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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Ein Manuskript Schnorr's über seine römischen Fresken
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0375

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IX. Jahlgang.
öciträgc

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(Wieu, Theresianumg.
25) od.andieVerlUgsh.
(Lcip)ig, Königsstr. 3)
zn richten.

4. Lrptembtl'.

Nr. 47.
Znscratc

n 2>/2 Sgr. sür dl- drei
Mal gespaltrnr Petitzeile
werde» von jeder Buch-
und kunsthandlung an-
gcnommen.

1874.

Beiblatt zur Zeitschrift slir bildeude Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalren die Abonnenlen ver „Zeitschrift für bildende Kunst" xiaH5; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Ein Manuskript Schnorr's über seine römischen Fresken. — Der Salon. III. — Kunstliteratur: B. de Nossi, Llnsaiei eristiani; N. Mena rd,
llistoirs äos bonux-nrts; Zeitung für Antiqnitätensammler. — Die französische Kommission für bildende Kunst. — Ausstellung peruanischer
Alterthümer. — Görlitz: R. Siemering's Fries; Nürnberg: Die Stadtmauer; Die angeblich von Memling gemalten Fahnen. — Inserate.

Ein Manuskript Zchnorr's über seine römi-
schen Fresken.

V o r b e m e r k u n g.

Der 1840 gcstorbene Marchese Camillo Massimo,
der Gemahl einer sächsischen Fürstcntocher, hatte den
deutschen Künstlern Overbeck, Veit, Koch, Schnorr und
Führich die Mcisterwerke der italienischen Litcratnr als
Themen zu Wandmalereien im Erdgeschoß seiner Billa
am Latcran gestcllt. Dante's Göttliche Komödie malten
Koch und Veit in dem einen Seitenzimmer, Tasso's
Befreites Jerusalem Ovcrbcck und Führich in dcm
andern, dcr Haiiptraum abcr, das Mittelzimmer, wurde
von Schnorr allein ausgemalt. Die Fresken desselben
führen uns den rasendcn Roland von Ariost vor.
Die dazugehörigen Kartons befindcn sich im Bcsitz des
Städcl'schcn Musenms in Frankfurt a/M. Die Be-
trachtung derselben vcranlaßte Fr. Kugler, sein frühercs
scharfcs Urtheil über Schnorr (bei Besprcchung seiner
Münchener Fresken) zu mvdifiziren. Jn seinen „Reise-
notizen" ^) äußert er sich über dcssen römische Freskcn
folgendermaßen: „Die Kartons von Schnorr zn seinen
Fresken in der Villa Massimo zn Rom, mit Dar-
stellungcn aus dem rasendcn Roland, sind höchst inter-
essant nnd für den Beginn der romantischen Richtung
unserer Kunst sehr bezeichnend. Sie haben noch ganz
die schöne jugendlich naive Grazie, der man diesen oder
jcncn Mangel gern vergiebt, wcil noch so viel Hoffnung
darin ist."

*) Fr. Kiigler, Kleiue Schriftcn mid Studieu zur Kunst-
geschichte. Bd. III. S. 509.

Schnorr's Fresken in Rom waren von dortigen
älteren Künstlern scharf kritisirt worden. Als Entgeg-
nung setzte er das in Folgendem mitgetheilte Manu-
skript auf, wclches sich unter den hinterlassenen Papieren
des Malers Plattner vorgefunden hat. Es erscheint
! uns in verschiedener Hinsicht sehr beachtenswerth, und
wir glauben mit der Veröffentlichung desselben aucb
denen, welchen die Originalfresken nicht zugänglich sind,
insofern eine Art Ersatz zu bieten, als die Worte des
! Meisters ein getreues Spiegelbild des Geistes seiner
Schöpfungen sind.

Der raftiide Noland von Uriost,
als Gegenstand der Malereien eines Saales im Casino
der Villa Massimo.

Zur Erklärung und Rechtfertiguug.

Ein Gedicht wie der rasende Roland von Ariost,
in welchem die Hauptidee so verborgen liegt, wie der
Faden in einem reichen Blnmengewinde, so willkürlich
in der Zusammenstellung seincr Theile, von solchem
Umfang, muß bei verschiedencn Lescrn auch auf sehr
verschiedene Weise in der Erinnerung bleiben; wenu
auch durch den gleichen Ton, in dem alle Theile ge-
halten sind, ein ähnlichcr Eindruck von dem Ganzen
bei dem Leser zurückbleibt.

Bevor ich daher die einzelnen Stellen des Gedichts
anführe, die bei den verschiedencn Darstellungcn mir
vorschwebten, glaube ich erst Rechenschaft geben zu
müssen von der Art, wie ich das Gedicht als ein
Ganzes angesehen und behandelt habe, und was mir in
 
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