Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
llTocOeiifeflfenber.

Montag, den 8. Januar.

Den Völkern verkündet im neuen Jahr
Auch meine erste Nummer:

(Gestreckt ist auf die Todtenvahr
Gambetta zu ewigem Schlummer!

Kladderadatsch.

Menstag» den 9. Januar.

Er starb, verdammt und unbeweint!
bricht tönen Trauerglocken.

Er war der Kirche grimmigster Feind.
Nun dürfen wir frohlocken.

Die Bischöfe Frankreichs.

Mittwoch) den 10. Januar.

Wir führten mit ihm legitim
Den Kampf biö auf das Messer.

Nun haben wir endlich Ruh. Denn ihm
Ist wohl und uns ist besser.

Cliambord et Compagnie.

Wochenkalender.

Donnerstag, den I!. Januar.

ES treffe den Helden der Dictatur
Der Fluch, der tausendfache!

Denn ein Verrüther war er nur
An unsrer heiligen Sache!

Tie EommunardS.

Areitag, den 12. Januar.

Für Frankreich hinterlieb er Nichts
Als seiner Revanche Vermachtuiß.

Uns freut der Tod des frevlen Wicktö
Wir fluchen seinem Gedachtniß.

Eassagnac und Eonsorten.

Sonnabend, den 13. Januar.

Ich habe ihn, er hat mich gehabt. -
Von Haß und Kampf und Beschwerde.
Du ehrlicher Feind, jetzt halte Rast
Und — lerckt sei dir die Erde!

contrasignirt

Germania,

Kladderadatsch.

Humoristisch - satirisches Wochenblatt.

Mit dieser Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den Kladderadatsch mit 2 M. 25 Pf. für In- und Ausland. —
Wir bitten um rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, da wir später nicht dafür einstehen können, die bereits erschienenen
Nummern noch vollständig nachzuliefcrn. — Einzelne Nummern, soweit dieselben noch vorräthig, ä 25 Pf.

Die Verlagshandlung A. Hofmann & Comp, in Berlin.


r streckt die Hand aus nach dem Diadem!

Gleich Cäsar hat geherrscht er als Dictator.

’C Weh, Frankreich, dir, wenn auf den Thron er kam'
Du würdest zittern vor dem — Imperator!

Sei auf der Hut! Schon beugen ihm die Knie
Die Schnieichler und der Tyrannei Vasallen;
Zermalm' im Keime Leons Dynastie!

Gleich Cäsar lall der Nebermüth'ge fallen!

Und heut? heut feiern ihn als Patriot,

Die ihn in wildem Hast- geschmäht noch gestern.

Die Schaar verschwand, die ihm den Tod gedroht,
verstummt ist plötzlich Racheschrei und Lästern.
Heschlossen ward von seinen Gegnern jetzt,

Dast ihm der Staat erweise höchste Ehre:
„Gambetta werde festlich beigesetzt.

Wie wenn als König er gestorben wäre!"

So sprach man einst; und auf Verderben sann
Manch neuer Hrutus in geheimer Halle,

Und Hrutus war ein ehrcnwerther Mann
Md ehrenwcrth — das waren Alle, Alle!

: Doch Cäsar täuschte seine Feind' und warb
Nicht um die Krone. — Als Lelbftüberwinder
Stieg er vom Stuhl der Macht herab, und starb
Wie Millionen andre Menschenkinder.

vergessen fast — o wandelbar Geschick
Ward, als er einst der Macht entsagt, sein Walten.
Nur Wcn'ge sprachen: Mög die Republik
An ihm, als an der Hoffmmg Anker, halten!

Denn kommen einmal wird doch seine Zeit
Da wird er Stab und Schwert mit Kraft erfassen,
Damit er die Geknechteten befreit.

Strastburg und Metz - noch seid' ihr nicht verlassen!

Seht! Durch die Stadt im Festgepränge geht
Oer lange Zug. — von jedes Mastbaums Wipfel
Statt bunten Schmucks die Trauerfahne welch.
Minister tragen stumm des Hahrtuchs Zipfel,
Marfchülle folgen und ein Licht Geschlecht
von Diplomaten auch. Cs strahlt in bunter
Festpracht der Grden heut. Doch seh ich recht?
Auch der Vertreter Deutschlands ist darunter.

Sic Alle, die einst hegten schweren Groll —

Sie schreiten heut einher mit traur'gen Seelen,
Wie folgen sie — so scheint es — kummervoll.
Die Diener nur der heil'geu Kirche fehlen. —

Ein Trauerzug — wie in der tragudie —
bewegt sich langsam hin zum Pere Lachaise,

Das; dort Löons, des Ersten, Dynastie
2m Reiche der Verwesung — sanft verwese.
 
Annotationen