Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

DOI Artikel:
Die Konkurrenz-Entwürfe für das Goethe-Denkmal in Düsseldorf
DOI Artikel:
Woltmann, Alfred: Christoph Amberger
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0097

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Koukurrenz-Entwürfe für das Cornelius-Denkmal in Düsseldsrf. — Christoph Amberger.

190

189

Tenius, der mit dcr Linkcn die Jnschrifttafel und mit
der Rechtcn einen Kranz über den Namcn „Cornelius"
hält. Der Altmeistcr ist sitzcnd und ctwas seitwärts
gewandt dargcstellt, höchst lebendig und in cntsprechendcr
Charakterisirung aufgcfaßt. Sehr ähnlich und charak-
tcristisch j„ der Haltung ist auch einc anderc Figur aus
Berlin mit dem Mvtto „Dcm Altmeister deutscher Kuust".
Dicsclbe macht mit ihrcm ganz cinfachcn Postamcnt cinen
edlcn und würdigcn Eindruck und würdc noch gewinnen,
wcun das cine Bein gcäudert werdcn könntc, welches
cms ciueni länglichcn, eckigcn Stcin stcht. Ein Enlwurf
mit dem Mvlto „Jn dankbarer Erinncrung", ebcnfalls
ans Berlin, würdc sich, dcr ganzcn selbstbewußten Stel-
lung der Figur nach, wcit eher für cincn Staatsmaun
cignen, als für Cornclius, hat übrigens cin schönes
Postamcnt, das sich nur uach obeu noch clwas verjüngcn
müßtc. Zn cincr Skizze aus Drcsden mit dcm Motto
„Zur Wiirdigung dcutschcr Kunst" erschcint die Figur,
die cinc Nollc mit dcn Wortcu „Glhptothek, Ludwigs-
kirche, Camposantv" hält, gar zu schwächlich sür das
Postament, auf wclchem in Rclicfs die vier Scligkciteu:
Glaubc, Liebe, Hoffnung und Frieden nach Cvrnelius'
Kompositioncn dargestellt sind. Ein Berliner Künstler
hat unter dem Motto „Ng.jori coclo" zwei Entwürfe
eiugcsandt, von dcncn dcr eine dcn Altmcistcr in sitzender
Stellung zcigt auf cinem niedrigen Postament, welches
mit rcichcn, aber nur flüchtig skizzirlen Rcliefs versehen
ist. Der andere Entwurf dagegcu ist schr sorgsältig
durchgeführt und höchst lybenswcrth, namentlich sein Posta-
ment. Es ist mit reichem ornamentalen Schmuck
vcrsehen und mit schöncn Relicfs geziert. Auf der
Vorderseitc zeigt ein Mevaillon cinen Genius mit dcr
2nschrifttafcl und auf der Rückscite dcn Geuius der
deutschen Kunst, das Gewand auf dcr Brust mit dem
Reichsadlcr geschmückt. An dcn Scitcn sinb spmbolische
Darstcllungen der schöpferischen Kraft dcs Genies und
der Thätigkcit des Mcistcrs. Die Figur steht siunend
d», im Bcgrifs, cin Skizzcnbuch zu öffnen, und ist würdig
und charakleristisch gehalten. Der weite Ueberzieher
beeinträchtigt leiver von einigcn Gesichtspunklen aus
burch unvortheilhafte Linicn dcn gutcn Einvruck des
Ganzeu, der sich auch noch dadurch steigern tonnte, daß
durch einc größcre Ausladung dcs Gesimses Postamcnt
u»d Figur mehr getrcnut würdcn. Mindcr rühmens-
werth ist ein Bcrliner Entwurf mit dem Molto „tUnsus
prueposuit Lironis", dcr aus Bcgas' Schule zu stammen
scheint. Auf fünf Stufcn erhebt sich das Postament,
u» dessen Seite die etwas massivcn Gcstalten „Gedanke"
u»d „Phantasic" sitzen. Die Figur des Meisters ist
g»t modellirt, aber nicht charakteristisch. Sie wird durch
den iiumotivirtcn Faltcnwurf dcs Aiantcls zu sehr ver-
steckt und macht mit dem in die Ferne stierenden Blick
elwa ven Eindruck eines Felbherru, dcr nach Hülfs- ,

truppen ausschaut. Eine Skizze aus Wien mit dem
Motto „Deutsche Künstler, deutsche Kunst" ist wieder
mehr in malerischem als in plastischem Gciste gcdacht
und entbehrt ciner großartigcn Totalwirkung. Das als
polirter Granit charakterisirte Postament ist sehr hoch
und verjüngt sich stark nach obcn. Anf den vorsprin-
genden Ecken trägt es vier allegorische Kindergestalten aus
Bronze, die halb schwebend dasitzen. Die Gcftalt hat
den linken Fuß auf cine kleine Erhvhung gcsetzt nnd
stützt sich auf cin großes Zeichenbrett. Sie ist nicht
uncharakteristisch, crscheint aber für dic Höhe des Unter-
baues zu klein.

So haben wir denn, indem wir die stattliche Rcihe
höchst verdienstlicher Arbeiten freilich nur in flüchtigen
Umrissen skizzirten, mit Freuden wahrgenommen, daß
sich darunter viel Schöncs befindet, was sich bei noch-
maliger Durcharbeitung nntcr genaucr Berücksichtigung
der durch Ort und Vcrhältnisse gebotenen Beschränkiingen
gcwiß zur Ausführung eignen würde. Wir hegen daher
die zuversichtliche Hofsnung, daß vie Stadt Düsseldorf
nun bald in den Besitz eines würdigen Denkmals gelan-
gen werde für ihren berühmtesten Sohn, den unsterb-
lichen Cornelius! L.

Lhrilloph Ämlierger.

Jm erstcn Bande des Allgenicinen Künstler-Lexikons
von vr. Julius Meher ist eine kurze Biographie Am-
berger's enthalten, die ich im Jahre 1869 verfaßt habe.
Die urkundlichen Notizen in derselben beschränken sich
darauf, daß Ambcrger in den Jahren 1534 bis 1560
in den Augsbnrger Stcuerbüchern vorkommt. Von dem
damaligen Archivar der Stadt Augsburg war nicht
mchr als dies zu crlangen. Seither erfrcnt sich abcr
das Archiv einer andercn Verwaltnng, und es war mir
vcrgönnt, bci einem neucn Besuch daselbst den Maler-
büchern mehrere Nachrichten übcr Augsburger Künstler
zu entnehincn. Das zweitc dcr beidcn Bändchcn wurdc
im Jahre 1542 nach dem vorhandcnen älteren Material
zusammengestellt und enthält über Amberger Folgendcs:

Jm Jahre 1530 wurde er in die Zunft aufge-
nommen: „Jtem Es ist khumen Cristoff ambergcr vnnd
hatt Begcrt des handtwerckhtt Jst gclichenn wordenn,
1530 Jar." — Auch im Lehrbuben-Register wird mehr-
fach erwähnt, daß Christoph Amberger der Zunft „cinen
Jungen sürgestellt": im Jahr-1534 den „Hanns Lcron
vonn kauffbeun" (diese Notiz ist ausgestrichcn und 1536
von neuem eingctragen); im Zahre 1538 dcn „Cristoff
michclls vonn Salzburg"; 1542 dcn „Samuel metzler
von Costancz"; 1546 den „Hanns Berckhman von
Costancz". Jm Zahre 1542 endlich war Amberger
Büchsenmcistcr dcr Zunft. Das Jahr scines Todes ist
 
Annotationen