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DIRK BOUTS' BILDNIS EINES BETENDEN MANNES.

RADIERUNG VON PETER HALM.

Zu den schönsten altniederländischen
Bildnissen gehört ein männliches Porträt von
Dirk Bouts, das lange Jahre eine der größten
Zierden der Kölner Sammlung Oppenheim
gebildet hatte und nun über die New Yorker
Sammlung Altmann ins Metropolitan Mu-
seum gelangt ist. Es nimmt im Werke seines
Meisters und in der niederländischen Kunst
des fünfzehnten Jahrhunderts überhaupt
eine Sonderstellung ein. Bouts, der aus
Holland stammende Löwener Meister, ge-
hört nicht zu den eigentlichen Porträtisten
wie Jan van Eyck oder wie Hans Memling.
Nur wenige Bildnisse seiner Hand sind
überliefert und es scheint fast, daß er nicht
eigentlich berufsmäßig in diesem Fache tätig
war, sondern nur ausnahmsweise die Züge
von Männern, die ihm irgendwie innerlich
nahe standen oder deren Konterfeiung ihn
von psychischer Seite besonders reizte, mit
dem Pinsel wiedergab. Seine importanteste
Bildnisschöpfung ist zweifelsohne das 1462
datierte Porträt der Londoner National-
gallery, das einenjüngeren Mann mit ernsten,
fast versonnenen Zügen halben Leibes mit
vor der Brust übereinandergelegten Händen
in einem Innenraum, dessen geöffnete
Fensterläden einen schmalen Ausblick auf
eine weite Landschaft gewähren, zeigt. Eigenartiger und persönlicher in der Auffassung ist aber
das im Format kleinere, im Stil mindestens ebensogroße Meisterwerk, von dem die Radierung-
Peter Halms vorliegt.

Das ganze Werk beherrscht der Kopf. Er sitzt in der Mitte des Bildes und nimmt als große
helltonige Fläche, von farbigen Dunkelheiten ringsum eingerahmt, die Aufmerksamkeit des
Beschauers sofort allein für sich in Anspruch. Die steile Kappe scheint besonders hoch gestaltet,

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Dirk Bouts, Bildnis eines betenden Mannes. GetniUde im Metropolitan Museum
in New York.
 
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