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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Roessler, Arthur: Otto Obermeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0023

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©tto Dbcriiieier.

2511.24. Dom Bogenscheitel der Prinzregentenbrücke; nach den Modellen von Ernst Pfeifer; in Kupfer getrieben

von pygin Kiene, München.

Otto Ößermeier.

iDon -Arthur Voeszker.

Die Gelegenheit, über eineit noch wenig be-
kannten Künstler zu schreiben, ist für den Inter-
preten stets eine Verlockung, denn sie bietet ihm J
den Anlaß zur prunkenden Ausbreitung der eigenen J
Begabung, zu mehr oder minder tiefen psycho-
logischen Analysen und Darlegung ästhetischer Pro-
grammsätze. Wenn die nachfolgenden Ausführungen J
sich anspruchsloser geben, so wird ihre Bescheiden- I
heit durch die gesunde Einfachheit und Verständlich-
keit der Arbeiten des Künstlers verursacht, die einer
raffinierten Kritik nicht bedürfen, da sie den Lesern
und Beschauern dieser Zeitschrift vermöge ihrer
Gemütswerte und fast durchwegs volkstümlichen
Gestaltung vertraut erscheinen werden. Denn der
junge Wünchener Künstler, von dem hier die Rede
ist, heißt Obermeier, ist aber ein Biedermeier.

Alan darf dies Wort nicht falsch auffassen.
Ich möchte den Künstler Otto Obermeier mit der
Benennung als Biedermeier durchaus nicht etikettiert

| wissen, da ja die Möglichkeiten seiner künstlerischen
Entwicklung nicht mit Bestimmtheit voraus zu sehen
und zu sagen sind; ich will ihn damit auch nicht
als nachempfindenden Stilbildner charakterisieren,
vielmehr nur bedeuten, daß er einem glücklichen
Instinkte folgend, als Stilist dort anknüpft, wo die
logische Entwicklung unserer Kultur vor Jahren fast
unvermittelt abriß.

Otto Obermeier geht, seinem gesunden, natür-
lichen Gefühl folgend, als Bildender bis zu unseren
Großvätern zurück, deren Werke angewandter Kunst
in ihrer knappen Sachlichkeit ganz vorzüglich er-
zieherisch zu wirken vermögen. Ihm gilt Bieder-
meier als Erzieher.

Wan muß nämlich wissen, daß die, lange Zeit
hindurch gering geschätzte, Stilepoche „Biedermeier"
eine reiche und kulturell bedeutende ist. Der spät-
geborene Enkel blickt, wie einer in der chohen Warte
einmal trefflich schrieb, mit einer gewissen affektierten,
halb spöttischen, halb gönnerhaften Überlegenheit,
hinter der sich nur allzuoft eine unbefriedigte Sehn-
sucht verbirgt, auf jene großelterlichen Tage zurück,
 
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