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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc.
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Unsre Bilder, vom Herausgeber — Personal- und Ateliernachrichten

ckS8

darf sich freuen, ihm hoffentlich noch öfter zu begegnen.
—; In Amberg, der uns mit so heitrem Humor ein
offenbar sehr gefährliches „Defils" schildert, treffen wir
dagegen einen alten Bekannten. Nur daß er, der sonst
nicht frei war von Sentimentalität, hier, wo er mitten
unter die märkischen Bäuerinnen geraten, gesunder und
frischer erscheint als je zuvor. Die beiden von rechts und
links zugleich angefallenen schalkhaften Bauernmädchen
haben freilich sich tapfer durchgeschlagen auf ihrem Weg,
aber ob nicht die hübsche Brünette doch eine kleine Wunde
davongctragen von dem Husaren, der sie attakiert, das
bleibt mindestens zweifelhaft, da sie sich offenbar schwer
von ihm losreißt. Viel weniger gefährlich scheint da-
gegen der ältere Nachbar der allerliebsten Blondine ge-
worden zu sein, die auf seiner Seite geht. Offenbar
weil er einen schon weit baufälligeren Eindruck macht,
als sein strammer Kampfgenosse und darum sichtlich sehr
viel weniger zieht. Die beiden schäkernden Dirnen aber
sind von so köstlicher Erfindung und so voll Naturwahr-
heit, die sonnige Frühlingslandschaft Paßt überdies so gut
zu der lustigen Angriffsszene, daß man schon seine Freude
an der kerngesunden Durchführung des liebenswürdigen
Ganzen haben kann. — Wer wollte aber den Künstler
nicht beneiden, der sich nun schon seit mehr als dreißig
Jahren durch Stadt und Land durchgeliebt und dabei
so wenig Schaden gelitten hat, daß er uns jetzt noch so
köstliche Perlen aus den heimischen Gewässern heraus-
fischen kann? Jedenfalls beweist er uns damit wieder
einmal, um wie viel besser cs den Künstlern bekömmt,
daheim zu bleiben, als das im Auslande zu suchen, was
man zu Hause so viel leichter finden kann — die Ver-
einigung von Wahrheit und Schönheit.

Von der alten Sympathie, die Mars und Venus
für einander haben, gibt dann Emeles »kEsjor clu jour»
ein rührendes Beispiel, da es uns diesen Gewaltigen
zeigt, wie er eben eine Thorwache revidiert, bei diesem
Geschäft aber so viele Köchinnen um sich versammelt, die
vom nahen Markt herüberkamen, daß man eben so gut
meinen könnte, die Inspizierung gelte ihnen. Hat Emelä
schon die verschiedensten militärischen Genrebilder gegeben,
so ist dieses, das uns die Zeit Friedrichs des Großen
so lebendig versinnlicht, jedenfalls eines der besten.

Personal- und Melirrnachrichken

V. V. Wien. Wer ist Karl Oderich? Ein Schüler
Makarts. Mehr mußte man bis nun nicht von dem jungen
Maler, welcher dieser Tage in der Gartenbaugesellschaft ein
Kolossal-Gemälde in Wasserfarben ausgestellt hat, die mild und
doch kräftig leuchten, wie Ölfarben. Eines der umfangreichsten
Bilder feiner technischen Gattung zweifelsohne (3 auf 5 Meter),
stellt das stark bewegte, von ernsthaftem Wissen und Können
zeugende Gemälde eine Episode aus dem Kriegslebeu des großen
Pharaonen Rhamses II. dar, welcher auf seinem Eroberuugszuge
nach Vorderasien am Orontes auf die Cheta und ihre Hilfsvölker
stieß und dieselben in der legendären „Löwenschlacht" bei Kadesch
aufs Haupt schlug. Den Ausschlag bei diesem Siege, den sich
der in einem wilden Felsthale in Hinterhalt geratene Pharao
heiß genug erkämpfen mußte, gaben dessen Schlachtlöwen, welche
Schrecken und Verwirrung in die Reihen der feindlichen Wagen-
kämpfer brachten. Der wilde Knäuel der Kämpfenden, aus welchem
die fahlgelben Leiber der wütenden Bestien leuchten, ist malerisch
packend dargestellt und verfehlt nicht eine bedeutende Wirkung.
Der dem berühmten Ebersfchen Roman „Uarda" entnommene
Stoff hat den Künstler mit voller Gewalt erfaßt und zu einer
künstlerischen Thal begeistert, welche in erster Linie die dem jungen

Maler gewordene Anerkennung des Dichters selbst und dann auch
jene des Kunstfreundes im hervorragendem Maße verdient.

U. Berlin. Die Ehrenbezeigungen, die dem Präsidenten
der Akademie derKünsteProfessor Karl Becker am 20. Dezember
1890 aus Anlaß seines 70. Geburtstages zu teil geworden, sind
außerordentlich zahlreiche gewesen. Bon allen Reichen der Welt,
in denen ordentliche Mitglieder der Akademie und Freunde und
Verehrer des Gefeierten wohnen, sind Glückwunschtelegramme
und Adressen in künstlerischer Ausführung, sowie kostbare Ge-
schenke eingegangen. So „spendeten u. a. Oswald Achenbach-
Düsseldorf ein kostbares Ölgemälde: „Italienische Landschaft"
in herrlichem Rahmen, Ludwig Zweig ein von der Meisterhand
Skarbinas gefertigtes Gemälde: „Die Huldigung Beckers durch
Figuren aus seinen Werken", die Schüler der Hochschule für die
bildenden Künste einen riesigen Lorbeerkranz, die Beamten der
Akademie der Künste eine künstlerisch ausgesührte Adresse in einer
Mappe mit Bronzeschmuck, Direktor und Lehrer-Kollegium der
Hochschule ein schlichtes Glückwunschschreiben; der Verein Berliner
Künstler, die Generalverwaltung der Königlichen Museen, das
Kultusministerium, die technischen Hochschulen und andre hiesige
Kunstinstitute ließen dem Jubilar teils durch Deputationen,
teils schriftlich ihre Glückwünsche überreichen. Die Senatoren
und Mitglieder der Akademie der Künste verehrten ihrem Prä-
sidenten seine von dem Bildhauer ProfessorJuliusMose r-Berlin
verfertigte Porträtbüste. Zur besonderen Ehrung wird dem Ver-
nehmen nach der Kurator der Akademie dieser die Büste Karl
Beckers für den Sitzungssaal überweisen. Nachträglich hat die
bekannte Kunsthandlung von Ed. Schulte-Berlin zur Feier des
70. Geburtstages Karl Beckers eine Ausstellung seiner Werke
veranstaltet. — Leider gibt dieselbe keinen vollständigen Über-
blick über seine künstlerische Thätigkeit, da die meisten Werke des
Meisters trotz ihrer gewaltigen Menge sich in Amerika befinden
und nur verhältnismäßig wenige in Deutschland verblieben sind.
Der Künstler gehört eben zu denjenigen deutschen Meistern,
welche drüben am meisten geschätzt werden. Trotzdem sind viele
Perlen in Deutschland verblieben, wie das im Jahre 1855 ge-
malte Gemälde: „Juwelenhändler beim Senator" (Galerie Ra-
venö-Berlin), „Karl V. bei Fugger" (Nationalgalerie) u. a. Auch
sein jüngstes Gemälde „Kaiser Karl V. empsängt während seines
Aufenthalts in San Duste im Beisein seines Vertrauten Louis
Quixada den Juan d'Austria, seinen im Verborgenen aufer-
zogcnen Sohn, eine Frucht seiner Liebe mit Barbara Blumen-
berg aus Regensburg". Aus diese Ausstellung werden wir dem-
nächst noch ausführlich zurückkommen.

— Üeber Edgar Böhm, dessen Tod wir im vorigen
Heft gemeldet haben, schreibt der Korrespondent der „Köl-
nischen Zeitung": „An Edgar Böhm nagte der unbefriedigte
künstlerische Ehrgeiz. Böhm mar ein Mann, der nach dem Höchsten
strebte und sich nie genug thun konnte. Keine Büste verließ sein
Atelier, ohne daß ihm nicht Gewissensbisse über mögliche Mängel
aufstiegen. Vor einigen Jahren ward aus Waterloo Place gegen-
über dem Athenäum-Klub seine Bildsäule des Generals Lord
Lawrence aufgestellt; er schaute sich dieselbe — wie er selbst zur
Zeit erzählte — täglich von dem Fenster des Klubhauses an,
bekrittelte sie, ärgerte sich über die Stellung des Säbels und
rastete nicht, bis man ihm gestattete, sie auf seine eigenen Kosten
durch eine andre zu ersetzen. In den letzten Jahren nun peinigten
ihn zwei Mißerfolge: der Jubiläumsmünzkopf der Königin und
das neue Wellington-Denkmal vor Hyde Park Corner. Böhm,
der Sohn des kaiserlichen Münzdirektors in Wien, begann seine
Laufbahn als Münzstempelschneider und ward bei Gelegenheit
des Jubiläums der Königin mit der Anfertigung eines neuen
Münzkopses betraut, und dieser Münzkopf ist, besonders mit dem
früheren verglichen, geradezu häßlich und nebenbei unnatürlich;
das Krönchen auf dem Haupte der Herrscherin scheint herunter
rutschen zu müssen. Wie weit die Wünsche von oben daran die
Schuld trugen, bleibe dahingestellt. Vielleicht mehr noch als das
verunglückte Münzbild kränkle ihn die Wellington-Bildsäule, die
bei Hyde Park Corner aufgestellt wurde, nachdem die alle Bild-
säule auf dem Bogeneingauge des Parks nach Aldershot gewandert
war. Böhms Werk ermangelte der künstlerischen Einheit; der
eiserne Herzog selbst ist gut getroffen, sein Gaul soll dem seligen
Leibpferde sehr ähnlich sein, und die vier Soldaten um den Granit-
sockel vergegenwärtigen in geschichtlicher Treue vier Typen aus
des Herzogs Armee im Anfänge des Jahrhunderts, aber es fehlt
der Zusammenhang. Es heißt, daß dem Künstler nicht die nötigen
Mittel zur Ausführung seiner eigentlichen Idee zur Verfügung
gestellt wurden; indeß die große Gelegenheit, ein Standbild zu
schaffen, das an Friedrich den Großen Unter den Linden erinnerte,
 
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