Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

DOI Artikel:
Heilmeyer, Alexander: Die neuen Isarbrücken Münchens mit ihren tektonischen und plastischen Schmuckformen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8?. Max Joseph-Brücke; Architektur von Theodor Fischer, jetzt in Stuttgart.

(Die neuen ^sarKrüeKen
Münchens mit ihren tektonischen
und pkastischen Kchnruekformen.

(Von -Akexan-er Heikinexer.

(Schluß.)

n der Rlax I osephbrücke (Abb.
8r—ty7), über welche die Straße
vom englischen Garten nach Bogen- |
Hausen führt, zeigt sich der or-
ganische Zusammenhang von Ela-
stik und Architektur noch bestimmter
und deutlicher. Die Skulptur wächst aus der Archi-
tektur hervor; aus der in tektonischen formen gebun-
denen Materie entwickelt sich organisches symbolisches
Leben. Sobald man von tektonischer Plastik spricht,
muß man an die Bildwerke unserer Brücken denken.
Der Fußgänger, der am rechten Isarufer zur Max
Iosephbrücke kommt, bemerkt, wie die festen Stützpfeiler
ein wenig über das Geländer der Fahrbahn empor-
steigen. Steht man oben auf der Fahrbahn, so
wirken diese Pfeiler ungemein dekorativ, sie bringen
durch ihre vertikale Stellung eine angenehme Ab-
wechslung in die langgestreckte fast horizontale Linie
der Brücke. Eine durchbrochene, sanft geschwungene
Brüstung verbindet je zwei Pfeiler an beiden Enden
der Fahrbahn. Zwischen zwei Pfeilern erhebt sich !

5~. 3nl)rg. Heft 2. — 4,

auf der Basis der Brüstung eine plastische Gruppe,
und zwar auf der linken östlichen Seite eine geflügelte
weibliche Figur mit einem putto, der in ein porn
bläst (Abb. 96). In den Reliefs auf den beiden
Pfeilern nebenan haben Düll und Petzold das
Motiv weiter ausgeführt. Ein fliegender Adler und
eine Windmühle erwecken augenblicklich die Vor-
stellung von Luft und Wind (Abb. 90 u. 9 s).

Ein anderes Naturelement — das Feuer •— ist
gegenüber in der Gestalt des Prometheus, einein
jugendlichen nackten Mann mit einem kräftig gebil-
deten Rücken und sehnigen Beinen verkörpert (Abb. 95).
Mit der rechten pand hält er eine brennende Fackel,
die Linke umfaßt ein altes Götterbild; ein Zeus-
Adler umschließt mit seinen mächtigen Schwingen
das Ganze. Peilmaier hat dieser Skulptur eine
reliefartige Geschlossenheit gegeben, wodurch das
Ganze so gut sichtbar wird. Dem Nebeneinander
dieser Bildwerke entspricht das Nacheinander der
Assoziationen, die sie Hervorrufen. Neben dem lagern-
den Mann mit der brennenden Fackel ist auf den
nächsten Pfeilern ein Feuersalamander und ein Vogel
Phönix in den Stein gemeißelt (Abb. 88 u. 89).
Floßmann hat in einer liegenden weiblichen Figur
die Mutter Erde, die ihr Rind mit ihren Früchten
nährt, dargestellt. Diese Vorstellung wird wiederum
erweitert und ausgetieft durch die entsprechenden Be-
gleitbilder auf den beiden Pfeilern: ein paar pasen
im blühenden Aohl und einem Vogel im Aorn (Abb. 92).
— Münchener pumor spricht aus der am westlichen

Kunst und Handwerk.

6
 
Annotationen