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Inschriften aus Dalmatien.
Im Mai dieses Jahres wurden in Kistanje dem
alten Burnum auf dem Acker der Brüder Stevan und
Tanasia Stupar drei Grabsteine von Soldaten der
XI. Legion gefunden, die sich gegenwärtig im Museum
des kroatisclien Altertumsvereins zu Knin befinden
und mir von dessen Präsidenten P. Alois Marun
in Lichtbildern treundlichst vermittelt wurden.
i. Oberer Teil einer Grabstele (Fig. 15), h. 0^94 m,
br. 0'62 m, d. O'IS“; Inschriftfeld h. 0’57 m, br. 0'48 m;
Buchstaben-
höhe 0'04 bis
0'05 m. Beider-
seits des mit
einer centralen
Rosette gefüll-
ten vertieften
Giebelfeldes
Ranken, eben-
solche auf dem
darunter ver-
laufenden
Ouerstreifen.
L(ucius) Bo-
dlius L(uci)
fyilius) Pol-
(lia) Genialis
Pollent(ia) J)
mil(es) leg(io-
nis) XI C(lau-
diae) p(iae) f(idelis) centuria Iuli Secundi ann(orum)
XXX stip(endiorum) X h(eres) f(aciendum) c(uravit).
Bodlius zu kelt. boudi ,Sieg‘, *bodio ,siege‘ mit
5 aus au (wie in den Namen Boudius, Boudillus),
altbrit. Bödicos entspricht dem lat. ,Yictor‘. 2)
Fig. 15 Grabstele aus Kistanje.
2. Grabstele aus Kalkstein (Fig. 16), h. i'87 m,
br- 0'57 m, d. 0'2Ö m. Im Giebelfeld eine Rosette,
beiderseits Akroterien. Das vertiefte Inschriftfeld
h.O'52 m, br. 0'44 m, Buch-
stabenhöhe 0^04—0'0Ö m.
M(arcus) Domitius
M(arci) f(ilius) Fa-
tna Sev-
erus Brixsia *)
mil(es) !eg(ionis) XI
5 ann(orum) XXX
stip(endiorum)
VIII h(ic)
s(itus) e(st)
heres posuit.
Durch das Fehlen
von C(laudia) p(ia) f(ide-
lis) bei leg(io) XI ist
für das Alter des Steines
das Jahr 42 p. Chr. als
terminus ante quem ge-
geben, da die Legion in
diesem Jahre zusammen
mit der XXI wegen
ihres Verhaltens beim
Aufstande des Legaten
Furius Camillus Scribo-
nianus mit diesem Beinamen ausgezeichnet wurde.
Über einen dritten Stein, der unter dem In-
schriftfelde die Reliefdarstellung eines chirurgischen
Besteckes trägt vgl. Wiener Studien XXIV 14g ff.
Wien, im October 1902. HANS LIEBL
Fig. 16
Grabstele aus Kistanje.
Preisausschreiben.
Im Sinne des Stiftbriefes über die Dr Leopold
Anton und Marie Dierlsche Preisaufgabenstiftung ist
von Seite des Professorencollegiums der philosophi-
schen Facultät an der k. k. Universität in Wien
J) Vgl. Kubitschek, Imp. Rom. tributim discrip-
tum 104 (Pollentia), 108 (Brixia).
2) Nach giitiger Mitteilung des Herrn Dr R.
als Thema der fiinften philologischen Preisaufgabe
gewählt worden:
„Die griechischen Sclavennamen sollen aus der
gesamten antiken Überlieferung (Literatur, Papyrus,
v. Grienberger, vgl. Holder, Alt-Celtischer Sprach-
schatz 458 und 498.
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Inschriften aus Dalmatien.
Im Mai dieses Jahres wurden in Kistanje dem
alten Burnum auf dem Acker der Brüder Stevan und
Tanasia Stupar drei Grabsteine von Soldaten der
XI. Legion gefunden, die sich gegenwärtig im Museum
des kroatisclien Altertumsvereins zu Knin befinden
und mir von dessen Präsidenten P. Alois Marun
in Lichtbildern treundlichst vermittelt wurden.
i. Oberer Teil einer Grabstele (Fig. 15), h. 0^94 m,
br. 0'62 m, d. O'IS“; Inschriftfeld h. 0’57 m, br. 0'48 m;
Buchstaben-
höhe 0'04 bis
0'05 m. Beider-
seits des mit
einer centralen
Rosette gefüll-
ten vertieften
Giebelfeldes
Ranken, eben-
solche auf dem
darunter ver-
laufenden
Ouerstreifen.
L(ucius) Bo-
dlius L(uci)
fyilius) Pol-
(lia) Genialis
Pollent(ia) J)
mil(es) leg(io-
nis) XI C(lau-
diae) p(iae) f(idelis) centuria Iuli Secundi ann(orum)
XXX stip(endiorum) X h(eres) f(aciendum) c(uravit).
Bodlius zu kelt. boudi ,Sieg‘, *bodio ,siege‘ mit
5 aus au (wie in den Namen Boudius, Boudillus),
altbrit. Bödicos entspricht dem lat. ,Yictor‘. 2)
Fig. 15 Grabstele aus Kistanje.
2. Grabstele aus Kalkstein (Fig. 16), h. i'87 m,
br- 0'57 m, d. 0'2Ö m. Im Giebelfeld eine Rosette,
beiderseits Akroterien. Das vertiefte Inschriftfeld
h.O'52 m, br. 0'44 m, Buch-
stabenhöhe 0^04—0'0Ö m.
M(arcus) Domitius
M(arci) f(ilius) Fa-
tna Sev-
erus Brixsia *)
mil(es) !eg(ionis) XI
5 ann(orum) XXX
stip(endiorum)
VIII h(ic)
s(itus) e(st)
heres posuit.
Durch das Fehlen
von C(laudia) p(ia) f(ide-
lis) bei leg(io) XI ist
für das Alter des Steines
das Jahr 42 p. Chr. als
terminus ante quem ge-
geben, da die Legion in
diesem Jahre zusammen
mit der XXI wegen
ihres Verhaltens beim
Aufstande des Legaten
Furius Camillus Scribo-
nianus mit diesem Beinamen ausgezeichnet wurde.
Über einen dritten Stein, der unter dem In-
schriftfelde die Reliefdarstellung eines chirurgischen
Besteckes trägt vgl. Wiener Studien XXIV 14g ff.
Wien, im October 1902. HANS LIEBL
Fig. 16
Grabstele aus Kistanje.
Preisausschreiben.
Im Sinne des Stiftbriefes über die Dr Leopold
Anton und Marie Dierlsche Preisaufgabenstiftung ist
von Seite des Professorencollegiums der philosophi-
schen Facultät an der k. k. Universität in Wien
J) Vgl. Kubitschek, Imp. Rom. tributim discrip-
tum 104 (Pollentia), 108 (Brixia).
2) Nach giitiger Mitteilung des Herrn Dr R.
als Thema der fiinften philologischen Preisaufgabe
gewählt worden:
„Die griechischen Sclavennamen sollen aus der
gesamten antiken Überlieferung (Literatur, Papyrus,
v. Grienberger, vgl. Holder, Alt-Celtischer Sprach-
schatz 458 und 498.
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