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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 6.1903

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Kubitschek, Wilhelm: Salonitanische Inschriften
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Maaß, Ernst: Heliostempel in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31258#0317

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83

E. Maass, Heliostempel in Athen.

84

n. 2062 n. 8747

L V A R I
DOMO A
LEC XI Cl
L VARIVSIi
5 ET BENN
VIVAE

INFRONTEP

O* L- F-S E
VG‘PRAET0r
FO’COH'Vi'
AETVS PV/
i A E v SABINa^

so gewöhnlich sonst auch dieser Name ist; auch andere
Hilfsmittel fehlen, um das Cognomen zu restituieren,
dessen Verlust in Z. 1 sicher genug angenommen
werden darf. Andererseits ist das Gentile Bennius
sonst nicht gerade häufig, so daß man nicht unbe-
achtet lassen kann, daß in einer dalmatinischen In-
schrift unbekannten B'undorts 3195 a derselbe Frauen-
name wiederkehrt (Bennia Sabina, Mutter einer Vol-

[ci]nia Marcellina), und daß 8733 ein salonitanischer
Quattuorvir iure dicundo P. Bennius Sabinus erscheint,
der praefecl(u)s cohort(is) II Lusitanor(um) equitatae
gewesen war, und daß das gleiche Pränomen und
Gentile in einer anderen dalmatinischen Inschrift
16279 — aus Doclea — sich bei einem P. Bennius
Egregius zeigt, der mil(es) coh(ortis) vol(untariorum),
adiu[t(or)\ princ(ipis), b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis)
gewesen ist. Zwischen diesen Personen ist vielleicht
ein verwandtschaftlicher Zusammenhang vorauszu-
setzen.

Daß in einer ägyptischen Inschrift CIG 4716 d 9
[rjdioc Bs[vioc;] KsXep, itpmxTQg [4>X]aou£ag

[0]pdixo)V erwähnt wird, muß hier gleichgiiltig sein.
Wenn aber in einem herculanensischen Katalog
CIL X 1403 c, 4 mitten unter Tribunen der Maecia
und Menenia ein L. Bennius L. f. Tro(mentina)
Martiumus auftritt, so wird mit Riicksicht auf seine
Tribus die Frage erlaubt sein, ob er ein Salonitaner
gewesen ist.

Wien. W. KUBITSCHEK

Heliostempel in Athen.

In Athen gab es einen Heliospriester und eine
Priesterin; auch einen Votivaltar an Helios kennen
wir. Toepffer hat dariiber in der ,Attischen Genea-
logie“ das Nötige gesagt (S. 120 f.). Es hat also auch
einen Heliostempel in Athen gegeben. Allem An-
schein nach besitzen wir von diesem nocli umfäng-
liche Sculpturstücke.

In die wohl aus dem achten Jahrhundert stam-
mende byzantinische Kirche Panagia Georgoepekoos
in Athen ist eingemauert ein antiker Marmorfries
mit den Monatsdarstellungen, d. i. den Tierkreis-
zeichen und anderen dem Festkalender und dem
Leben entlehnten, in den letzten Jahren mit Glück
mehrfach behandelten Monatssymbolen. Das antike
Gebäude ist verschollen und bisher auch nicht durch
Vermutung wiedergewonnen. Ein Profanbau war es
nicht; wenigstens wüßte ich eine praktische Bedeu-
tung nicht anzugeben, wie wir das z. B. beim
Oktogon der Winde nocli können. Dieser Turm
sollte durcli den Triton hoch oben die Windrichtung
dem Publicum melden. So sind wir auf eine sacrale
Bestimmung gewiesen. Und damit wird eine sehr
bestimmte Antwort nahegelegt. Der Zodiakal- und
Monatsfries eignet sich ausgezeichnet nur für ein

Heliosheiligtum, falls man nicht in rein astrologische
Sphären hinabsteigen will. Solche aber sind von
Athen und seinen älteren Denkmälern fernzuhalten.
Es ist zu denken, daß in oder eher auf dem Heilig-
tum die Heliosstatue stand: Helios inmitten der
Monatssymbole des Frieses! Helios stand auf dem
Tempelbau z. B. im römischen Circus (,Tagesgötter‘
148), unter den Tierkreiszeichen ist er auf Mosaiken,
Platten und allerlei Tafeln, auch in der poetischen
Literatur, eine zu bekannte Darstellung, als daß es
hier noch der Belege bedürfte.

Es wird sich jetzt darum handeln festzustellen,
ob nicht unter den übrigen in die Kirche einge-
mauerten antiken Bruchstücken solche sind, die von
einem Heliostempel stammen oder stammen können.
Ein von Svoronos beschriebenes Fragment scheint
der Annahme günstig (Journ. intern. d’arch. num.
II 69 Anm. 3). Die Stücke müßten photographiert
und veröffentlicht werden. Am besten freilich wäre
es, wenn die Athener sich entschlössen, das kleine
Gebäude abzubrechen, um diese scliönen Zeugen
einstiger Herrlichkeit freizumachen und ohne Zweifel
neue ans Licht zu bringen. Auch S. Maria Libe-
ratrice am Palatin ist gefallen.

Marburg i. H. ERNST MAASS
 
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