Nürnberger Reichstage 1522 kamen Tfclierte, Dürer und ihr gemein-
schaftlicher Freund, der Kanzleiverwalter des Reichskammergerichtes Ulrich VarnbHier, auf des Ersteren
Einladung bei einem Frühmahle zusammen.1 Darauf beschränken sich unsere Kenntnisse über die Ver-
bindung zwischen dem grossen Nürnberger Meister und Johannes Tfcherte, welcher der Erstere
durch seine in Holzschnitt ausgeführte Zeichnung des Tfckerte'ichen Wappens ein bleibendes Denk-
mal gestiftet hat. Obgleich das Monogramm Dürer 's auf diesem, von uns in der Originalgrösse neben-
stehend reproducirtenHolzschnitte" nicht echt ist, wurde doch die Urheberschaft des Meisters von keinem
Autor {Heller, 1948; Barifcli, 170; Retberg, 244; Thaufing S, 377) angezweifelt, da das Blatt die Hand-
schrift Dürers unverkennbar aufweist.
' Vergl. Dürer-'s Briefe, Tagebücher und Reime etc. von Moriz Thaufing (Band III der Quellenschriften für Kunstgeschichte) S. 177.
2 Eine etwas verkleinerte Reproduaion des Dürer'Ichen Blattes, in Holzschnitt ausgeführt, enthalt der Ornamentstichkatalog des k. k.
Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie von Dr. Fr. Schesiag (Wien, 1871) auf S. 1S1.

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